Viersen Glück gibt es nicht am Telefon

Viersen · Heinz-Jürgen Antwerpes bekommt täglich Anrufe mit großen Gewinnversprechen. Reich ist er damit noch nicht geworden. Die Polizei rät, nichts zu sagen und sofort aufzulegen.

 Viele Viersener erhalten Anrufe mit dubiosen Gewinnspielversprechen. Heinz-Jürgen Antwerpes sollte 90 000 Euro gewonnen haben, erklärte dem Dülkener eine vermeintliche Glücksfee am Telefon.

Viele Viersener erhalten Anrufe mit dubiosen Gewinnspielversprechen. Heinz-Jürgen Antwerpes sollte 90 000 Euro gewonnen haben, erklärte dem Dülkener eine vermeintliche Glücksfee am Telefon.

Foto: BUSCH

Heinz-Jürgen Antwerpes ist ein Gewinner. Wenn sich alle Versprechungen in barer Münze ausgezahlt hätten, wäre er ein reicher Mann. Doch den Glücksfeen, die ihm am Telefon Traumreisen, schnelle Autos und viel Geld versprechen, glaubt der Viersener schon lange nicht mehr. Die dauernden Anrufe empfindet er nur noch als Belästigung.

Vor gut drei Wochen sollte sein Kontostand um 90 000 Euro steigen. Doch die Sache hatte einen Haken. "Bevor der Notar mir das Geld persönlich aushändigen könne, sollte ich zwei Prozent der Gewinnsumme als Verwaltungskosten überweisen", berichtet Heinz-Jürgen Antwerpes. Er weigerte sich, die 1800 Euro zu zahlen und musste damit auch auf seinen Gewinn verzichten, der vermutlich nie bei ihm angekommen wäre. "Auf keinen Fall sollten die Leute in so einem Fall zahlen oder kostspiele Rückrufnummern wählen", rät Antje Heymanns von der Viersener Polizei. Sie kennt die Machenschaften der vermeintlichen Glücksboten.

In den meisten Fällen haben sie und ihre Kollegen allerdings wenig Möglichkeiten, das gute Geschäft mit der Gutgläubigkeit platzen zu lassen. "Die Anrufe an sich sind nicht strafbar", betont Antje Heymanns. Sie empfiehlt daher, bei vollmundigen Versprechen am Telefon vorsichtig zu sein. "Am besten ist, gar nicht erst mit den Leuten zu reden und sofort aufzulegen. Wenn die Rufnummer nicht unterdrückt ist, macht es Sinn, sie zu notieren."

Das Ziel der meisten Anrufe sei es, persönliche Daten und Kontoverbindungen abzufragen, um damit Aboverträge zu fälschen oder unrechtmäßig Geld abzubuchen. Das hat Heinz-Jürgen Antwerpes auch schon erlebt. Als Schatzmeister des Vereins 55 plus kontrolliert er regelmäßig die Kontoauszüge und musste dabei schon mehrfach feststellen, dass Revuezeitungen und Glücksspielgesellschaften Geld abgebucht hatten. Er ließ die Aufträge über die Bank stornieren. "Wir hatten so keinen Schaden, doch ich hatte viel Arbeit."

In solchen Fällen rät Antje Heymanns, gut auf die eigenen Bankdaten aufzupassen und seinen Computer so gut wie möglich vor Phishing-Angriffen über das Internet zu schützen. "Niemand hat etwas zu verschenken. Bei großen Gewinnversprechen oder Einladungen zu Kaffeefahrten sollten alle Alarmglocken schrillen." Die Polizeisprecherin weist darauf hin, dass seriöse Unternehmen ihre Gewinner schriftlich benachrichtigen. "Die haben dann auch die entsprechenden Daten und brauchen sie nicht erst zu erfragen."

Wie die dubiosen Firmen an seine Daten gekommen sind, weiß Heinz-Jürgen Antwerpes nicht. Er vermutet, dass sie seine Adresse und Telefonnummer irgendwo gekauft haben. "Viele durchforsten systematisch das Telefonbuch und versuchen über die Vornamen besonders ältere Leute herauszufischen", sagt Antje Heymanns.

Mindestens zehn Anrufe bekommt Heinz-Jürgen Antwerpes pro Tag. Er empfindet das als Belästigung. Bei der Verbraucherzentrale hat er sich bereits beschwert. Hereingefallen ist der Viersener auf die Glücksbringer am anderen Ende der Leitung noch nicht, doch er bleibt der Gewinner, den der Reichtum nie erreicht. FRAGE DES TAGES

(RP)
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