Hilfsverein in Viersen Aus für Freunde von Kanew?

Die Hilfsorganisation muss ihr Lager in einem städtischen Gebäude an der Wasserstraße in Dülken räumen. Mit Bangen blickt der Verein auf den Hauptausschuss am Montag: Kommt eine Übergangslösung?

  Faruki Mohamed , Bernd Stapels und Vereinsvorsitzender Paul Schrömbges (von links) in der Lagerhalle der Freunde von Kanew.

 Faruki Mohamed , Bernd Stapels und Vereinsvorsitzender Paul Schrömbges (von links) in der Lagerhalle der Freunde von Kanew.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Die Stadt Viersen hat dem 160 Mitglieder starken Verein Freunde von Kanew den Nutzungsvertrag für die Gratis-Nutzung der städtischen Immobilie an der Wasserstraße in Dülken als Lager gekündigt. Hintergrund: Die Stadt hat das Grundstück des Lagers Ende 2019 an einen Investor verkauft, der dort – ebenso wie auf dem benachbarten Areal der früheren Eisengießerei Wilhelm Güsken Wohnhäuser errichten möchte. „Dem Verein wurde von städtischer Seite weiterhin eine Unterstützung in Aussicht gestellt“, berichtet Beigeordnete Çigdem Bern.

Das Problem: Geeignete städtische Gebäude gibt es nicht. Und Gewerbeflächen in der benötigten Größenordnung von rund 300 Quadratmetern werden kaum angeboten. „Ein eigenes Lager ist für unseren Verein eine Existenzfrage“, sagt der Vorsitzende Paul Schrömbges. Eine Zwischenlagerung der Sachspenden, die geprüft, sortiert, verpackt und für den Zoll und die Endabnehmer deklariert werden müssen, sei unabdingbar für die Arbeit des Vereins. Schrömbges: „Wenn’s das Lager nicht mehr gibt, weiß ich nicht, warum es den Verein noch geben sollte.“

Seit fast 30 Jahren organisieren die Freunde von Kanew drei bis viermal im Jahr Hilfslieferungen in die Viersener Partnerstadt, finanzieren Medikamente und in Einzelfällen Untersuchungen in Viersen für schwerst erkrankte Kinder, leiten auch Sachspenden von Viersener Unternehmen nach Kanew weiter. Mit Unterstützung der Wirtschaftsförderung wurde ein alternativer Standort für das Lager in Dülken gefunden  – im Gewerbepark. Doch das ist mit mehr als 600 Quadratmetern zu groß – und es fallen Mietkosten an. Pro Jahr würden rund 23.000 Euro fällig. 

Geld, das der Verein laut Schrömbges nicht hat. „Allein jeder Transport schlägt mit rund 4000 Euro Kosten zu Buche.“ Bis August müssen die Freunde von Kanew die bisherige Lagerhalle räumen. Mit Bangen blickt der Verein deshalb auf die Sitzung des Hauptausschusses am Montag.

Die Verwaltung schlägt vor, dass die Stadt die Kosten für die Lagerhalle trägt – befristet für zwei Jahre. Danach soll die Notwendigkeit einer Lagerhaltung für Hilfstransporte und eine Weiterzahlung des bewilligten Zuschusses überprüft werden. Ob dieser Vorschlag eine Mehrheit finden wird, ist allerdings nicht sicher. Nach Informationen unserer Redaktion wird der Vorschlag in mehreren Fraktionen kontrovers diskutiert. Die Sorge: dass Begehrlichkeiten bei anderen Vereinen geweckt werden. Schrömbges: „Sportvereine können auch unentgeltlich städtische Liegenschaften nutzen. Wenn die Stadt die Kosten nicht trägt, dann war es das.“

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