Schule in Brüggen Grundschüler lernen mehr über Konfliktlösung

Brüggen · Wie der Schulalltag ohne Gewalt funktioniert, erfuhren jetzt die Lehrkräfte der Grundschule Bracht in einem Workshop mit dem Konzept „Faustlos“.

 Andreas Schick leitete jetzt einen Workshop in der Grundschule Bracht.

Andreas Schick leitete jetzt einen Workshop in der Grundschule Bracht.

Foto: bigi

Bildung ist nicht nur Schulbildung – das betonen die Sozialpädagogin der katholischen Grundschule Bracht Brigitte Mayus-Ostendarp und Andreas Schick. Dort lernten die  Lehrkräfte jetzt bei einem Workshop das Konzept „Faustlos“ kennen. Die Kosten für den Workshop wurden aus dem regulären Fortbildungstopf bestritten.

Seit Sommer 2021 ist Brigitte Mayus-Ostendarp für die Schuleingangsphase als Sozialpädagogin zuständig und ist begeistert. „Es ist toll zu spüren: Hier geht es ums Kind. Die Stärkung des Selbstvertrauens und des Selbstbewusstseins sowie die sozial-emotionalen Kompetenzen werden mit ‚Faustlos‘ gefördert“, sagt sie.

An der Brachter Grundschule gebe es kein Problem mit Gewalt. Es gehe nicht um Intervention, sondern um Prävention (Vorbeugung). „Wir wollen gar keine Probleme bekommen, darum fördern wir früh die sozialen Kompetenzen“, sagt Schulleiter Tom Schuck. „Jetzt kann man noch spielerisch mit dem Thema umgehen und da ansetzen, wo man Gewalttätigkeit frühzeitig verhindern kann“, ergänzt Andreas Schick, Leiter des Heidelberger Präventionszentrums, das die Fortbildungen zu den Präventionsprogrammen Faustlos anbietet. „Wir fangen mit dem Programm schon in den Krippen an und üben das Miteinander“, erklärt er.

„Die Kinder können teilweise nur noch in Gut und Schlecht unterscheiden und ihre Gefühle nicht mehr ausdrücken. Wir vermitteln den Kindern, dass wir wollen, dass es ihnen miteinander gut geht. So erkläre ich ihnen meine Arbeit“, sagt Brigitte Mayus-Ostendarp.

Für die Brachter Grundschule sollte ein einheitliches Konzept für alle Klassen entwickelt werden, um die sozial-emotionalen Kompetenzen durchgehend zu fördern. Nach der Faustlos-Fortbildung erhalten die Lehrkräfte einen Führerschein für die Arbeit mit dem Konzept Faustlos, einen Materialkoffer und die Befähigung, dieses Material optimal anzuwenden. In der Unterrichtsstunde Soziales Lernen sollen sie die „Faustlos“-Prinzipien einmal wöchentlich vermitteln.

Eine Einheit beginnt etwa mit einem Bild einer Situation. Die Kinder werden gefragt, was sie dort sehen. Dann wird eine Szene vorgelesen, etwa, dass die Schülerin Julia durch ein anderes Kind im Unterricht mit einem Comic-Heft abgelenkt wird und sie nicht weiß, wie sie reagieren soll. Sie soll leise sein, darf nicht einfach aufstehen und zur Lehrerin gehen, will auch nicht als Petze dastehen. Welche Gefühle hat Julia? Was könnte sie tun oder sagen? Die Lehrer üben die Situation in kleinen Gruppen, so wie sie ihre Klasse später wertschätzend führen sollen.

„Es geht auch um Wertschätzung des Prozesses für das Brainstorming. Die Kinder finden es super, wenn Lehrer mitschreiben, was sie  sagen. Und Sie schreiben bitte auch auf, wenn ein Kind sagt, Julia soll das andere Kind wegschubsen. Sie gehen nicht direkt in die Diskussion“, sagt Andreas Schick. Nach dem Brainstorming sollen die Lehrer wieder in die Führung gehen und in einer Geschichte vorlesen, wie Julia in dieser Szene die Situation löst.

Mit solchen kleinen Lektionen und Rollenspielen üben die Mädchen und Jungen ihre soziale Kompetenz.

(bigi)
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