Viersen Goethe-Glatze, Mundschmiss und noch'n Gedicht

Viersen · Thorsten Hamer schlüpfte vor dem Festhallen-Publikum brillant in die Rolle des unvergessenen Heinz Erhardt

 Wie Heinz Erhardt wusste Thorsten Hamer Pointen bei seinem Auftritt zu setzen.

Wie Heinz Erhardt wusste Thorsten Hamer Pointen bei seinem Auftritt zu setzen.

Foto: Jörg Knappe

Bekanntlich beginnt das Leben in einer Zelle. "Doch manchmal", ergänzte seinerzeit Heinz Erhardt, "endet's auch - bei Strolchen - in einer solchen." Eine Verbindung zu Uli Hoeneß konnte der beliebte Komiker zu seinen Lebzeiten noch nicht ziehen. Thorsten Hamer, der Gründer des Leo-Theaters in Wuppertal, Schauspieler, Komödiant und fabelhafter Heinz-Erhardt-Imitator, erzielte auch mit kleinen aktuellen Seitenhieben in der ausverkauften Viersener Festhalle große Lacherfolge.

Aber Aktualisierungen waren eher ein Nebeneffekt. Die wesentliche Leistung Hamers war die präzise Imitation. Man konnte mitunter glauben, den beliebten deutschen Komiker der Nachkriegszeit wieder auferstanden zu sehen. Mit äußerster Genauigkeit ahmte Hamer Aussehen, Körperhaltung, Bewegung, Gestik, Stimme und Aussprache Heinz Erhardts nach. Und wie Erhardt wusste auch Hamer Pointen zu setzen - durch verzögerte Pausen, durch absichtlich falsche Betonungen und durch Unterbrechungen des roten Fadens mit Banalitäten.

Da waren sie wieder, die unvergessenen Wortspiele Heinz Erhardts. Aus der Schillerlocke wurde die Goethe-Glatze, aus dem Maulwurf der Mundschmiss, und natürlich hatte die Made mit dem Kinde nichts mit der Made in Germany zu tun. Eng beieinander lagen Wein- und Rembrandt; aus Nietzsches Zarathustra wurde der Zahnarzt Tustra. Zusammen mit dem Nasshorn ließ auch noch das Trockenhorn grüßen.

Natürlich kannten die Zuhörer die meisten Pointen schon und warteten auf sie. Hamer ging geschickt damit um und animierte das Publikum in der Festhalle dazu, die Reime mitzusprechen oder die Vers-Endungen gleich allein zu übernehmen. Bewundernswert war auch die immense Gedächtnis-Leistung des Komikers. Ohne Manuskript und ohne jedes Stocken blieb Hamer stets auf Hochtouren.

Bedauerlicherweise war der vorgesehene Pianist erkrankt und musste deshalb seinen Auftritt in Viersen absagen. Aber auch ohne ihn lief die große Heinz-Erhard-Revue flüssig und abwechslungsreich ab. Bei Dialogen standen Hamer Maria Sommer und Christiane Breuker humorvoll zur Seite. Von ihnen kam auch die Frage, ob er Wilhelm Tell kenne - der habe immerhin auf Obst geschossen. "Und damit ist er amerikanischer Präsident geworden?"

Ohne eine Zugabe wollten die begeisterten Viersener ihren Gast Hamer nicht gehen lassen. Und was passte da wohl am besten? Na klar, natürlich "noch'n Gedicht".

(-tr)
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