DÜLKEN Himmlisches Orpheum

DÜLKEN · Zu ihrem 150-jährigen Bestehen entführen die Mitglieder des Orpheums das Publikum ins Paradies.

 Wie von Statler und Waldorf in der Muppetshow wurde das Bühnengeschehen im Bürgerhaus Dülken von einer Wolke aus kommentiert.

Wie von Statler und Waldorf in der Muppetshow wurde das Bühnengeschehen im Bürgerhaus Dülken von einer Wolke aus kommentiert.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Vor 150 Jahren gründete sich die Große Karnevalsgesellschaft Orpheum – aber nicht als Karnevalsverein, sondern eher als Gesangverein. Wie das geschah, versuchen Jürgen Roemen und Christian Dommers in ihrem Intermezzo-Sketch „Orpheum – wie vielleicht alles begann“ zu erzählen.

Doch die Premiere des Theaterabends im Jubiläumsjahr begann mit drei Gongschlägen, dann sang der Orpheums-Chor „Gloria tibi Dülken“ – wie es Heinz Luhnen einst geschrieben hat. Marcus Büschges dankte dem treuen Publikum, dann hieß es zum anstehenden Jubiläum „Orpheum ist Tradition“. Präsident Günther Kamp wies auf die Feier am 6. Juli auf dem Alten Markt hin und lud alle Dülkener dazu ein.

 Sitzungspräsident Günther Kamp lud zur Jubiläumsfeier am 6. Juli ein.

Sitzungspräsident Günther Kamp lud zur Jubiläumsfeier am 6. Juli ein.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Auftakt zum Jubiläumstheater ist die Erinnerung von André Schmitz an den Zusammenschluss der drei Fußballvereine zum „Dülkener FC 1912“: „Dölke vor – noch ein Tor“ ist ein mitreißendes Spiel der Dülkener Fußballer gegen „unsere lieben Nachbarn in Viersen“: Die Sieger wurden begeistert von ihren Fans und den Gästen im voll besetzten Bürgerhaus gefeiert, nachdem es zur Halbzeit noch 2:2 stand. Treue Fans der Viersener waren wieder einmal zur Freude des Publikums die Eheleute Sauerbrei. Das Schlussfoto vom Pokalsieger mit Pokal wird in Dülken bejubelt.

Vor dem „Intermezzo“ dankte Mona Stobbe für den KV de Üüle dem Orpheum für die Überlassung des Bürgerhauses während der Proben. Wie es früher war, kommt immer wieder zu Wort: Sei es das Handy, das es damals noch nicht gab oder Twitter oder der Mindestlohn für die Kellnerin. Dann sitzen vier Männer am Stammtisch, beleidigen und loben sich gegenseitig. Kutscher August hat seine  Pferdekutsche vor der Tür, Schreiner Willi seinen Esel. Er singt ein Lied auf sein Lieblingstier. „Verdamp lang her“ singen dann alle mit Wirt und Kellnerin den BAP-Song, und die Gäste stehen auf und spenden lag anhaltenden Applaus.

 Petrus weiß: Im Himmel sind viele Dülkener.

Petrus weiß: Im Himmel sind viele Dülkener.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Nun stellt Präsident Kamp seine Bühnenmannschaft einzeln vor, die sich 72 Abende rund um Angelo Pirisino auf die Spielabende vorbereitet hat. Auch Hans-Peter Faßbender als musikalischer Leiter und die Orpheums-Liveband Clockwise würdigt er unter dem Beifall der Gäste. Einzelne Darsteller zu nennen ist fast unmöglich, denn irgendwen vergisst man und eigentlich sind alle zusammen einmalig in ihrer Darstellung. Dabei muss man immer berücksichtigen, dass alle Amateure sind, das Gros steht noch im Arbeitsleben.

Dann geht es noch einmal um Vergangenheit und Zukunft. Alle Menschen, auch Orpheumsbrüder, müssen einmal sterben. Doch sie kommen alle in den Himmel, denn sie waren schon auf Erden Engel. Marcus Büschges und Dietmar Creutz haben den gewaltigen Zweiakter „Orpheum einfach himmlisch über den Dächern von Dülken“ geschrieben. Die Engel scharen sich um Petrus, der feststellt: „Die Gäste kommen meist aus Dülken, alles Gute kommt aus Dülken.“ Nachdem sich ein Viersener Engel bei Petrus beschwert hat, riecht es komisch: Dann kommt Tien Anton um die Ecke, schmutzig mit Tien-Fass. „Das ist mein letzter Auftritt hier im Himmel, dann gehe ich in den Ruhestand.“ Im Himmel wird er nicht mehr gebraucht, die Engel haben eigene Sanitäranlagen – mit Fernbedienung auf der Toilette. Der Chor singt Frank Sinatras „My way“ und die einzelnen Engel erzählen, wie sie gestorben sind und in den Himmel kamen: durch Mord, Unfall oder Krankheit.

Als Klaus Büschges den Engelchor dirigiert, kommt zum ersten Mal der Begriff Karneval und Fastnacht an. Dann stellen alle fest: „Hier im Himmel ist es langweilig, ,Wir wollen was Neues’. Dass in der Hölle richtig  was abgehen soll, berichtet Engel Matthias, der im vergangenen Jahr einen Besuch in der Hölle in einem Preisausschreiben gewonnen hatte. Nun sind sich alle Engel einig: Sie machen sich nach einer großen Pause auf den Weg in die Hölle, zu Lucifer und Beelzebub, musikalisch begleitet von Angelo Pirisino mit der Gitarre. Richtig neugierig ist das Publikum auf „Himmlisch – diese Hölle“, wo Marcus Büschges und Dietmar Creutz alle in die Hölle entführen.

Applaus ist immer der schönste Lohn für alle Darsteller, unter die sich auch die Autoren mischen. An diesem Premieren-Abend dröhnt das Bürgerhaus immer wieder vom Beifall, vom Lachen der Gäste und mancher vergisst, dass es eigentlich eine Karnevalsgesellschaft ist, eine große sogar, die mit Engagement und Liebe zum Orpheum die Stücke auf die Bühne mit den tollen Kulissen bringt.

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