Viersen Ideenklau fürs Wildgehege?

Viersen · Die Stadt Viersen covert: Das im Planungsausschuss vorgestellte Konzept für die Zukunft des Wildgeheges auf den Süchtelner Höhen soll in großen Teilen gar nicht von der Verwaltung stammen. Das sagen die Naturfreunde.

Franz-Herbert Erbi, Vorsitzender der Naturfreunde Deutschlands, Ortsgruppe Viersen, fehlen die Worte. Und das hat auch einen triftigen Grund. "Was wir der Stadt Viersen als unser Konzept für das Wildgehege auf den Süchtelner Höhen vorgestellt haben, ist im Ausschuss gelandet. Allerdings wurde es dort in leicht abgeänderter Form als eigenes Konzept der Stadt vorgestellt und nicht als unser Werk", berichtet Erbi voller Empörung.

Verkauf des Grundstücks

Angefangen hat alles im Prinzip mit den Problemen auf dem Bebericher Grund, wo die Ortsgruppe beheimatet ist. Durch einen Verkauf des Grundstückes und der Bebauung mit Eigentumswohnungen ist es den Naturfreunden nicht möglich, eine dringend benötigte Wärmedämmung am Haus anzubringen. Die Eigentümerversammlung stimmt dem nicht zu. Zudem gibt es Beschwerden über Lärm. "Aus diesen Gründen sind wir seit 2006 auf der Suche nach einem geeigneten Waldgrundstück", informiert Erbi.

Durch die städtische Suche nach einem neuen Wildhüter für das Wildgehege auf den Süchtelner Höhen aufmerksam geworden, nahmen die Viersener Naturfreunde Kontakt mit der Stadt Viersen auf. "Erst hieß es, es werde nur ein Wildhüter gesucht, dann teilte man uns mit, wir sollten uns mit einem Konzept für das Gelände bewerben", erzählt Erbi.

Die Naturfreunde erstellten ein Grobkonzept und ein Treffen, an dem unter anderem Stadtförster Rainer Kammann und Wolfgang Halberkann, Fachbereichsleiter städtische Betriebe, teilnahmen, folgte samt Ortsbesichtigung. "Man drängte uns förmlich, ein genaueres Konzept einzureichen", erinnert sich Erbi. Er selber machte viele Fotos von Forsthaus, Scheune und Wildgehege und die Naturfreunde setzten sich an die Ausarbeitung eines Feinkonzeptes.

Das sieht unter anderem vor, das Forsthaus sowie die angrenzende Scheune und die Freifläche als Naturfreundehaus und außerschulische Lern- und Bildungseinrichtung mit Wildgehege zu nutzen. Das Haus soll dabei ganzjährig geöffnet, bewirtschaftet und bewohnt werden.

Nach der Einreichung des genaueren Konzeptes folgte ein Gespräch mit Viersens Bürgermeister Günter Thönnessen. "Hier wurde uns mitgeteilt, man sei doch nur an einem Wildhüter interessiert und eine dauerhafte Nutzung ziehe den Einbau einer Sickergrube mit Dreikammersystem nach sich und die Stadt könne aus finanziellen Gründen nichts machen", gibt Erbi das Gespräch wieder. Er selber konterte, dass die Naturfreunde sich sachkundig machen würden, was sie auch taten.

Kurze Zeit später erfolgte allerdings ein Anruf von Halberkann, man habe sich anders entschieden und wolle das Gelände nicht einem Verein überlassen. Das alles kann Erbi noch mehr oder weniger nachvollziehen. Was dann aber in der vergangenen Woche in den Planungsausschuss kam und der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, ließ Erbi sprachlos werden.

Die Stadt Viersen stellte das Konzept der Naturfreude einer außerschulischen Lern- und Bildungseinrichtung in leicht abgewandelter Form als einen Entwurf aus den eigenen Reihen vor. "Sie haben alles gecovert und den Dingen teilweise nur einen neuen Namen verpasst", prangert Erbi an. Eine Dreistigkeit, die in seinen Augen ein abgekartetes Spiel war.

"Erst drängt man uns ein Konzept vorzustellen, dann auf einmal will man uns nicht mehr und zum krönenden Abschluss taucht unser Konzept als Eigenentwurf auf. Das kann doch nicht sein", empört er sich. Das letzte Wort sei in dieser Angelegenheit noch nicht gesprochen.

(RP)
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