Brüggen Als Brüggen Geschichte schrieb

Brüggen · In der Burg legten die früheren Kreisarchivare Leo Peters und Paul-Günter Schulte Brüggens Historie dar.

 Zwiegespräch und Buchvorstellung Prof. Leo Peters und Paul Günter Schulte v.l. von Band 4 Viersener Salon in der Burg Brüggen.

Zwiegespräch und Buchvorstellung Prof. Leo Peters und Paul Günter Schulte v.l. von Band 4 Viersener Salon in der Burg Brüggen.

Foto: Knappe, Jörg (jkn)

In den Kasematten an der Burg Brüggen wird derzeit gearbeitet, um die einstige Festungsanlage begehbar zu machen. Leo Peters, ehemaliger Kreisarchivar, lobte bei der Präsentation seines neuen Buches die Gemeinde dafür. „Ich finde es wunderschön, dass Sie die Kasematten wieder zugänglich machen“, sagte Peters an Brüggens Bürgermeister Frank Gellen (CDU) gerichtet, der zur Buch-Präsentation im Kultursaal der Burg Brüggen gekommen war. Denn die Kasematten wieder für die Öffentlichkeit herzurichten, sei greifbarer Geschichtsunterricht.

Nun ist dem ehemaligen Kreisarchivar und engagierten Historiker aus Kaldenkirchen seit langem daran gelegen, Geschichte für viele Menschen verständlich zu erzählen. Das tut Peters regelmäßig mit seiner Serie in der Rheinischen Post, aus der das zweite Buch entstanden ist. Nachdem der erste Band mit 50 Beiträgen der Serie rasch vergriffen war, setzte sich Albert Pauly, Vorsitzender des Vereins für Heimatpflege in Viersen, dafür ein, dass aus weiteren 50 Beiträgen ein zweiter Band veröffentlicht werden konnte. Dieser ist nun im Droste-Verlag erschienen. Unter dem Titel „Der Niederrhein – Schauplatz europäischer Geschichte“ gibt Peters einen Einblick in die Geschichte des heutigen Kreises Viersen und zeigt auf, wie sich historische Ereignisse auf die Menschen im Grenzland auswirkten.

Dass Brüggen dabei besonders häufig genannt wird, ist kein Zufall, wie Peters bei der Präsentation am Samstagabend herausstellte: „Neben Kempen war Brüggen territorialpolitisch sehr wichtig.“ Mit Paul-Günter Schulte, ebenfalls ehemaliger Kreisarchivar und zuletzt Stadtarchivar in Krefeld, erzählte Peters locker von Brüggens Bedeutung für die Region und von den Menschen, die Brüggens Geschichte prägten. darunter war auch eine Frau: Ferdinanda von Wachtendonk, Erbin von Krickenbeck, die mit dem Brüggener Amtmann Johann Friedrich von Schaesberg acht Kinder hatte und 1644 im Alter von 37 Jahren bei einer Wallfahrt nach Kevelaer starb. Sie wurde in der Kirche des damaligen Kreuzherrenklosters in Brüggen bestattet. Ihr Grab, so berichtete Peters, befinde sich noch heute in der Kirche St. Nikolaus – doch da die Kirche beim Umbau verändert und der einstige Chorraum zugemauert worden sei, komme man an das Grab nicht mehr heran.

In rascher Folge spazierten Peters und Schulte durch Brüggens Historie. Sie berichteten von den Amtmännern und dem Kreuzherrenkloster, von Astronom Benzenberg, der für das Klostergebäude allerlei Ideen hatte, von der Franzosenzeit und der Dilborner Kapelle, von der Ziegelei Laumans, deren Ziegel viele Adelssitze in der Region deckten, und der Nachkriegszeit, in der die Unterbringung der Flüchtlinge und Vertriebenen eine Herausforderung für die Kommunen war. Peters betonte auch, dass es die heutige deutsch-niederländische Grenze über Jahrhunderte nicht gegeben habe: „Jahrhundertelang war die Geschichte hier dadurch geprägt, dass man den Blick nach Westen richtete.“ Dass nur wenige Besucher den Weg in den Kultursaal fanden, war schade. Wer sich für die Ortsgeschichte Brüggens interessiert, hätte an diesem Zwiegespräch der Historiker sicherlich Freude gehabt.

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