Viersen In der Weinbrennerei

Viersen · In der ehemaligen Dujardin-Produktionsstätte in Uerdingen hat Eigentümer Mattias Melcher ein Museum eingerichtet. Nach einer Führung locken das Restaurant "Alte Küferei" oder der Biergarten im großen Innenhof.

 Günter Haase, Projektleiter bei der Weinbrennerei Dujardin, gehört zu den Führern, die den Besuchern – wie hier – die große Brennerei sowie die Schnapsdistillerie, die Fasslager und die Küferei zeigen.

Günter Haase, Projektleiter bei der Weinbrennerei Dujardin, gehört zu den Führern, die den Besuchern – wie hier – die große Brennerei sowie die Schnapsdistillerie, die Fasslager und die Küferei zeigen.

Foto: Thomas Lammertz

Krefeld Große glänzende Kupferkessel und blitzblankes Glas prägen das Ambiente in der "großen Brennerei" im Museum Dujardin in Krefeld-Uerdingen. Die riesige, in Teilen mehr als 100 Jahre alte Produktionsstätte ist die einzige noch bestehende Weinbrennerei Deutschlands. Sie ist zu einem Museum umgebaut worden, nachdem die Weinbrandproduktion dort in den späten 90er Jahren eingestellt wurde. In vier Gebäuden des Backstein-Komplexes, deren ältester die ehemalige Küferei (heute Restaurant) noch vor 1900 errichtet wurde, können Besucher die Verwaltung mit dem eleganten, alten Sitzungssaal, die beiden Brennereien, die Destillerie und die Lager mit ihren bis zu 13 500 Liter fassenden Holzfässern besichtigen.

Eine der zahlreichen historischen Fotografien zeigt gleich zu Beginn der Führung die "Imperial", das einzige jemals existierende deutsche Weintankschiff, das den Wein der Winzerfamilie Dujardin aus der französischen Charente über Atlantik, Nordsee und Rhein in 14-tägigem Rhythmus nach Uerdingen transportierte.

Dort machte die Weinbrennerei, 1810 von Henri Melcher begründet und seitdem in Familienbesitz, daraus feinen Weinbrand. Melchers Rath, Dujardin Imperial, Dujardin Fin sowie der Doppelwacholder "Uerdinger" werden bis heute in Frankreich beziehungsweise im westfälischen Rinteln hergestellt. Die im Ursprungsgebiet des Weins produzierten Dujardins dürfen sich heute auch wieder "Cognac" nennen.

Nach der Wacholder-Destillerie mit ihren vielen Ausstellungsstücken – darunter ein aufklappbarer Globus mit Weinbrandflasche und Gläsern aus den 50er Jahren – geht die Führung vorbei am Zollbüro und dem Kontroll-Laboratorium, beide noch vollständig eingerichtet. In den anschließenden Lagerhallen mit gut zwei Dutzend bis zu drei Meter hohen, alten Mischfässern und den kleineren Reifefässern aus französischem Limousin-Holz hat der heutige Eigentümer, Matthias Melcher, eine alte Abfüll- sowie Verkapselungsmaschinen und historische Verpackungskartons ausgestellt. Dahinter zeigen sich die ehemalige Betriebsschlosserei, die dorthin verlegte Küferei und zuletzt die "Schwenk-Halle", in der die Fässer selbst hergestellt und repariert beziehungsweise gereinigt wurden.

Nach der Führung können es sich die Besucher in dem erst im März eröffneten Restaurant in den Räumen der alten Küferei oder im Biergarten mit dem Dujardin-Eisenbahnwaggon auf dem Hof der Weinbrennerei gemütlich machen. Dabei kann man sich ein Melchers schmecken lassen. Nein, das ist kein Weinbrand, sondern ein vom Eigentümer selbst kreiertes Bier – als Hell oder Dunkel zu haben.

(RP)
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