Viersen Im Heiß-Container den Ernstfall proben

Viersen · Temperaturen von über 170 Grad erlebten die Atemschutzträger der Viersener Feuerwehr. Im Hof der Feuerwache in Viersen steht die Trainingsanlage für Realbrandausbildung. Die Arbeit der Teilnehmer soll so optimiert werden.

 Die rußgeschwärzten Container simulieren Wohnungen, die in Brand geraten sind. Die Feuerwehrleute können so für reale Einsätze üben. So erlangen sie Sicherheit und Routine.

Die rußgeschwärzten Container simulieren Wohnungen, die in Brand geraten sind. Die Feuerwehrleute können so für reale Einsätze üben. So erlangen sie Sicherheit und Routine.

Foto: Busch

Der Abdruck der Atemschutzmaske ist noch deutlich auf dem Gesicht von Sven Reinirkens zu sehen. "In der Theorie lernt man viel, aber diese Hitze jetzt einmal realistisch zu erleben, und darin zu arbeiten, ist eine Erfahrung, die mehr als nur wichtig ist", meint der Unterbrandmeister des Löschzuges der Freiwilligen Feuerwehr Viersen. Dabei liegt sein Blick auf den beiden großen, schwarzen Containern im Hof der Feuerwache in Viersen. Über ihnen flimmert die Luft vor Hitze und auch neben den je 16 Meter langen und 2,50 Meter breiten Containern ist es nahezu unerträglich warm.

Viersen: Im Heiß-Container den Ernstfall proben
Foto: Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen)

In eine brennende Wohnung eintreten, Menschen retten und Feuer unter Realbedingungen löschen, das übten am Wochenende 120 Atemschutzträger der Viersener Berufsfeuerwehr sowie der Freiwilligen Viersener Wehren. Eigens dafür war die Trainingsanlage für Realbrandausbildung der Firma Feuercon aus Erkrath angemietet worden. Es handelt sich dabei um eine feststoffbefeuerte Anlage, bei der in den insgesamt drei möglichen Feuerstellen des Containers Holz verbrannt wird. "So erreichen wir nicht nur reale Hitzeentwicklungen von 170 bis 200 Grad, sondern auch reale Rauchdichten. Es gibt die Anlagen auch gasbefeuert, wobei dann allerdings die Rußpartikelentwicklung fehlt", informiert Michael Nöllner, Brandinspektor der Viersener Berufsfeuerwehr. Mit einem Zischen schießt plötzlich weißer Dampf durch die Ritzen einer der geschlossenen Türen. "Ein Liter Wasser verdampft zu 1600 Liter Wasserdampf. Dieser 100 Grad heiße Dampf geht selbst durch die Schutzkleidung, die ansonsten sogar die hohen Temperaturen abwehrt. Das heißt, weniger Wasser beim Löschen ist mehr. Die richtige Löschtaktik unter Realbedingungen ist zum Beispiel etwas, das in den Containern geübt wird", erklärt Nöllner. In diesem Moment öffnet sich die vordere Türe eines Containers und zwei Feuerwehrmänner tragen einen Dummy heraus, bevor sie wieder in der Hitzehölle verschwinden, um nach der Rechts-Hand-Such-Regel auf die weitere Suche nach dem Baby-Dummy zu gehen.

Schließlich hat der aus zwei Personen bestehende Trupp, samt eines Ausbilders von Feuercon, den Glutofen, der eine brennende Wohnung simuliert, verlassen. Die Feuerwehrmänner legen die rund 15 Kilogramm schwere Atemschutzausrüstung ab und schälen sich aus den rußgeschwärzten Schutzanzügen. 20 Minuten haben sie in den beiden miteinander verbundenen Containern Schwerstarbeit geleistet und dabei rund 1,5 Liter Wasser durchs Schwitzen verloren. "Man fühlt sich wie nach einem zehn Kilometer langen Lauf.

Unter richtigen Bedingen zu arbeiten, darunter auch Rauchschichten, ist enorm wichtig. Es ist eine gute Ausbildung auf sicherer Basis, bei der man immens viel lernt" beschreibt es Brandmeister Christian Woters vom Löschzug der Freiwilligen Feuerwehr Viersen. "Die Feuerwehrleute erfahren Feuer, Rauch und Wasserdampf, wie es in einer Realsituation der Fall ist. Sie lernen für sich ihre Grenzen kennen und sind damit im Einsatz viel sicherer unterwegs. Solche Übungen sind ein wichtiger Bestandteil der Ausbildung", betont Roman Schulz, Ausbilder von Feuercon. Das kann Nöllner nur bestätigen, der seine Übungseinheit im Heiß-Container, wie ihn die Feuerwehrleute nennen, ebenfalls aktuell schon absolviert hat. "Wir erleben hier einen Vollbrand einer Wohnung, bei dem alles in Flammen steht und können so unsere Arbeit unter Realbedingungen optimieren", sagt Nöllner.

(tref)
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