Brüder-Grimm-Schule in Viersen-Süchteln Schule schreibt Brandbrief an Helikopter-Eltern

Viele Eltern fuhren trotz Verbotsschildern mit dem Auto bis zum Schulhof. Die Schule reagierte mit einem eindringlichen Appell. Das ungewöhnliche Schreiben zeigte Wirkung.

 Der Hof der Brüder-Grimm-Schule.

Der Hof der Brüder-Grimm-Schule.

Foto: Bianca Treffer

Schulleitung, Förderverein, Schulpflegschaft und Hausmeister der Brüder-Grimm-Grundschule in Viersen-Süchteln haben einen Brandbrief an Helikopter-Eltern verfasst, die ihre Kinder mit dem Auto bis zum Schultor bringen und dabei andere Kinder gefährden. Ein Durchfahrt-Verbotenschild sowie der Hinweis, dass der links liegende Parkstreifen nur für das Personal von 7 bis 18 zugänglich ist und es sich zudem um den Rettungsweg für die Feuerwehr handelt, den es frei zu halten gilt, störte die Eltern nicht.

„Es war ein Verkehrschaos, eine einzige gefährliche Katastrophe. Eltern fuhren mit ihren Wagen bis zu den Pollern vor dem Schultor, ließen ihre Kinder aussteigen und fuhren rückwärts wieder hinaus“, berichtet eine Mutter. „Dass sie dabei andere Kinder gefährdeten, die zu Fuß die etwas abschüssige Straße hinuntergingen, interessierte sie nicht. Das eigene Kind war ja schon sicher auf dem Schulhof. Auf der Josef-Steinbüchel-Straße setzte sich das Verkehrschaos fort und behinderte den dortigen Verkehr. Ein- und ausfahrende Eltern, die sich innerhalb der vor der Schule eingebauten Straßenverengung knubbelten, sorgten für Rückstaus in Richtung Ampel an der Hindenburgstraße und in Richtung Heidweg. Andere Eltern parkten gar die Bushaltestelle zu. „Viele  Eltern fuhren dabei noch nicht einmal Schrittgeschwindigkeit, sondern waren deutlich schneller unterwegs“, sagt Ingo Hensgen, der Hausmeister der Schule.

 In dem Schreiben wurden auch Verkehrszeichen erklärt.

In dem Schreiben wurden auch Verkehrszeichen erklärt.

Foto: RP

Die Sorge, dass es früher oder später zu einem Unfall mit den Grundschulkindern kommen könnte, ließ die Schule aktiv werden. Mit einem eindringlichen Appell wandte sie sich an die Eltern. In dem Schreiben hieß es ganz deutlich: „Diese Eltern gefährden damit immer wieder andere Kinder, die dort zur Schule gehen, während das eigene Kind sicher im Auto sitzt.“ Auch die Bedeutung der Verkehrszeichen wurde in dem Schreiben an die Eltern erläutert.

Dass es auch anderes geht, wenn man sein Kind wegen eines längeren Schulweges quer durch Süchteln mit dem Auto bringt, verdeutlicht Lena Schulz. „Ich nutze den Parkplatz neben dem Einkaufszentrum. Da ist immer ein Platz frei“, sagt sie. „Ich parke dort und gehe zusammen mit meinem Kind zu Fuß zur Schule. Das ist sicher für mein Kind und auch für die anderen Kinder.“ Schulz bedauert es sehr, dass ihr Nachwuchs nicht den Schulbus nutzen kann, weil die dafür vorgegebene Entfernung um knapp 200 Meter unterschritten wird.

Die Verkehrssituation an Grundschulen und Kitas beschäftigt auch die Stadtverwaltung. Bis dato wurde die Situation an 14 Grundschulstandorten und 35 Kitas aufgenommen und analysiert. Zehn Standorte wurden ausgewählt, für die konkrete Optimierungsmöglichkeiten gemeinsam mit Verkehrswacht, Schulen, Eltern und weiterer Beteiligter ausgearbeitet werden. Die Brüder-Grimm-Schule zählt zu diesen zehn Standorten.

Kurz nach dem Schreiben ist die Situation an der knapp 100 Meter langen Zufahrt zur Brüder-Grimm-Schule eine andere. Um kurz vor 8 Uhr sind jede Menge Grundschüler in Richtung Schultor unterwegs. Manche an der Hand von ihren Eltern, andere in kleinen Gruppen zusammengehend. „Das sah gestern noch anders aus“, bemerkt Volker Bleischwitz vom Förderverein der Schule, der gerade an der Schule vorbeijoggt und einen kurzen Stopp einlegt, um sich die Situation anzuschauen. Der Appell  zeigt Wirkung. Die Frage ist nur: Für wie lange?

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