Frühere Lehrerin setzte sich für Verlegung ein Gunter Demnig verlegt erste Stolpersteine in Brüggen
Brüggen · Die frühere Lehrerin Gertrud Jansen hat sich dafür eingesetzt, dass jetzt auch in Brüggen an zwei jüdische Familien erinnert wird: an der Hochstraße 9 und an der Klosterstraße 78.

Hier liegen Brüggens erste Stolpersteine
(bigi/busch-) Auf Initiative der ehemaligen Religionslehrerin Gertrud Jansen aus Brüggen gibt es jetzt die ersten Stolpersteine im Gemeindegebiet. Verlegt hat diese sechs Exemplare der Künstler Gunter Demnig am Dienstagmorgen.
„Meine Mutter hatte eine jüdische Freundin, deren Onkel und Tante haben in dem Haus an der Hochstraße 9 gelebt“, erzählt Gertrud Jansen. Alex und Julie Wolff wohnten dort; der Viehhändler und seine Frau wurden 1941 nach Riga deportiert und dort ermordet. Ihre beiden Söhne konnten gerettet werden; sie wohnen in England und änderten ihre Namen. Jansen berichtet, dass dort niemand wissen sollte, dass die Familie jüdischen Ursprungs sei.
Vor dem Haus an der Klosterstraße 78 wurden vier Stolpersteine in das Pflaster verlegt. Dort wohnten Albert und Erna Braun mit ihren Kindern Fritz Emanuel und Renate Martha. Das Paar führte ein Textilgeschäft; bei ihm trafen sich Juden, die zur Synagogengemeinde Dülken gehörten, da es in Brüggen keine Synagoge gab. Auch die Eltern mit ihren vierjährigen Kindern wurden 1941 nach Riga deportiert und im dortigen Konzentrationslager ermordet.
Seit 1996 verlegt der gebürtige Berliner Demnig (75) zur Erinnerung an Opfer aus der Zeit des Nationalsozialismus Stolpersteine weltweit und in Deutschland. Rund 15.000 Steine liegen in NRW zum Gedenken an die Menschen, die vom nationalsozialistischen Terror-Regime verfolgt, deportiert, ermordet oder in den Suizid getrieben wurden. Jeder Stein kostet 120 Euro.
Bereits im Jahr 2019 stellte Gertrud Jansen den Antrag, auch in Brüggen Stolpersteine zu verlegen. Im Mai 2019 entschied der Rat einstimmig dafür. Ursprünglich sollten die Steine bereits im Jahr 2021 verlegt werden; doch der geplante Vortrag und die darauf folgende Verlegung wurden wegen der Corona-Pandemie abgesagt.
In der von Ina Germes-Dohmen herausgegebenen Ortsgeschichte von Brüggen und Born beschreibt Paul Schrömbges das Schicksal der damals in Brüggen lebenden Juden. In seiner Ansprache bezog sich Bürgermeister Frank Gellen (CDU) auf diese Recherche. Er mahnte, dass diese Zeit nicht vergessen werden dürfe und bedauerte, dass man hier nicht früher aktiv geworden sei. Gellen zeigte sich froh, durch die Verlegung der Stolpersteine den ermordeten Juden hier nun eine Identität geben zu können. Er lobte das Engagement von Gertrud Jansen, durch das vor zwei Häusern diese sechs Stolpersteine verlegt werden konnten.
Eine Auflistung der Stolpersteine in Nordrhein-Westfalen mit weiterführenden Hintergründen gibt es online auf www.stolpersteine.wdr.de.