Viersen Hubschrauberlandeplatz ziert Viersener Festhalle

Viersen · Für Stars wie Justin Bieber und Lady Gaga soll die Stadt Viersen attraktiver werden. Das findet der Konzeptkünstler Res Ingold, der auf dem Dach des Ernst-Klusen-Saals einen Heliport anlegt — auf dem natürlich nie Hubschrauber landen werden

 So stellen wir uns die Landung eines Hubschraubers auf dem Dach der Festhalle vor.

So stellen wir uns die Landung eines Hubschraubers auf dem Dach der Festhalle vor.

Foto: Ronge/Montage: RP

Das Kiesdach muss noch abgedeckt, das große "H", das einen Hubschrauberlandeplatz kennzeichnet, noch aufgemalt werden. Doch die Beleuchtung ist schon montiert: Im Ring werden künftig gelbe und rote Lämpchen auf dem Dach des Ernst-Klusen-Saals der Festhalle am Hermann-Hülser-Platz in Viersen anzeigen, dass dort Hubschrauber landen können. Die Fluggesellschaft Ingold Airlines richtet auf dem Dach einen Landeplatz für Helikopter ein. Die Fluggesellschaft wirbt mit Sicherheit, Kompetenz und Diskretion. Für Popstars seien das wichtige Tourneekriterien, heißt es in der Mitteilung zur Eröffnung des Ferdinand Emmerich Heliports Viersen (FEV).

Bei einer Pressekonferenz erläuterte Professor Res Ingold, Inhaber der Fluggesellschaft, gestern das Vorhaben. Der 63-Jährige lehrt an der Akademie der Bildenden Künste München. 1982 gründete der Konzeptkünstler die Airline, die imaginäre Reisen anbietet. Was passt besser zum Thema "Künstler auf Reisen", Titel der aktuellen Ausstellung in der Städtischen Galerie im Park?

Im Themenjahr "unterwegs" des Kulturraums Niederrhein zeigt die Galerie ab Sonntag Arbeiten des aus Süchteln stammenden Malers Emil Flecken (1890-1981), der ausgedehnte Reisen unternahm, unter anderem nach Algerien und Angola. Heinrich Mosterz (1884-1975) aus Dülken war als Kolonialbeamter in Ostafrika. Ihren Reisebildern stellt Jutta Pitzen, Leiterin der Galerie, Arbeiten zeitgenössischer Künstler gegenüber - Malerei der aus Grefrath stammenden Künstlerin Monika Lassak sowie den Mythos-Grill des Bochumers Matthias Schamp.

 Res Ingold, Chef der Fluggesellschaft Ingold Airlines.

Res Ingold, Chef der Fluggesellschaft Ingold Airlines.

Foto: Ronge

Auch der Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach verweist auf die Idee von Künstlern, die auf Reisen gehen. Wie Ingold gestern berichtete, habe die Stadtverwaltung im vergangenen Jahr angefragt, ob er dort nicht einen Heliport einrichten könnte - Viersen benötige mehr Aufmerksamkeit. Regelmäßig sind zwar bekannte Musiker zu Gast in der Festhalle. Doch um die Stadt stärker in den Blickwinkel der Top-Promis zu rücken, könnte ein Hubschrauberlandeplatz hilfreich sein. Die Einschätzung der Stadtverwaltung konnte Ingold bestätigen: Umfragen unter Prominenten, die bislang seine Airline nutzten, hätten ergeben, dass "unserer Klientel Viersen nicht so bekannt" sei, so der Firmenchef. "Viele Popstars konnten mit dem Namen nicht viel anfangen." Doch ein Hubschrauberflug sei auch ein Abenteuer. Für die Sängerin Lady Gaga beispielsweise genau das Richtige, so Ingold: "Lady Gaga liebt Abenteuer." Viel Gepäck darf die Künstlerin allerdings nicht mitbringen, wenn sie nach Viersen fliegen will: Das Dach des Ernst-Klusen-Saals sei "statisch nicht geeignet für große Maschinen", erklärte Ingold.

Seine Fluggesellschaft wirbt für den Trip zur Festhalle so: "Ingold Airlines - noise control and supplement service. Viersen on the quirky way" (Lärmschutz und zusätzliche Dienstleistungen. Viersen auf die skurrile Art). Plakate, die an der Glasfront der Festhalle zu sehen sind, künden davon, wer ebenfalls "on the quirky way" unterwegs ist, darunter Justin Bieber, Abba, Frank Sinatra. Die Glasfront hat auch einen neuen Schriftzug erhalten, der auf den Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach verweist: Ferdinand Emmerich Heliport.

Emmerich wurde 1858 im Hamm geboren, er starb 1930 in Pasing bei München. In seinem Elternhaus war Adolf Bastian häufig Gast, ein Arzt und Ethnologe, der das Königliche Museum für Völkerkunde in Berlin mitgründete und leitete. Bastian soll dem jungen Viersener die ersten Eindrücke von fernen Ländern vermittelt haben. Auch ein Briefwechsel mit dem Schriftsteller Friedrich Gerstäcker, der Nordamerika durchwanderte, später Südamerika, Ägypten und die Westindischen Inseln bereiste, soll dazu beigetragen haben, dass Emmerich sich schon früh für ferne Länder interessierte. Er reiste als Schiffsjunge nach China, studierte Medizin, unternahm unter anderem Reisen nach Südamerika, Mexiko und Tibet. Zurück in Deutschland begann er, Abenteuerromane zu verfassen - Karl-May-Fans fiebern mit, wenn sie Emmerich quer durch Hawaii, nach Paraguay oder Celebes begleiten. Die Nase in den Abenteuerroman vertieft, begibt sich der Leser auf eine imaginäre Reise - wie treffend, dem halb realen, halb imaginären Hubschrauberlandeplatz den Namen des Schriftstellers zu geben.

(RP)
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