Neues Wohnen in Viersen Grüne beantragen „Tiny House“-Siedlung

Bezahlbarer Wohnraum ist auch in der Kreisstadt knapp. Die Grünen setzen auf Kleinsthäuser mit maximal 50 Quadratmetern. Ein ähnliches Konzept verfolgt auch die Burggemeinde Brüggen.

 Vorreiter: In Mehlmeisel im Fichtelgebirge wurde vor zwei Jahren die erste „Tiny House“-Siedlung Deutschlands eröffnet.

Vorreiter: In Mehlmeisel im Fichtelgebirge wurde vor zwei Jahren die erste „Tiny House“-Siedlung Deutschlands eröffnet.

Foto: dpa

Die Viersener Grünen wollen bezahlbaren Wohnraum mit einem neuen Konzept schaffen und eine Siedlung nur für Kleinsthäuser – sogenannte  Tiny Houses – errichten lassen. Im Ausschuss für Stadtentwicklung stellen sie am Dienstag (18 Uhr, „Forum“ am Rathausmarkt, Zuhörer sind willkommen) den entsprechenden Antrag an die Verwaltung. Bekommt der Antrag eine Mehrheit, soll die Verwaltung prüfen, wo im Stadtgebiet eine passende Fläche zur Verfügung gestellt werden kann.

Das Tiny Houses ermöglichen ein modernes und mobiles Leben auf minimalem Raum: Clevere Innenraumkonzepte auf etwa 20 bis 50 Quadratmeter passen sich dem individuellen Lebensstil an. Optional mit Rädern ausgestattet, können sie bei Bedarf auch mit ihren Besitzern umziehen. Für eine dauerhafte Nutzung werden sie an Ver- und Entsorgungsnetze angebunden und klimaschonend mit einer zentralen Wärmequelle aus erneuerbaren Energien versorgt – zum Beispiel einer Hackschnitzel-Heizanlage.

Die grüne Fraktionsvorsitzende Martina Maaßen lobt das Konzept der Tiny Houses: „Die kleinen Häuser für den schmalen Geldbeutel reduzieren Wohnen auf das Wesentliche und stehen für persönliche Unabhängigkeit und individuelle Mobilität, wenn man bei der Wahl des Wohnortes, wie zum Beispiel aus beruflichen Gründen, flexibel sein muss.“ Auch der Wunsch, naturnah und nachhaltig zu leben, könne mit dem eigenen Tiny House oft erfüllt werden. Maaßen: „Auf ein klimaneutrales Konzept sollten wir dabei aber achten.“

Tiny Houses sind nach Ansicht der Grünen eine umweltverträgliche Alternative zum freistehenden Einfamilienhaus des üblichen Zuschnitts, weil sie mit einer extrem kleinen Fläche auskommen. Je kleiner die Wohnfläche, desto weniger Ressourcen werden für Bau und Betrieb benötigt. Ein zweites Badezimmer, ein riesiger Dachboden – herkömmliche Einfamilienhäuser verfügen oft über unnötige Wohnfläche, die Instand gehalten und beheizt werden muss. Das kostet nicht nur Geld und Zeit, sondern verursacht auch zusätzliche Emissionen. Laut einer Studie der New Yorker Saint John’s Universität lassen sich die CO2-Emissionen einer Immobilie durch die Halbierung der Wohnfläche während ihres Lebenszyklus um 36 Prozent reduzieren.

Mit ihren geringen Platzansprüchen passen für entsprechende Siedlungen auch viele Areale, die für eine konventionelle Baunutzung nicht ausreichen. Viele hätten sogar einen sozialen Mehrwert, sagt Maaßen: „Bei vielen Tiny-House-Siedlungen steht das gemeinschaftliche Leben im Mittelpunkt, das beispielsweise in einem gemeinsamen Nutzgarten oder einer Waschküche stattfindet.“ Mit einem Café könne sich die Siedlung auch für andere Viersener Bürger öffnen und zu einem Ort der Begegnung werden.

Mit einer Tiny-House-Siedlung wollen die Grünen das Bewusstsein für kleineres Wohnen und den damit verbundenen minimalistischen Lebensstil stärken. Sie hoffen auch, damit Impulse für neue Initiativen zu setzen, die die Stadt ökologischer, sozialer und liebenswerter machen.

Allerdings: Nicht für alle Altersgruppen sind die Mini-Häuser geeignet. Gerade ältere Menschen benötigen oft ein barrierearmes oder barrierefreies Zuhause – das können die Mini-Häuser oft nicht bieten. Und auch beim Thema Ökologie sind die kleinen Häuser nicht per se führend. Viele Tiny Houses haben bautechnisch – sie sollen möglichst leicht sein und dicke Wände würden zulasten der Wohnfläche gehen – dünne Außenwände sowie Fußböden und Decken, die nicht ausreichend gedämmt sind, wenn herkömmliche Materialien verwendet werden. Die Folge: hohe Heizkosten.

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