Viersen Tiefensammler: Ab Montag wird gebohrt

Viersen · Die erste von acht Baugruben für das große Regenrückhaltebecken unter der Freiheitsstraße entsteht. Ein 500-PS-Bohrer setzt die Pfähle in 19 Meter Tiefe. Taucher werden die 1,60 Meter dicke Betonbodenplatte verankern.

 Projektleiter Markus Tieben zeigt die Bohrschablonen. Insgesamt 48 Löcher müssen gebohrt werden.

Projektleiter Markus Tieben zeigt die Bohrschablonen. Insgesamt 48 Löcher müssen gebohrt werden.

Foto: Martin Röse

Er wiegt so viel wie 40 Elefantenkühe, ist so stark wie 500 Pferde und so groß wie vier aufeinandergestapelte Giraffen. Ein Tieflader hat ihn mitten in der Nacht zur Freiheitsstraße nach Viersen gebracht, dort steht er nun still im Regen. Am Montag aber wird Christoph Erdmann den scheintoten Riesen zum Leben erwecken. Und damit die Baustelle fürs Regenrückhaltebecken gewissermaßen eröffnen.

Denn all das, was bisher geschah, die Straßensperrungen, die Fahrspurverengungen, der Austausch der Ampelanlagen, das war ja nur das Amuse-Gueule, kleine Appetithäppchen. Ein Vorgeschmack gewissermaßen auf die größte Tiefbaustelle Viersens. Jetzt wird die Vorspeise aufgetischt: Am Montag sorgen Bohrmeister Erdmann und sein Liebherr LB36/410 dafür, dass es richtig in die Tiefe geht. Sie richten die erste der insgesamt acht Baugruben her. Das klingt weniger spektakulär als es wird. 48 Pfähle, jeder mit einem Durchmesser von 90 Zentimetern, müssen 19 Meter tief ins Erdreich, um die Baugrube zu sichern. Taucher werden am Fuß der Grube eine 1,60 Meter dicke Unterwasserbodenplatte aus Beton so verankern, dass das Grundwasser nicht von unten in die Baugrube drückt.

 Bohrmeister Christoph Erdmann vor dem 26 Meter hohen, 120 Tonnen schweren Drehbohrgerät.

Bohrmeister Christoph Erdmann vor dem 26 Meter hohen, 120 Tonnen schweren Drehbohrgerät.

Foto: Martin Röse

Um sicherzustellen, dass der Bohrmeister bei seiner Arbeit nicht zufällig auf Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg stößt, hat die NEW in den vergangenen Wochen kleine tiefe Löcher gebohrt, die Bezirksregierung Düsseldorf ließ durch sie Detektoren in die Unterwelt hinab. Ergebnis: keine Kampfmittel vorhanden, es kann losgehen.

Wo der Bohrmeister bohren muss, das kann man jetzt schon sehen an der Ecke von der Freiheitsstraße zum Josefsring. NEW-Projektleiter Markus Tieben erklärt: „In die gelb markierten Bohrschablonen kommen Betonpfähle, in die rot markierten stahlbewehrte Pfähle – und hier in die blauen kommen Stahlpfähle, die glasfaserarmiert sind.“ Glasfaser? Der Laie staunt, der Fachmann lächelt. „Ja klar, durch Stahl kommt unser Bohrer für den Tiefensammler ja nicht durch.“ Aber durch die Glasfaser kann er sich fräsen, später einmal, wenn die Baugrube hergerichtet ist. Zwei Leerrohre will Erdmann pro Arbeitstag ins Erdreich treiben, macht bei 48 benötigten Pfählen 24 Arbeitstage. Später werden die Leerrohre mit Beton gefüllt. Und wenn alle Pfähle stehen, kann die Grube selbst ausgehoben werden. „Voraussichtlich im Juli wird dann auch die Zufahrt zum Josefsring wieder frei“, kündigt der Projektleiter an.

Montag geht’s los. Mit 500 PS. Erdmann winkt ab. „Viel wichtiger als die PS ist das Drehmoment.“ Also die Kraftübertragung. Den neuen Porsche 911 katapultieren 540 Newtonmeter in 3,4 Sekunden von null auf 100. Erdmanns Liebherr hat 410.000 Newtonmeter.

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