Kreis Viersen Heimliche Atom-Transporte durch Viersen

Kreis Viersen · Das Unternehmen Urenco liefert bis 2022 rund 12.000 Tonnen abgereichertes Uran nach Russland. Die Züge fahren auch durch Viersen und Nettetal. Die Grünen wollen eine Resolution dagegen im Kreistag verabschieden.

 Vor der Uran-Anreicherungsanlage von Urenco in Gronau protestierten vor knapp zwei Jahren Teilnehmer des Ostermarsches gegen Atomkraft und Atomwaffen.

Vor der Uran-Anreicherungsanlage von Urenco in Gronau protestierten vor knapp zwei Jahren Teilnehmer des Ostermarsches gegen Atomkraft und Atomwaffen.

Foto: dpa

Elf Jahre ist es her, dass der Export von hochgiftigem Uran-Hexafluorid von Deutschlands einziger Urananreicherungsanlage in Gronau nach Russland gestoppt wurde. Damals war bekannt geworden, dass das abgereicherte Uran, das bei der Herstellung von Brennelementen anfällt, in russischen Atom-Kombinaten unter offenem Himmel in rostigen Behältern lagerte. Jetzt hat das Unternehmen Urenco, das die Urananreicherungsanlage im Münsterland betreibt, die Exporte wieder aufgenommen, beliefert das russische Unternehmen Tenex. Dabei fahren die Transporte auch durch Viersen und Nettetal.

Die Kreistagsfraktion der Grünen beantragt, eine Resolution gegen diese Atomtransporte durch den Kreis Viersen zu verabschieden. „Dies schließt explizit auch die Transporte von abgereichertem Uranhexaflorid aus der Urananreicherungsanlage Gronau zum Export nach Russland ein“, betont der Grünen-Fraktionsvorsitzende Jürgen Heinen in dem Antrag. Aus der Landesgeschäftsstelle der Grünen habe er die Information, dass solche Züge durch den Kreis Viersen Richtung Hafen in Rotterdam gefahren seien und es weitere Transporte geben solle. Diese Transporte führten „nicht nur durch das dicht besiedelte Gemeindegebiet der Stadt Viersen, sondern auch durch geschützte Naturbereiche in der Grenzregion“. Heinen macht deutlich: „Wir halten diese Transporte für ebenso gefährlich wie vermeidbar.“ Ein Sprecher von Urenco bestätigte auf Anfrage unserer Redaktion Transporte des abgereicherten Uranhexafluorids. „Zu konkreten Transportrouten machen wir keine Angaben. Nur soviel: Viersen wurde nur selten durchfahren.“

In der jüngsten Sitzung des Kreistages sollten sich die Mitglieder eigentlich mit dem Antrag befassen. Doch die CDU hatte noch Beratungsbedarf, deshalb beschloss der Kreistag, den Antrag in den Umweltausschuss zu verweisen. Die Grünen fordern darin, die Resolution „Keine Atomtransporte durch unsere Städte im Kreis Viersen“ zu verabschieden. Der Kreistag soll die Verwaltung beauftragen, die Urenco Deutschland GmbH in Gronau, das Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes NRW als atomrechtliche Aufsichtsbehörde und das Bundesumweltministerium als zuständige Bundesbehörde über die Beschlussfassung des Kreistags zu informieren.

Zwar sei der Kreis Viersen nicht direkt ordnungsbehördlich zuständig und könne rechtlich keine Transportstopps von atomaren Brennstoffen oder Abfällen durchsetzen, räumt Heinen ein. „Jedoch sehen wir mittelbar die Kreisaufgaben Gesundheitsschutz, Katastrophen- und Naturschutz sowie Sicherheit und Ordnung berührt, welche sich aus den Gefahren eines solchen Transports ergeben. Damit ergibt sich eine Zuständigkeit beim Kreis und beim Kreistag.“ Die Resolution mache deutlich, „dass wir keine Transporte durch den Kreis Viersen wünschen.“ Wenn sich mehr Kommunen so einer Resolution anschlössen, erhöhe das den Druck auf Land und Bund.

Es gebe zwei mögliche Routen Richtung Hafen in den Niederlanden, eine davon führe unter anderem durch die Städte Viersen und Nettetal, erläutert Grünen-Kreistagsmitglied Rene Heesen. Am Bahnhof in Viersen ergebe sich ein massiv erhöhtes Risiko, betont Heesen: Dort müssten die Züge zum „Kopf-machen“, also für einen Fahrtrichtungswechsel, länger stehen. „Wenn da mal irgendeine Weiche nicht fasst und ein anderer Zug auffährt, hätten wir ein Unfallszenario.“

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