Kreis Viersen Hilfe bei ärztlichen Behandlungsfehlern

Kreis Viersen · Die AOK bietet seit 15 Jahren Hilfestellung, wenn sich Patienten falsch behandelt fühlen. Nicht alle landen vor Gericht.

 Die häufigsten Fälle werden aus dem Fachbereich der Chirurgie gemeldet. Das läge jedoch nicht daran, dass hier schlechte Ärzte arbeiten würden. Nur fielen hier Probleme schneller auf, teilt die AOK mit.

Die häufigsten Fälle werden aus dem Fachbereich der Chirurgie gemeldet. Das läge jedoch nicht daran, dass hier schlechte Ärzte arbeiten würden. Nur fielen hier Probleme schneller auf, teilt die AOK mit.

Foto: Endermann

Wer sich von einem Arzt behandeln lässt, hofft immer darauf, gesünder nach Hause zu kommen. Nicht immer ist das jedoch der Fall. Oft lassen sich Komplikationen nicht vermeiden — der menschliche Körper ist zu komplex, um eine Heilung zu garantieren. Manchmal hat der behandelnde Arzt jedoch auch falsch gehandelt.

Die AOK Rheinland/Hamburg hat deshalb vor 15 Jahren das Serviceteam "Ärztliche Behandlungsfehler" ins Leben gerufen. Es soll den 2,9 Millionen Versicherten als erste Anlaufstelle dienen, wenn sie sich falsch behandelt fühlen. Hier können sie kostenlos Rat suchen. "Jeder Patient könnte natürlich auch direkt zum Rechtsanwalt gehen, doch viele befürchten hohe Kosten und lassen es", sagt Heinz Frohn, AOK-Regionaldirektor für Mönchengladbach und den Kreis Viersen.

56 laufende Fälle gibt es derzeit im Kreis Viersen, davon fallen 25 auf die Stadt Viersen. "Die Zahl bedeutet jedoch nicht, dass tatsächlich auch so viele Behandlungsfehler vorliegen. Das sind erst einmal nur die Verdachtsfälle, die uns Patienten gemeldet haben", sagt Nicole Brock vom AOK-Serviceteam "Ärztliche Behandlungsfehler".

27 Regionaldirektionen gibt es bei der AOK Rheinland/Hamburg. Mehr als 2000 Fälle werden derzeit behandelt. Die Regionaldirektion Mönchengladbach/Kreis Viersen liegt mit 136 gemeldeten Fällen auf Platz 3, hinter Hamburg und dem Kreis Mettmann. "Das ist ein überdurchschnittlicher Wert. Wir können allerdings nicht behaupten, dass es hier in der Region schwarze Schafe gibt. Uns ist kein Arzt und keine Klinik besonders negativ aufgefallen", sagt Brock.

Kommt ein Patient zur AOK, so wird der Verdacht geprüft und gegebenenfalls ein medizinisches Gutachten erstellt. Wird ein Behandlungsfehler festgestellt, so werden dem Kunden mögliche Schritte erläutert. Möglich ist es etwa, außergerichtlich eine Einigung mit Ärzten oder Krankenhäusern zu erzielen. "Möchte der Patient allerdings Ansprüche vor Gericht geltend machen, muss selbstverständlich ein Anwalt eingeschaltet werden. Hier können wir als Krankenkasse nicht mehr helfen", sagt Brock.

Nicht immer liegt jedoch ein feststellbarer Fehler vor. Nur bei rund einem Drittel aller gemeldeten Verdachtsfälle liegt ein Kunstfehler vor. "Es kann auch zu Komplikationen kommen, ohne dass ein Behandlungsfehler vorliegt. Zum Beispiel hat jede Operation Risiken, die leider nicht vermeidbar sind", sagt Brock.

Oft würden sich die Patienten nach einer durchgeführten Operation melden. "Das bedeutet nicht, dass es in der Chirurgie die schlechteren Ärzte gibt oder hier häufiger Fehler passieren als in anderen Fachrichtungen. Nur hier fallen den Patienten Komplikationen viel schneller auf", sagt Brock. Auch aus dem Bereich der Zahnmedizin kämen gehäuft Beschwerden, berichtet die AOK. "Hier melden sich die Kunden, weil sie oft finanziell viel höher selbst an den Behandlungskosten beteiligt sind", sagt Brock. Auch Fälle der Produkthaftung kämen immer häufiger vor. So gab es in den vergangenen Jahren Probleme mit fehlerhaften Hüftprothesen und Brustimplantaten.

Die Patienten würden durch die Beratung der AOK selbstbewusster handeln und Probleme eher melden. Und auch viele Ärzte würden mittlerweile anders mit Fehlern umgehen als früher: "Die Selbstkritik der Ärzte ist gewachsen, viele Kliniken gehen mittlerweile offensiver mit Problemen und Fehlern um", sagt Frohn. FRAGE DES TAGES

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort