Kreis Viersen Geriatrie: Lob für Süchtelns Antrag

Kreis Viersen · Drei von neun Krankenhäusern in der Region erhalten eine neue altersmedizinische Fachabteilung. St. Irmgardis wird dafür im Sommer 2015 den Neubau brauchen. Das geht aus einem Schreiben des NRW-Gesundheitsministeriums hervor.

Wenn es so kommt, wie in dem Schreiben des NRW-Gesundheitsministeriums angekündigt, dann wäre das St.-Irmgardis-Krankenhaus in Viersen-Süchteln ein sehr glücklicher Gewinner. Es hätte eine geriatrische Fachabteilung mit 60 Betten "gewonnen". Das Maria-Hilf der Alexianer in Krefeld und das Städtische Lukaskrankenhaus in Neuss würden je 30 Betten bekommen.

Andere Kliniken in der Region Kreis Viersen-Krefeld-Mönchengladbach-Rhein-Kreis Neuss dagegen gehen leer aus: Sie erhalten entweder keine Geriatrie wie das Antoniuszentrum in Tönisvorst, oder aber sie dürfen ihre geriatrischen Betten behalten, aber nicht aufstocken wie das Helios-Klinikum in Krefeld. Die Städtischen Kliniken in Mönchengladbach verlieren sogar: Sie sollen 40 Betten abbauen.

Die geplante Geriatrie-Verteilung geht aus einem nicht-öffentlichen Schreiben des NRW-Gesundheitsministeriums hervor, das der Redaktion der Rheinischen Post vorliegt. Das 17-seitige Papier des Ministeriums wurde im Rahmen des Anhörungsverfahrens an alle betroffenen Städte und Gemeinde geschickt. Es beinhaltet (noch) keinen Beschluss, wohl aber eine Absichtserklärung des Landes zur Einrichtung von geriatrischen Abteilungen an Krankenhäusern sowie die Beurteilung von neun Anträgen auf Geriatrie, die die Krankenhäuser in der Region gestellt haben. Die Angaben beziehen sich auf das Versorgungsgebiet Kreis Viersen-Krefeld-Mönchengladbach-Rhein-Kreis Neuss, für das eine Unterversorgung diagnostiziert wurde.

Die Geriatrie gilt angesichts der demografischen Entwicklung und des medizinischen Fortschritts als eins der wenigen Wachstumsfelder in der Krankenhauslandschaft und ist deshalb hart umkämpft. In den altersmedizinischen Fachabteilungen sollen so genannte multimorbide Patienten, die an mehreren Erkrankungen gleichzeitig leiden, interdisziplinär behandelt werden.

Aktuell sind 239 Betten in der Altersmedizin vorhanden. Nach der Überplanung sollen künftig 319 Betten in der Region ausgewiesen werden: 120 neue Geriatrie-Betten kommen hinzu - in Süchteln, in Krefeld und in Neuss. Wenn Mönchengladbach, wie geplant, reduziert, kommt man netto auf ein Plus von 80 Betten.

Das Süchtelner St.-Irmgardis-Krankenhaus hatte laut Ministerium 65 Betten beantragt und soll 60 erhalten. 44 Betten sollen aus der Inneren Medizin (33) und Chirurgie (11) umgewidmet werden. Knapp 20 Betten kämen neu dazu, so dass die Gesamtbettenzahl von St. Irmgardis auf 165 Betten aufgestockt würde. Aus den weiteren Erläuterungen ist zu schließen, dass Süchteln mit seinem Antrag ein gutes Konzept eingereicht hat, das bei Bezirksregierung und Ministerium auf Wohlwollen traf. So heißt es: "Die Anforderungen des Krankenhausplans werden durch das vorgelegte Konzept in vollem Umfang aufgegriffen und umgesetzt." Der Krankenhausträger von St. Irmgardis habe die Gründung des Geriatrischen Versorgungsverbundes Mittlerer Niederrhein e.V. initiiert und verknüpfe sein Angebot mit weiteren sektorenübergreifenden Versorgungsstrukturen. Auch eine Kooperation mit der Stroke-Unit von Maria-Hilf Mönchengladbach zur Erstbehandlung von Schlaganfallpatienten sei sichergestellt. St. Irmgardis gehört zu 51 Prozent der St.-Franziskus-Stiftung Münster und zu 49 Prozent der AKH GmbH.

Die Geriatrie in Süchteln soll laut Ministerium vor allem den West- und Nordkreis Viersen versorgen. Kempen und der Ostkreis Viersen würden durch das Helios-Klinikum in Krefeld abgedeckt.

Erwähnt wird außerdem, dass das Allgemeine Krankenhaus Viersen (AKH) seinen Antrag am 30. April dieses Jahres zurückgezogen habe, um den Antrag von St. Irmgardis im Rahmen einer Kooperation zu unterstützen.

Zur konkreten Planung heißt es in dem Schreiben: Bis zu 30 Betten könnten in Süchteln kurzfristig geschaffen werden. St. Irmgardis hatte bereits Anfang dieses Jahres Vorkehrungen getroffen: Sie richteten 20 geriatrische Betten ein und stellten entsprechendes Personal ein (die RP berichtete).

Für das volle Soll von 60 Betten sei eine Neubaumaßnahme nötig, die "ab Erteilung des Versorgungsauftrages noch neun Monate in Anspruch nehmen soll". Ein offizieller Entscheid vom Land wird für Oktober erwartet. Danach müsste das Bauvorhaben am Süchtelner Krankenhaus im Eiltempo über die Bühne gehen. Bislang hat die Stadt Viersen die Bauvoranfrage positiv beschieden.

(RP)
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