Brüggen Haverslohe weiter ohne DSL
Brüggen · Digitale Kriechspur statt Datenautobahn: Die rund 190 Einwohner der Sektion Haverslohe bleiben weiter vom schnellen Internet abgeschnitten. Die Gemeinde Brüggen will den DSL-Ausbau erneut ausschreiben.
In der Brüggener Sektion Haverslohe müssen die Einwohner weiter auf eine schnelle Internetverbindung warten. Die Gemeinde Brüggen hat einen Vertrag mit dem privaten Netzbetreiber Mvox AG zum Ausbau des DSL-Netzes in Haverslohe gekündigt. Grund: Mvox hielt seine Zusagen nicht ein. Das Unternehmen wollte an der bestehenden Telefon-Hauptvermittlungsstelle am Brüggener Westring ein Schaltelement für digitale Signale installieren, um damit breitbandiges Internet über die vorhandenen Kupferleitungen nach Haverslohe zu leiten. Damit sollten mindestens 2.000 Kbit pro Sekunde im sechs Kilometer entfernten Haverslohe ankommen. Das wäre zwar kein Quantensprung, aber deutlich schneller als das bisherige "DSL light", mit dem nur 384 Kbit möglich sind.
Kassiert, aber nichts passiert
Die Kosten für die Gemeinde hätten dank einer großzügigen Landesförderung nur im geringen vierstelligen Bereich gelegen. Die Fördermittel des Landes und den Beitrag der Gemeinde, zusammen über 22 000 Euro, strich Mvox ein, sagt Brüggens IT-Leiter Guido Schmidt. Gegenleistung gab es dafür trotz mehrfacher Aufforderung nicht. Nach monatelangen Verzögerungen und Vertröstungen durch Mvox zog die Gemeinde nun den Schlussstrich und kündigte den Vertrag. Schmidt hatte das Gemeinde-Geld zuvor in weiser Voraussicht durch eine Bankbürgschaft absichern lassen. Nach anwaltlicher Aufforderung zahlte Mvox den Betrag zurück.
"Der Frust ist groß", sagt Gerd Kehrbusch, einer der Betroffenen in der DSL-Diaspora Haverslohe. Er betreut Großkunden für das IT-Unternehmen Hewlett-Packard. Kehrbusch arbeitet größtenteils zuhause und ist daher beruflich auf eine schnelle Internet-Verbindung angewiesen. Alternativen wie UMTS oder DSL per Satellit sind in Haverslohe ebenfalls zu langsam, sagt Kehrbusch. Betroffen sind auch seine Kinder, die das Internet für die Schule nutzen müssen. Aber bei 384 Kbit kann immer nur einer ins Netz.
In der IT-Abteilung der Gemeinde wollen Schmidt und sein Kollege Sascha Achten aber nicht aufgeben. Mit der Bezirksregierung hat Schmidt abgesprochen, dass Brüggen eine Neuausschreibung für den DSL-Ausbau in Haverslohe starten kann. Positiver Nebeneffekt bei allem Ärger: Das Land hat die Datengrenze für die Förderfähigkeit des DSL-Ausbaus von ein auf zwei Mbit hochgesetzt. Damit könnten möglicherweise größere Bereiche in den Ausbau einbezogen werden.
Weil damit die Zahl potenzieller DSL-Kunden steigt, wird die Ausschreibung für Netzbetreiber noch interessanter. Laut Schmidt hat zum Beispiel die Telekom bereits signalisiert, sich an einem erneuten Ausschreibungsverfahren zu beteiligen.