Schwalmtal Gift unter den Pflastersteinen

Schwalmtal · In mindestens einer Straße in der Röslersiedlung haben Gutachter Schwermetalle gefunden. Bei der Sanierung vor wenigen Jahren hatte eine Firma ein anderes Material eingebaut als vereinbart. Eine akute Gefahr für die Gesundheit der Anwohner bestehe aber nicht.

 Mehrere Straßen in der Röslersiedlung sind denkmalgeschützt, auch die Josef-Rösler-Straße. Nun wurde festgestellt, dass im Straßenunterbau Material mit einer zu hohen Konzentration von Schwermetallen verbaut wurde.

Mehrere Straßen in der Röslersiedlung sind denkmalgeschützt, auch die Josef-Rösler-Straße. Nun wurde festgestellt, dass im Straßenunterbau Material mit einer zu hohen Konzentration von Schwermetallen verbaut wurde.

Foto: Busch

Kupfer, Zink und Blei in zu großer Menge stecken im Unterbau der Josef-Rösler-Straße. Das hat ein Gutachten in dieser Woche gezeigt. Die Stoffe seien "toxikologisch relevant, sehr relevant", sagt Axel Küppers, Sprecher des Kreises Viersen. Akut gefährdet sei die Gesundheit der Anwohner aber nicht.

Die Schwalmtalwerke haben Kanäle und Straßen in der Röslersiedlung 2009 und 2010 saniert. Nun steht fest, dass in der Josef-Rösler-Straße unzulässiges Material verwendet wurde. Es enthält giftige Schwermetalle in einer Menge, die die gesetzlich erlaubten Grenzwerte übersteigt. Auch die Willy-Rösler- und Gustav-Rösler-Straße könnten betroffen sein. Gutachter nehmen bald weitere Proben. In zwei Wochen rechnen die Schwalmtalwerke mit Ergebnissen.

Seit Mai ist bekannt, dass eine Firma in einem Neubaugebiet im Rhein-Kreis Neuss belastete Industrieabfälle im Unterbau der Straße verarbeitet hatte. Das Umweltministerium verschickte daraufhin eine Warnung.

Die Schwalmtalwerke stellten fest, dass auch sie mit der Firma zusammengearbeitet hatten. "Wir haben Proben nehmen lassen", sagt die Prokuristin Angela Blohm-Waßermann. "Eigentlich hatten wir damit gerechnet, dass die Sache damit für uns erledigt ist." Doch dann zeigte das Gutachten, dass im Straßenunterbau anderes Material verwendet wurde als das, das die Schwalmtalwerke bestellt hatten.

Es könnte eine Fläche von 8000 Quadratmetern betroffen sein. Möglicherweise muss der Bodenbelag dort ausgetauscht werden. Der menschliche Körper kann Schwermetalle wie Kupfer, Zink und Blei nicht abbauen. Sie lagern sich ab. Blei zum Beispiel kann in zu hoher Konzentration das Nervensystem schädigen.

Thomas Hurtmanns sagt, er sehe keine Veranlassung, in Panik zu verfallen oder die Kinder nicht mehr auf der Straße spielen zu lassen. Der CDU-Ratsherr wohnt an der Josef-Rösler-Straße. Die Schwalmtalwerke haben den Gemeinderat am Dienstag nicht-öffentlich informiert. "Ich habe das Gutachten gelesen", sagt Hurtmanns. Er sei nicht beunruhigt. "Das Material ist ja nicht an der Oberfläche."

Betroffen ist der Unterbau der Straße. Um die Pflasterstraße zu stabilisieren, sollte nach Vorgabe der Schwalmtalwerke RCL-Material verwendet werden — wiederverwerteter Bauschutt. Dieser wird einen halben Meter dick auf den Boden aufgebracht. Darauf liegt Sand, dann die Pflastersteine. Doch in der Josef-Rösler-Straße steckt kein RCL-Material, sondern ein anderes Material. Es ist ab einer Tiefe von etwa 15 Zentimetern zu finden.

Bisher steht nicht fest, um was es sich handelt. Das sollen die folgenden Gutachten zeigen. "Wir stehen noch ganz am Anfang des Prozesses", sagt Küppers.

Ob weitere Baugebiete im Kreis betroffen sind, konnte er nicht sagen. Bei der Firma soll es sich um ein Unternehmen aus Geilenkirchen handeln. Es baut nicht nur selbst den Straßenunterbau, sondern verfügt auch über eigene Beton- und Asphaltmitschwerke. Für eine Stellungnahme war es gestern nicht zu erreichen.

(RP/rl)
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