Viersen Im Unterricht trommeln

Viersen · Durch ein Kooperationsprojekt stockt die Hauptschule Süchteln mit dem Haus an der Dorenburg in Grefrath ihren Instrumentenbestand auf. Zwölf Cajons bereichern jetzt den Unterricht. Mehr Instrumente sollen folgen.

 Musiklehrerin Ruth Scharmann (links) musiziert mit ihren Schülern auf den neuen Sitztrommeln.

Musiklehrerin Ruth Scharmann (links) musiziert mit ihren Schülern auf den neuen Sitztrommeln.

Foto: BUSCH

"Jane, drehen!" Der Ausruf ihrer Mitschüler lässt die 13 Jahre alte Schülerin der Hauptschule Süchteln aufspringen. Blitzschnell dreht sie das Cajon, auf dem sie bereits Platz genommen hatte. Nun steht die Sitztrommel genau wie alle anderen mit dem Klangloch zur Außenseite des Halbkreises. "Denkt daran, ein bisschen kippen, dann geht es los", sagt Musiklehrerin Ruth Scharmann, bevor sie eine CD mit südamerikanischen Stücken einlegt.

Lehrerin gibt Rhythmus vor

Die ersten Klänge des bekannten Songs "Patta Patta" erklingen. Ruth Scharmann setzt sich selber blitzschnell auf eine Sitztrommel und gibt den Rhythmus der Schläge vor. Die Siebtklässler, die anfangs genau auf den Schlagrhythmus der Hände ihrer Lehrerin achten, kommen in den Rhythmus hinein. Kurze Handzeichen von Ruth Scharmann und die Schüler schlagen leiser oder lauter auf die Sitztrommeln. Die Kommunikation ohne Wörter haben alle gelernt. Konzentriert lächelnde Gesichter sind im Musikraum der Süchtelner Hauptschule zu sehen.

"Trommeln macht einfach Spaß", sind sich die Schüler einig. Sie habe mit Flöte angefangen, aber schnell die Lust verloren, weil es sich doch komplizierter als gedacht herausstellte. Trommeln hingegen sei einfach zu erlernen. Sie finde es klasse, berichtet die zwölfjährige Julia. Bei Ronja hingegen hat das Trommeln den Wunsch geweckt ein weiteres Instrument zu lernen. Die 13-Jährige träumt vom Klavierspielen.

Seit einigen Wochen sind die Cajons an der Hauptschule im Einsatz und Ruth Scharmann kann bereits ein positives Fazit ziehen. "Die Sitztrommel kommen super an. Es ist ein Musikinstrument, das jeder Schüler sofort spielen kann, ohne dass man lange lernen muss. Die Schüler spielen sie gerne, freuen sich auf den Musikunterricht und verlassen ihn entspannt", berichtet die Musiklehrerin, die das Projekt auch ins Leben rief.

Sie kam Anfang vergangenen Jahres an die Schule und überlegte, dass es für die Schüler, die viel Musik konsumieren, auch wichtig sei, selber welche zu machen. Dazu suchte sie eine niedrige Einstiegsschwelle. Die Cajons lagen auf der Hand. Allerdings kosten die in der Regel 200 Euro und der Schuletat reichte gerade einmal für drei dieser Instrumente. Durch einen glücklichen Zufall erfuhr sie von Schreiner und Ergotherapeut Eric Jarling, der diese Cajons im Bereich der Arbeitstherapie im Haus an der Dorenburg in Grefrath schon gebaut hatte.

Nach Rücksprache mit der Schulleitung nahm Ruth Scharmann Kontakt auf und legte damit den Grundstein für eine Kooperation, die für beide Seiten von Vorteil ist. Die Patienten im Haus an der Dorenburg freuen sich über den Auftrag und die Schüler über ihre Instrumente. Da diese für den Selbstkostenpreis gebaut wurden, reichte der Etat gleich für zwölf Instrumente. "Jetzt überlegen wir schon gemeinsam, welche Instrumente diese Arbeitsgruppe zur Erweiterung unseres Instrumentenbestandes an unserer Schule noch für uns bauen könnte, wenn es der Etat wieder zulässt", sagt Ruth Scharmann.

(tref)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort