Brieffreunde in Viersen Ganz viel Post gegen tristen Alltag

Dülken · Die Gemeinschaftsgrundschule Dülken hat sich eine besondere Aktion überlegt: Die Schulkinder schreiben den Seniorenheimbewohnern von Haus Bodelschwingh Briefe, damit diese nicht so einsam sind in dieser Zeit.

 Lina Hüls hat zu Hause am Schreibtisch einen Brief an die Bewohner von Haus Bodelschwingh verfasst.  RP-Foto: Jörg Knappe

Lina Hüls hat zu Hause am Schreibtisch einen Brief an die Bewohner von Haus Bodelschwingh verfasst. RP-Foto: Jörg Knappe

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Lina Hüls sitzt am Wohnzimmertisch noch vor einem leeren Blatt Papier. Doch schon nach kurzer Zeit hat die Achtjährige einen fast zweiseitigen Brief verfasst: „Ich habe mich erst vorgestellt, dann gefragt, ob es den Bewohnern gut geht und was sie den ganzen Tag machen“, erzählt die Drittklässlerin der Gemeinschaftsgrundschule  (GGS) Dülken. Der Rest sei Briefgeheimnis.

Es ist ein Projekt, das die Grundschule in der Zeit ohne Unterricht ausgeweitet hat. „An unserer Schule gibt es eine Altenheim-AG für die vierten Schuljahre, jetzt haben wir alle Schüler eingeladen, anderen Menschen eine Freude zu machen“, sagt Hiltrud Bock, Direktorin der GGS Dülken.

Viele Briefe, süße Basteleien und jede Menge Bilder kamen bisher zusammen. Alle für die rund 140  Bewohner des Seniorenheims Haus Bodelschwingh ganz in der Nähe der Grundschule. Die Leiterin des sozialen Dienstes, Beate Thyßen-Eckhardt, freut sich sehr über die tolle Abwechslung in diesen Zeiten: „Derzeit finden keine Angebote statt, die Bewohner essen in ihren Zimmern, weil der Speisesaal geschlossen ist“, sagt Thyßen-Eckhardt. Viele hätten Verständnis für die Situation und die verstärkten Vorsichtsmaßnahmen, andere Bewohner seien demenziell verändert. Für sie sei es besonders schwer. „Die Kollegen sind sehr bemüht und der Zusammenhalt ist toll“, sagt die Leiterin des sozialen Dienstes im Haus Bodelschwingh. Die Übergabe der ganzen Werke sei noch nicht ganz festgelegt, ergänzt sie.

Je nachdem, wie viel Post von den Grundschulkindern kommt, möchten die Mitarbeiter den Bewohnern die Briefe vorlesen, aber auch Kopien davon machen und aushängen. Derzeit seien zwölf Bewohner in der „Altenheim-AG“ der Gemeinschaftsgrundschule Dülken aktiv, erzählt Thyßen-Eckhardt. Vielleicht entstehen darüber hinaus Brieffreundschaften oder persönliche Kontakte. Das würde sich auch Lina wünschen: „Wir wohnen ja auch direkt um die Ecke, vielleicht möchte ja jemand Besuch bekommen“, sagt die Schülerin. Zu seinem Brief hat das Mädchen noch eine 3-D-Rose und einen Schmetterling gebastelt. „Damit das Zimmer bunter wird“, sagt die Achtjährige. Außerdem hat sie ein Bild von ihrem zukünftigen Haustier, Hund Lotte, gemalt.

Hiltrud Bock freut sich über die positive Resonanz auch seitens der Eltern. „Viele haben mit Hausaufgaben und Vorbereitungen jede Menge zu tun, müssen selbst in die Rolle des Lehrers schlüpfen, das ist oft nicht so einfach“, weiß die Rektorin. Die Lehrer stünden im ständigen Kontakt mit den Eltern und so sei auch die Idee entstanden, den Kontakt zu den Nachbarn noch weiter zu vertiefen. Es wäre eine freiwillige Aktion und wie viele der 286 Schüler mitmachen würden, noch offen. „Wir werden einfach mal schauen, was daraus entsteht“, so Hiltrud Bock. Lina hätte auf jeden Fall Lust, das zu vertiefen und sich auch im vierten Schuljahr dann für die „Altenheim-AG“ anzumelden.

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