Kreis Viersen IHK ruft zur Rettung der Zentren auf

Kreis Viersen · Die Industrie- und Handelskammer sieht existenzielle Gefahren für die Einkaufsregion Niederrhein. Immer mehr Leerstände, immer mehr Filialen in den Zentren, zu wenig Parkplätze und starke Konkurrenz sorgen für Probleme

 Die Industrie- und Handelskammer warnt vor dem Sterben der Innenstädte in der Einkaufsregion Niederrhein. Auch im Viersener Stadtgebiet gibt es Probleme mit Leerständen oder uneinheitlichen Öffnungszeiten.

Die Industrie- und Handelskammer warnt vor dem Sterben der Innenstädte in der Einkaufsregion Niederrhein. Auch im Viersener Stadtgebiet gibt es Probleme mit Leerständen oder uneinheitlichen Öffnungszeiten.

Foto: Busch

Die Industrie- und Handelskammer sieht die Einkaufsregion Niederrhein und deren Innenstädte bedroht. In einem Strategiepapier nannte die Vollversammlung die ihrer Ansicht nach größten Herausforderungen. In zehn Punkten fordert sie die Politiker und Verwaltungen auch im Kreis Viersen zum Handeln auf. Denn: "Wenn nicht gegengesteuert wird, können diese Entwicklungen zu einer Abwärtsspirale in den Innenstädten führen", warnt Rainer Höppner, IHK-Vizepräsident und Vorsitzender des IHK-Einzelhandelausschusses.

Erhebliche Risiken sieht die IHK etwa in der demografischen Entwicklung, in der Ausweitung der Filialen oder im starken Wettbewerb. Höppner ruft zu einem gemeinsamen Vorgehen auf, um Innenstädte wie in Alt-Viersen vor dem schleichenden Veröden zu retten: "Da Händler, Politik, Verwaltung und Immobilienbesitzer die Zukunft nur gemeinsam erfolgreich gestalten können, ist es wichtig, eine Strategie zu verfolgen", so Höppner. Der Strukturwandel werde vor allem in Form von Leerständen sichtbar. Im Viersener Stadtgebiet ist dies nicht nur in Alt-Viersen - dort gibt es mehr als 30 leerstehende Ladenlokale -, erkennbar, sondern gerade auch in Süchteln und Dülken.

Eine große Gefahr sieht der Verband in der Konkurrenz: zum einen im Internethandel, zum anderen für Mittelzenten wie Viersen in der Nähe zu Einkaufsregionen wie Düsseldorf oder den Niederlanden. Besonders im Weihnachtsgeschäft aktuell ist die Diskussion über die Öffnungszeiten: Auch in der Viersener Fußgängerzone gibt es etwa am Samstag unterschiedliche Öffnungszeiten - sie reichen von 14 bis 18 Uhr. Jetzt in der Adventszeit wurden die Ladenöffnungen auch ausgedehnt. Dazu kommt die unsichere Rechtslage bei verkaufsoffenen Sonntagen. Die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di hat erfolgreich gegen einige dieser Tage geklagt - in der Stadt Viersen hat man vor diesem Hintergrund auf den verkaufsoffenen dritten Adventssonntag verzichtet.

Gegen solche Herausforderungen hilft ein gemeinsames Vorgehen, wie es etwa jetzt ein Arbeitskreis aus Werbering Viersen aktiv, Immobilien- und Standortgemeinschaft Nordstadt, mit Händlern und Dienstleistern sowie dem städtischen Citymanagement praktiziert hat. Ein Ergebnis ist die neue Aktion Weihnachtsgebimmel am Samstag, 16. Dezember, von 11 bis 18 Uhr. Damit sollen Kunden für das weihna chtliche Heimatshoppen gewonnen werden. Der Name "Weihnachtsgebimmel" stammt von einer Bimmelbahn, die an sechs Stationen zwischen Gereons- und Remigiusplatz hält; dazu gibt es Stände und Mitmach-Aktionen.

Wichtig sei für die IHK zudem ein sauberes, sicheres und atmosphärisch ansprechendes Einkaufsklima in den Zentren: "Das Profil der Städte zu schärfen, ist eine Gemeinschaftsaufgabe von Händlern, Eigentümern, Politik und Stadt." Kooperation sei das entscheidende Stichwort: Die Städte müssten mit Immobilien- und Standortgemeinschaften partnerschaftlich zusammenarbeiten. Unverzichtbar sei auch das Stadtmarketing: Laut IHK müsse es mit Geld und Personal gut ausgestattet sein. Um gegen Leerstände vorzugehen, könnten Immobilienmakler hinzugezogen werden. Dafür solle das Land eine finanzielle Förderung geben, forderte der Verband. Aber auch Immobilienbesitzer sollten in die Pflicht genommen werden, ihre leerstehenden Objekte für eine Nutzung attraktiv zu gestalten. Innenstädte müssen mit dem Auto, mit öffentlichen Verkehrsmitteln und für den Einzelnen erreichbar sein. "Fahrradfreundlich und barrierefrei sind wichtig", so Höppner. Genügend Parkplätze, vor allem auch für Fahrräder, müssen auch zur Verfügung stehen.

(busch)
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