Viersen Glocke der Versöhnung
Viersen · Am zweiten Adventssonntag wurde die neue Nikolausglocke für St. Marien Hamm feierlich geweiht. Sie ersetzt die 2008 an die polnische Nikolausgemeinde zurückgegebene Petrusglocke.
"Toll, dass es heute noch möglich ist, einen Kirchturm mit einer neuen Glocke zu bestücken!" Regionaldekan Johannes Quadflieg freute sich, dass drei Jahre, nachdem die Petrusglocke in ihre Heimatgemeinde St. Nikolaus im polnischen Legowo nahe Danzig zurückgekehrt war (RP berichtete), eine neu gegossene Glocke in den Kirchturm von St. Marien Hamm kommt, um das Geläut wieder zu vervollständigen.
Die Kirche war bis auf den letzten Platz besetzt, viele Besucher mussten stehen — und alle blickten glücklich auf die Glocke, die gekränzt mit einer Girlande für alle sichtbar vor dem Altarraum stand. Es sei ein Fest der Freude, so Quadflieg, denn die Glocken läuten bei jedem neuen Lebensabschnitt, rufen aber auch zum täglichen Gebet. "Glocken haben uns etwas zu sagen!"
Als Gast begrüßte er Pfarrer Rafinski aus Legowo. Dieser verlas eine Grußbotschaft des Danziger Erzbischofs Glódz, in der dieser seine Freude über die bevorstehende Weihe der Glocke ausdrückte, die nach dem heiligen Nikolaus, Schutzpatron der Pfarre Legowo, benannt wurde und die am 6. September 2008 heimgekehrte Petruskirche ersetzt. Als Gastgeschenk hatte Pfarrer Rafinski eine Fotomontage rund um die Petrusglocke mitgebracht, die er Kirchenvorstand Willi Höckels für die Gemeinde St. Marien überreichte.
Durch den Gottesdienst zog sich wie ein roter Faden der Wunsch nach Versöhnung, Freundschaft zwischen Polen und Deutschen, zwischen Legowo und Viersen. "In Erinnerung an die Glocke der Nikolauskirche in Langenau bei Danzig, heute Legowo/Polen ... als Leihglocke an den Niederrhein gekommen, rückgeführt am 11. April 2008 als Zeichen der Versöhnung ... Völkerfreundschaft statt Krieg - Glockenklang statt Kanonendonner - gegossen 2011 für die Marienkirche in Viersen-Hamm" ist auf der neuen Glocke zu lesen.
Nachdem der Regionaldekan die Glocke mit Gebet, Weihwasser, Weihrauch und Salbung geweiht hatte, überbrachte die Petrusglocke durch ein junges Mädchen einen Gruß an die Nikolausglocke: "Du kennst mich nicht, deshalb kam ich heute nach St. Marien, und habe meinen Klöppel geschlagen, um meine Geschwister zu grüßen." Auch die Fürbitten, die Heinz-Josef Eß verlas, erbaten vor allem Versöhnung und Gastfreundschaft. Die mitgereisten Polen nahmen mit Pfarrer Rafinski anschließend am Empfang im Pfarrheim teil.
