Michael Koenen Und Verena Bill "Ich mag Verena in allen Rollen"

Viersen · Vor zehn Jahren gründeten Verena Bill und Michael Koenen in Brüggen das Niederrheintheater. Mit Stücken für Erwachsene und Kinder sind die beiden, die auch privat ein Paar sind, seitdem auf Tour. Feste Spielstätte ist Schloss Dilborn

 Michael Koenen und Verena Bill, hier als George und Martha in "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" bauten gemeinsam das Niederrheintheater auf. In diesem Jahr feiert das Theater das zehnjährige Bestehen.

Michael Koenen und Verena Bill, hier als George und Martha in "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" bauten gemeinsam das Niederrheintheater auf. In diesem Jahr feiert das Theater das zehnjährige Bestehen.

Foto: Ahlen

Brüggen Auf der Bühne sind sie mal Partner, mal Kontrahenten. Im wahren Leben sind sie ein Paar. Michael Koenen und Verena Bill lernten sich beim "Theater unterm Dach" in Lobberich kennen, als die ausgebildete Schauspielerin und Fernsehmoderatorin dort Schauspielunterricht gab. Koenen, gelernter Grafik-Designer, wollte seinen Präsentationen mehr Ausdruck verleihen und bat sie um Privatunterricht. Und dann funkte es. Das Niederrheintheater, das sie gemeinsam aufbauten, feiert in diesem Jahr das zehnjährige Bestehen. Seitdem verbringen die beiden ihre Arbeitszeit und ihr Privatleben miteinander.

Gehen wir mal ganz zurück an den Anfang. Was war die Initialzündung für das Niederrheintheater?

Bill 2006 haben wir die beiden Tschechow-Stücke "Der Bär" und "Der Heiratsantrag" in Schloss Dilborn gezeigt, damals als "Theater Brüggen". Ich habe früher schon Tourtheater gemacht, und wir haben überlegt, dass wir einen Namen brauchen, mit dem wir auch auf Tour gehen können. Die Wahl fiel auf "Niederrheintheater". KOENEN Und ich hatte noch gar keine Vorstellung davon, was Tourtheater bedeutet. Ich dachte, ich könnte weiter als Grafik-Designer arbeiten und das Theater nebenberuflich machen. Aber das passte dann nicht mehr mit der Agentur.

Wissen Sie, wie oft Sie seitdem auf der Bühne gestanden haben?

Koenen Seit 2007 waren es rund 1180 Auftritte, das sind im Durchschnitt etwa 120 Auftritte im Jahr. 2012 hatten wir gut 150 Auftritte, aber das war sehr anstrengend. Wir haben 67 Premieren in Dilborn gefeiert, inklusive aller Endpräsentationen der Sommerschauspielschule und der Theaterkurse. Es gab 13 Stücke für Erwachsene, zwei Jugendstücke und zehn Kinderstücke aufgeführt. Mit fast allen Stücken waren wir auf Tour. Dazu kommen Lesungen, Schulungen für Lesepaten, Schulprojekte und Workshops.

Wie funktioniert das, wenn man privat und beruflich so verbunden ist?

Koenen Am Anfang war ich euphorisch. Ich habe gedacht: "Klasse, jetzt kann ich mit meiner Partnerin zusammenarbeiten!" Aber irgendwann merkst du, wie abhängig du voneinander bist. Wenn zum Beispiel einer krank wird, fällt das Duo aus. Das ist auch schwierig, wenn man an die Absicherung denkt. Wir sind sehr abhängig voneinander.

Gibt es da nicht mal Diskussionen?

Bill Sicher. Aber meistens haben wir Ausschläge mit vielen Gesprächen einfangen können. Und du musst konsequent sein, vor allem, wenn du das Büro zu Hause hast. Du brauchst viel Disziplin, um die richtige Balance zu finden, zu arbeiten, aber auch mal eine Pause zu machen. Man muss sich gegenseitig pushen. Ich glaube, ich bin der Treiber. KOENEN Ja, sie treibt. Aber wenn ich einmal in Gang bin, kann ich auch nicht aufhören. Dann muss sie mich bremsen und mir sagen, mach mal eine Pause, komm runter.

Erinnern Sie sich an lustige Pannen?

Bill Wenn auf der Bühne etwas schief läuft, ist das eigentlich erst hinterher lustig. Wenn es passiert, nicht - du willst ja eine gute Leistung bringen. Natürlich gibt es mal Versprecher und so etwas. KOENEN Und Technikpannen. Bei der Premiere von "Bonnie & Clyde" fiel die komplette Technik aus, das war schlimm, weil wir Einspieler auf Leinwand vorgesehen hatten. Und bei "Acht Millionäre" ist mir mal jemand auf den Kopf getreten. BILL Bei einer "Hotzenplotz"-Aufführung ist die Wahrsagekugel der Witwe Schlotterbeck hinter der Bühne zu Bruch gegangen. Christian Stock, der die Witwe spielt, hat eine Tasse genommen und aus dem Kaffeesatz gelesen. Auf die Idee musst du erst mal kommen!

Der ideale Zuschauer ...

Koenen ... ist bereit, sich das Stück offen anzugucken. Einer, der nur mitgeht, weil seine Frau heute ins Theater will, ist nicht offen. BILL ... geht mit. Für Schauspieler ist das toll, wenn du merkst, dass du mit dem Publikum eine Einheit wirst.

Wenn Sie dem Theater nach zehn Jahren ein Zeugnis ausstellen müssen, was steht in der Beurteilung?

Bill Du bist flexibel, fleißig und hartnäckig. Ausgelernt hast du als Schauspieler nie. KOENEN Und dafür bin ich sehr dankbar. Man muss die Arbeit auch genießen können und dankbar dafür sein, dass man spielen darf.

Gibt es die perfekte Rolle?

Bill Kann ich nicht sagen, ich versuche ja immer, die verschiedenen Rollen herauszuarbeiten. KOENEN Ich mag Verena in allen Rollen. Aber in "Misery" warst du als Annie Wilkes schon perfekt. Da hätte ich echt weinen können, weil mir Annie Wilkes so leid tat. Und auch als "Fräulein Julie" warst du großartig. Ich mache das daran fest, was das Spiel in mir auslöst, ob ich weinen oder lachen kann. Und als Julie hast du mich ganz tief gepackt.

BIRGITTA RONGE FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort