Viersen "Häusliche Gewalt darf kein Tabuthema sein"

Viersen · Viersens Bundestagsabgeordneter Uwe Schummer machte gemeinsam mit der Kreisvorsitzenden der Frauen Union (FU), Anne Kolanus, einen Abstecher ins Viersener Kinder- und Frauenschutzhaus. Anlass des Besuchs war eine Spendenübergabe der Frauen Union in Höhe von 500 Euro an die Einrichtung. Gleichzeitig berichtete die Geschäftsführerin des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) in Viersen, Wilma Quack, über die Arbeit und die gesammelten Erfahrungen mit den Frauen und Kindern.

Im Frauenhaus findet sich ein gesellschaftlicher Querschnitt "von der Krankenschwester, über die Biologin bis zur Ärztin" wieder, berichtet Quack. Rund 45 000 Frauen nehmen die Beratung der Frauenhäuser im Jahr bundesweit in Anspruch, rund 180 (Frauen und Kinder) sind es im Kreis Viersen. "Die Verweildauer der Frauen in unserer Einrichtung liegt im Schnitt bei drei Monaten. Es gibt keinen 'Klebeeffekt'", so Quack. Ziel ist es, den Frauen in der Zeit ihres Aufenthalts "neue Kraft" zu geben und "Perspektiven in beruflicher aber auch privater Hinsicht" für eine Zeit nach dem Frauenhaus zu schaffen.

Die Betreuung im Haus ist vielfältig. Gerade wurde eine Etage im Haus umgebaut, damit die Erzieherin, Renate Ackermann, die Möglichkeit hat, die Kinder der Frauen "individuell und gezielt" betreuen zu können. Die erfahrenen Demütigungen, Bedrohungen und Einschüchterungen sollen auch durch Ablenkung in Vergessenheit geraten. Hauswirtschafterin Renate Jacobs bietet aus diesem Grund ein gemeinsames Kochen für die Frauen an und freut sich darüber, dass die Frauen auf diesem Weg "neue Kraft tanken".

Eine Besonderheit besitzt das Viersener Frauenhaus im Vergleich zu anderen Häusern. Die meisten Kinder- und Frauenschutzhäuser bieten Müttern die Möglichkeit, ihre Söhne nur bis zu einem Alter von zwölf Jahren mit aufzunehmen. Diese Einschränkung gibt es in Viersen nicht. "Wir prüfen das im Einzelfall. Wir halten es für nicht in Ordnung, wenn man diese 'halben Männer' generell als Täter abstempelt", erklärt Quack.

Schummer und Kolanus zeigten sich sichtlich beeindruckt von den Erfahrungsberichten und der Arbeit im Frauenhaus. "Häusliche Gewalt darf kein Tabuthema sein. Es ist ein weit verbreitetes Problem in unserer Gesellschaft", so Uwe Schummer. "Die Hilfe, Beratung und auch die vorübergehende geschützte Unterkunft sind ein hervorragender Weg um den Frauen neuen Mut zu machen und einen Start in einen neuen Lebensabschnitt zu ermöglichen", ergänzt Anne Kolanus,

(RP)
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