Handwerk in Schwalmtal Heinz-Willi Aretz – ein Schreiner mit Herz

Seit 1938 besteht in Hehler die Schreinerei Aretz. Deren Chef Heinz-Willi Aretz erhält am 17. Februar den goldenen Meisterbrief.

In alten Telefonbüchern findet man bei der Schreinerei Aretz aus Schwalmtal-Hehler noch den Zusatz „Sarglager“. Im Jahr 1938 hat Tischlermeister Gottfried Aretz den Betrieb direkt am eigenen Haus in Hehler 42 gegründet. Damals war es eine gängige Kombination, dass der Tischler zugleich der Bestatter war. An den Sargbau kann sich auch Gottfried Aretz’ Sohn Heinz-Willi, inzwischen 76 Jahre alt, noch gut erinnern. Er hat 1978 die Firma übernommen. „Wenn ein Familienmitglied gestorben war, riefen die Angehörigen an, suchten sich nach Fotos einen Sarg aus“, schildert Brigitte Aretz, die ihrem Mann Heinz-Willi im Büro unterstützt. Man habe Freud und Leid mit vielen Menschen erlebt. Nahe gegangen sei ihr etwa der Tod eines Neugeborenen, für das die Eltern einen Sarg auswählten.

 Heinz-Willi Aretz führt mit 76 Jahren seine Schreinerei und schaut auch in der Werkstatt nach dem Rechten.

Heinz-Willi Aretz führt mit 76 Jahren seine Schreinerei und schaut auch in der Werkstatt nach dem Rechten.

Foto: Daniela Buschkamp

„Holz ist einfach ein schönes Material“: Wenn Heinz-Willi Aretz von dem Beruf spricht, den er sein ganzes Leben lang ausübte, hört man aus seinen Worten die Begeisterung. Er sei im väterlichen Betrieb groß geworden, für ihn sei es keine Frage gewesen, in die Fußstapfen des Vaters zu treten. Unter dessen durchaus strengem Auge habe er die Ausbildung absolviert, danach den Meistertitel gemacht. Wer heute im Wohnzimmer von Familie Aretz sitzt, kann das Meisterstück bewundern: einen rustikalen Vitrinenschrank aus Eiche. Und auch Gottfried Aretz hat sein Handwerk für das eigene Heim genutzt: Eine selbstgefertigte Holztreppe führt in die erste Etage.

Fenster, Treppen, Türen, Bodenbeläge: Das sind heute Produkte, die in der Schreinerei Aretz gefragt sind. Die Kunden kämen sowohl aus der Umgebung in Schwalmtal und Mönchengladbach, aber auch aus den Städten Viersen oder Düsseldorf. Mit vielen Architekten arbeite er schon lange zusammen, schildert Heinz-Willi Aretz. Für Neubauten übernehme er ebenso Aufträge wie für Häuser mit historischem Charme. Treppenbau liege ihm besonders am Herzen: „Wenn man dann die fertige Treppe sieht, ist man schon stolz“, sagt er mit einem Lächeln.

Wie hat sich sein Handwerk im Laufe der Zeit verändert? „Heute ist vieles hektischer“, meint der 76-Jährige. Anders als früher könne jeder heute Materialien für sein Haus komplett im Baumarkt kaufen. Was ebenfalls seltener geworden sei: Aufträge für außergewöhnliche Möbelstücke. Zwar gebe es noch Kunden, die ein individuell gefertigtes Regal oder Bett in Auftrag geben, aber dies seien Ausnahmen.

 Ein Vitrinenschrank aus Eiche ist das Meisterstück von Heinz-Willi Aretz, das im Wohnzimmer einen Ehrenplatz hat.

Ein Vitrinenschrank aus Eiche ist das Meisterstück von Heinz-Willi Aretz, das im Wohnzimmer einen Ehrenplatz hat.

Foto: Daniela Buschkamp

Die Schreinerei Aretz sei immer ein Familienbetrieb gewesen: Mal gehörten bis zu acht Mitarbeiter dazu. „Ohne meine Frau, die mir im Büro den Rücken freihält, wäre alles gar nicht so möglich gewesen“, sagt Heinz-Willi Aretz. Als Selbstständiger trage man nicht nur für die eigene Existenz die Verantwortung, sondern auch für seine Mitarbeiter. „So richtig frei hat man eigentlich nie“, meint der Schreinermeister.

Doch nun, nach der Auszeichnung mit dem goldenen Meisterbrief am 17. Februar, will Heinz-Willi Aretz es etwas ruhiger angehen lassen. Er will sich mehr Zeit nehmen für den Hund, Beagle Bailey, für das nur eine halbe Stunde entfernte Ferienhaus in den Niederlanden und für seinen Garten. Dort findet er Entspannung, wenn er sich um die Blumen kümmert oder im Gewächshaus werkelt. „sich draußen aufhalten, sich in der Natur bewegen“, das sei für ihn die perfekte Freizeit. Weite Reisen plane er nicht mehr: „Im Schwarzwald und am Niederrhein ist es auch sehr schön.“

Dass er sich dabei keine Gedanken um die Zukunft des seit 82 Jahren bestehenden Familienbetrieb machen muss, liegt an Sohn Stefan (49). Wie Vater und Großvater hat auch er die Liebe zum Holz zu seinem Beruf gemacht: Zunächst lernte Stefan Aretz das Schreinerhandwerk, dann schloss er die Meisterprüfung an.

Sei Vater freut sich über diese Sicherheit. Doch am Montag gibt es erstmal Glückwünsche für ihn.

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