Wald in Niederkrüchten Jäger: Hunde sind eine Gefahr für Rehkitze

Niederkrüchten/Brüggen · Immer wieder werden Jungtiere von freilaufenden Hunden in Wäldern angefallen und tödlich verletzt. Schuld daran sind oft die Halter, die sich falsch verhalten. Autofahrer stellen hingegen derzeit ein Risiko für erwachsene Rehe dar.

 Die ehrenamtliche Leiterin des Brüggener Museums Mensch und Jagd, Bärbel Weinmann, im Naturschutzgebiet.

Die ehrenamtliche Leiterin des Brüggener Museums Mensch und Jagd, Bärbel Weinmann, im Naturschutzgebiet.

Foto: Birgit Sroka

Angrenzend an das Niederkrüchtener Jagdrevier der ehrenamtlichen Leiterin des Brüggener Museums Mensch und Jagd, Bärbel Weinmann, sind vier Rehkitze verendet. Bei dreien sei deutlich erkennbar, dass sie von einem Hund gerissen wurden. Die Brüggener Jägerin appelliert an Hundehalter, ihre vierbeinigen Freunde nicht unkontrolliert in Wald und Feld herumlaufen zu lassen. Wenn ein Rehkitz geboren wird, legt es die Mutter irgendwo ins Gras. Die Kitze haben keinen Eigengeruch. „Der kommt erst später, auch dann lässt die Ricke das Kitz aber oft allein. Wenn ein Hund in den Bestand läuft, das Kitz wittert oder das kleine Reh flieht, setzt der Hund nach“, erklärt die Jägerin. „In einem Naturschutzgebiet sind Hunde grundsätzlich anzuleinen. Der Trend geht aber zum Zweit- und Dritthund. Wenn da einer los zieht, dann gehen die anderen mit“, so Weinmann. Hunde ab Kniegröße können den jungen Tieren gefährlich werden.

Die Brüggener Tierfreundin hat selbst auch Hunde. Diese haben eine Jagdausbildung genossen. „Mein Einflussbereich ist nach 20 Metern zu Ende und das geht anderen genauso“, sagt sie. Geht man früh am Morgen oder erst am Abend eine Gassirunde an Feld und Wald entlang, kann es sein, dass man den Wildwechsel erlebt. Die Rehe kommen aus dem Wald und holen sich auf den Feldern etwa ein paar Rübenblätter. Wenn sie durch Hunde in ihrem Rhythmus gestört werden, bringe das Unruhe in das Rudel. „Manche Leute sind einfach nicht belehrbar. Ich begrüße die Leute freundlich, wenn ich sehe, dass sie ihre Hunde frei mit langem Abstand zum Herrchen laufen lassen und kläre sie auf, wo sich die Tiere wann aufhalten und welche Konsequenzen es haben kann, wenn ein Hund in den Wald läuft“, sagt Bärbel Weinmann.

Ein Hundehalter darf nach dem Landesforstgesetz seinen Hund im Wald außerhalb von Wegen nur angeleint mitführen. Das Landeshundegesetz schreibt vor, dass alle Hunde so zu halten, zu führen und zu beaufsichtigen sind, dass von ihnen keine Gefahr für das Leben oder die Gesundheit von Menschen oder Tieren ausgeht. In der freien Landschaft ist das Betreten der privaten Wege und Pfade, der Wirtschaftswege sowie der Feldraine, Böschungen, Öd- und Brachflächen und anderer landwirtschaftlich nicht genutzter Flächen auf eigene Gefahr gestattet. Auf diesen Wegen dürfen Hunde frei laufen. Jedoch informieren Landwirte immer wieder, dass Hundekot in einem Feld mit Futterpflanzen für Rinder sogar zu Totgeburten bei tragenden Rindern führen kann. Es gibt mehrere Gründe, die Hunde nicht ins Feld zu lassen. „Und wenn der Hund einmal mit seinem Jagdtrieb Erfolg hatte, wird es ganz schwierig, den Hund wieder soweit zu bringen, dass er einem Tier oder einem Kind nicht hinterherläuft“, gibt Weinmann zu bedenken.

Das Rehwild brauche Ruhephasen, um zu äsen. Wenn sie dabei ständig gestört oder gar aufgescheucht werden, seien sie im Stress. Dadurch leide das Immunsystem und die Tiere erkrankten schneller. „Unsere Aufgabe als Jäger ist auch, für Ruhe unter den Tieren zu sorgen, damit sie sich gesund entwickeln können. Etwa die Fasane, Rebhühner, Kiebitze oder die Feldlerche, das sind alles Bodenbrüter“, beschreibt die Jägerin. Die Feldlerche ist Vogel des Jahres 2019 und steht auf der Vorwarnliste der Roten Liste Deutschlands. Der NABU fordert mehr ökologischen Landbau im Sinne des Naturschutzes, damit sich die Population regenerieren kann.

 Rehkitze werden immer wieder zu Opfern.

Rehkitze werden immer wieder zu Opfern.

Foto: August Böhling

Nicht nur Hunde werden Rehen gefährlich. Die Ricken suchen jetzt einen Paarungspartner und lassen die Kitze allein. „Ricken haben dann keine Augen mehr für irgendetwas anderes, außer einen Bock zu suchen. Ein Drittel der Rehe wird durch Autofahrer getötet“, bedauert Weinmann. Sie beschreibt, dass Autofahrer dort, wo sie blaue Reflektoren an Begrenzungspfählen der Straßen sehen, vorsichtig fahren müssen. Das ist ein Zeichen für Wildwechsel und die Jäger versuchen durch die Reflektion von Autoscheinwerfern zu verhindern, dass Rehe ungebremst auf eine Straße laufen.

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