Niederkrüchten Hommen: "Katastrophe ist nicht annähernd eingetreten"

Niederkrüchten · Steht Niederkrüchten finanziell am Abgrund? Die Haushaltsreden offenbarten eine Tendenz zu vorsichtigem Optimismus.

Kämmerer Klaus Blech hatte die Finanzlage der Gemeinde kürzlich im Hauptausschuss als mindestens bedenklich skizziert. Werner Hommen (CDU) riet zu differenzierter Betrachtung. Er verglich den Status Quo mit der Situation zu Beginn der Wahlperiode im Jahr 2010. Schon damals schwebte das Damoklesschwert der Schuldenfalle und des Verlusts der kommunalen Selbstständigkeit über der Gemeinde. Tatsächlich aber sei das Haushaltsdefizit geschrumpft, das Darlehen für die städtebauliche Entwicklungsmaßnahme im Malerviertel habe sich um zwei Millionen auf 3,3 Millionen Euro verringert, und die Pro-Kopf-Verschuldung sei von 355 auf 216 Euro gesunken, so Hommen.

Sein Fazit: "Das Finanzergebnis der Wahlperiode kann sich sehen lassen. Die prognostizierte Katastrophe ist nicht annähernd eingetreten." Allerdings warnte der CDU-Fraktionschef auch: Die Gemeinde habe jedes Jahr bilanzielle Verluste gemacht und ihre Ausgleichsrücklage nahezu aufgezehrt. Auch liefen die Kosten für Baumaßnahmen zu oft aus dem Ruder. Ungelöst sei nach wie vor die Bäderproblematik.

Wilhelm Mankau (SPD) betonte, dass Sparsamkeit Pflicht sei, aber alleine auch nicht helfe: "Mehreinnahmen müssen her." Die könnten in erster Linie durch die Ansiedlung von Gewerbe generiert werden. Vor diesem Hintergrund sei die Konver-sion des Flughafengeländes "das Schlüsselprojekt für Niederkrüchten". Beim Thema demografischer Wandel dürfe der Fokus nicht allein auf ältere Menschen gerichtet sein, sondern auch auf die Jungen. Daher wies Mankau die Kritik von Kämmerer Klaus Blech an den hohen Kosten des geplanten neuen Jugendtreffs in Elmpt (Eigenanteil der Gemeinde voraussichtlich 431 000 Euro) deutlich zurück. Der Jugendtreff sei nach langen Vorplanungen inklusive Sozialraumstudien und der Suche nach Einsparpotenzialen beschlossen worden: "Das ist ein Auftrag des Rates an die Verwaltung", so Mankau. Der Jugendtreff sei nicht die Ursache für die schwierige Finanzsituation der Gemeinde.

Auch Marianne Lipp (Grüne) hob die Bedeutung des Jugendtreffs hervor: "Es gibt sie, die Jugendlichen, die sich da wohlfühlen werden." Es komme auf das Angebot an. Lipp ist überzeugt, "dass unsere Fachkräfte Konzepte erarbeiten, die auch angenommen werden. Eine Verabschiedung durch die kalte Küche tragen wir nicht mit, Herr Blech!", erklärte Lipp. Auch sie unterstrich die Bedeutung der Konversion, vor allem unter dem Aspekt der erneuerbaren Energien: "Es ist genügend Platz für Unternehmen — auch Energieriesen —, die in Speichertechniken, Grundlastkraftwerke für Bioenergie und in Windkraft investieren wollen." Der ehemalige Flughafen könne zum "Vorzeigeprojekt" werden.

In Sachen Konversion mahnte Michael Otto Tempo an. Der FDP-Fraktionsvorsitzende befürchtet, dass Niederkrüchten abgehängt wird, weil Städte wie Grevenbroich, Neuss, Jüchen, Krefeld, Viersen und Mönchengladbach mit der Ausweisung von Gewerbeflächen wesentlich weiter seien. Beim Jugendtreff ist die FDP anderer Meinung als SPD und Grüne. Der Neubau sei ein "Prestigeprojekt". "Ab sofort müssen Geschenke jeglicher Art unterbleiben", so Otto. Raimund Pörtner (CWG) begrüßte hingegen den Neubau des Jugendtreffs — "auch gegen den Ruf einiger Unken und Berufsverhinderer". Dies und die Maßnahmen im Kindergartenbereich seien "Investitionen in die Zukunft".

(jo-s)
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