Kreis Viersen Im Rheinland gab's viel Gesprächsstoff

Kreis Viersen · Der Tambora-Ausbruch und seine weltweiten klimatischen Folgen haben vielfältigen Niederschlag in der wissenschaftlichen Literatur gefunden. Im renommierten C.H. Beck Verlag in München erschien zuletzt 2015 Wolfgang Behringers Buch "Tambora und das Jahr ohne Sommer". Den Zeitgenossen in Deutschland wird die Ursache ihres Ungemachs aber nicht bekannt gewesen sein.

Ungeachtet der allgemeinen Tristesse, den die fast ständig verdunkelte Sonne verbreitete, hielt das Jahr 1816 für die Menschen zwischen Maas und Rhein viele wichtige Ereignisse vor, wie man im einzelnen dem informativen Internet-Portal "Rheinische Geschichte" des Landschaftsverbandes Rheinland entnehmen kann. Im Juni befuhr zum ersten Mal ein Dampfschiff den Rhein: die englische "Defiance" legte die Strecke von Rotterdam nach Köln mit der neuen Technik zurück. Auch in der aufblühenden Industrie hielt die Dampfkraft Einzug, - zukunftweisend für die Textilindustrie im Viersen-Dülken-Gladbach-Krefelder Raum. In der Aachener Tuchfabrik wurde 1816 eine Dampfmaschine nach dem Wattschen System in Betrieb genommen.

Mehr Mobilität war angesagt, als im selben Jahr das königlich-preußische Generalpostamt in Berlin das Postwesen in der Rheinprovinz übernahm.

Ein Jahr nach der Beendigung des Wiener Kongresses kam es im Juni 1816 zu einem preußisch-niederländischen Grenzberichtigungsvertrag. Tegelen, das zunächst zum Kreis Kempen gehörte, fiel danach 1817 an die Niederlande. In dem Jahrhunderte lang zum Herzogtum Jülich gehörenden Ort an der Maas wird man dies 2017 ausgiebig feiern.

Auf der politischen Bühne schlug die Zensur der nachnapoleonischen Restauration zu. Joseph Görres' Zeitung "Rheinischer Merkur" wurde 1816 wegen der Kritik an Reaktion und Bürokratie durch die Obrigkeit verboten.

Und die Bürokratie wurde verfeinert: In sechs neu errichteten Regierungsbezirken nahmen 1816 die Regierungspräsidenten ihre Arbeit auf - in Aachen, Köln, Kleve, Düsseldorf, Koblenz und Trier. Auf kulturellem Gebiet deutete sich zaghaft ein Großereignis des 19. Jahrhunderts ab: die Vollendung des Kölner Domes.

Bei seiner Rheinreise zur Begutachtung der rheinischen Bau- und Kunstdenkmäler stellte Karl Friedrich Schinkel im August 1816 den schlechten baulichen Zustand der ehrwürdigen Kathedrale in Köln fest. In Paris und Darmstadt waren 1814/15 die mittelalterlichen Fassadenpläne des Domes aufgetaucht.

(plp)
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