Angebot in Brüggen Im Garten für die Arbeitswelt lernen

Brüggen · Auf den ersten Blick nicht zu erkennen: Die Jugendwerkstatt in Brüggen-Bracht ist eine 5400 Quadratmeter große, grüne Idylle. Warum Jugendliche wie Jafar durch den Aufenthalt dort glücklicher werden.

 Jafar, Markus, Laura und Justin (v.l.) sind vier Jugendliche, die an der Jugendwerkstatt in Brüggen-Bracht teilnehmen. Sie erfahren mehr über Gartenbau, auch Allgemeinbildung und richtiges Verhalten in der Arbeitswelt.

Jafar, Markus, Laura und Justin (v.l.) sind vier Jugendliche, die an der Jugendwerkstatt in Brüggen-Bracht teilnehmen. Sie erfahren mehr über Gartenbau, auch Allgemeinbildung und richtiges Verhalten in der Arbeitswelt.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Wenn man auf den Parkplatz zwischen der Brachter Grundschule am Alster Kirchweg und der Turnhalle fährt, ahnt man nicht, welch' prächtiges Gelände sich hinter der Turnhalle befindet. Es ist die Jugendwerkstatt Bracht, die der Kreis Viersen unterhält. „Seit ich hier bin, bin ich glücklich“, sagt der 18-jährige Jafar.

In der Jugendwerkstatt Bracht finden Jugendliche, die Schwierigkeiten haben, sich in der Schule, im Alltag und bei der Suche nach einem zukünftigen Beruf zurecht zu finden, Hilfe. Zweimal wöchentlich werden sie dort im Gartenbau unterrichtet. Sie können unterschiedliche Stauden selbst ziehen und diese, etwa bei Tagen der offenen Tür, an die Besucher verkaufen.

Dazu steht ihnen richtig viel Platz zur Verfügung. Die Jugendlichen können auf 5400 Quadratmetern Freifläche tätig sein. Und nicht nur das: Auf dem Areal gibt es außerdem ein 95 Quadratmeter großes Treibhaus, ein Feuchtbiotop, sechs Hochbeete, Obstbäume und Beerensträucher.

Jafar und Markus (beide 18), sowie die 17-jährige Laura und Justin (17) sind froh, dort neben dem Besuch der Berufsschule an zwei Tagen in der Woche lernen zu können. Ein Blick in Jafars Gesicht zeigt, wie glücklich er dort ist. Er kam vom Berufskolleg in die Jugendwerkstatt in Brüggen-Bracht und ist schon fast zwei Jahre dort. „Ich fühle mich hier pudelwohl und hätte es früher nicht gedacht, dass ich mal gerne im Garten arbeite“, sagt er mit einem Schmunzeln. Markus hat gemerkt, dass er selbstbewusster geworden ist. Er kam von der Realschule Niederkrüchten. Jetzt freut er sich auf eine Ausbildung als Fachkraft für Möbel, Küchen und Umzugsservice.

Laura wurde vom Jugendamt in die Brachter Werkstatt vermittelt. Die junge Frau hatte „zunächst gar keine Lust auf Garten“ und arbeitete zuerst im Catering-Bereich, der auch zur Jugendwerkstatt gehört. Dann wechselte sie in den Gartenbereich, was ihr besser gefällt. Sie würde später gerne in der Alten-, Kinder- oder Krankenpflege arbeiten. „Die Zeit hier hat mich weitergebracht und ich habe mich entwickeln können“, sagt die 17-Jährige.

Justin ist eher der ruhige Typ, hat aber gemerkt, dass er viel „aus der Zeit hier für seinen Alltag mitnehmen“ kann. Er hat zuvor am Förderzentrum West gelernt und hatte zuerst etwas Angst, was auf ihn zukommen würde. „Ich hätte nie gedacht, dass mir das so gut gefällt“, sagt der 17-Jährige. „Es tut wirklich gut, wenn man hier ist“, lautet das übereinstimmende Fazit aller vier.

Sozialarbeiterin Lisa Hödel kümmert sich neben Gartenbautechnikerin Vera Böhmer um die Jugendlichen. Einmal pro Woche bietet Lisa Hödel ein sozialpädagogisches Programm. Dabei vermittelt sie Allgemeinbildung, etwas Politik, Sport sowie Geografie. Auch Lebenspraxis steht auf dem Stundenplan.

Ökotrophologe Alexander Klanten leitet den Catering-Bereich. Dort wird alles verarbeitet, was im Garten der Jugendwerkstatt wächst und gedeiht. Die Jugendlichen lernen, was gesunde Ernährung bedeutet – und auch Gemüseverweigerer kommen schnell auf den Geschmack, wie gut die selbst gezogene Kohlrabi schmecken kann.

„Wir vermitteln Arbeitsdisziplin, die Akzeptanz von Arbeitsanweisungen ohne zu diskutieren, Arbeit selbstständig zu erkennen, Pflichtbewusstsein, Pünktlichkeit, Durchhaltevermögen und vor allem Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen“, zählt Vera Böhmer auf.

Sie freut sich immens, wenn sie ehemalige Teilnehmer der Jugendwerkstatt wiedertrifft. So wie Bianca (20) und Yekaterina (24). „Man hat sich hier selbst gefunden und viel gelernt, etwa den Umgang mit Geld und mit Lebensmitteln“, sagen die beiden. Sie würde die Jugendwerkstatt jedem Jugendlichen, der Hilfe braucht, empehlen: „Es war eine wirklich schöne Zeit.“

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