Corona-Krise in Viersen Mit Laptop und Kochtüte in die Küche

Weil das gemeinsame Kochen im Jugendzentrum Alo coronabedingt nicht möglich ist, organisiert Leiterin Bettina Passon eine virtuelle Variante: Die Teilnehmerinnen stehen in ihren eigenen Küchen – und kochen doch gemeinsam.

 Bettina Passon (hinten) und Nicole Henneböhl kochen in der Alo-Küche. Die Teilnehmerinnen sind via Laptop zugeschaltet.

Bettina Passon (hinten) und Nicole Henneböhl kochen in der Alo-Küche. Die Teilnehmerinnen sind via Laptop zugeschaltet.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

„Habt ihr eure Rezepte am Start?“, fragt Bettina Passon. Die jungen Frauen, die per Laptop in die Küche des Dülkener Jugendzentrums Alo der Pfarrgemeinde St. Cornelius und Peter zugeschaltet sind, nicken. „Ja“, rufen sie der Leiterin des Jugendzentrums zu. Die jungen Frauen stehen daheim in ihren Küchen. Da liegt Gemüse, ein Schneidbrett, ein Päckchen Reis. Ebenso sieht es bei Passon in der Küche des Jugendzentrums aus. „Bevor wir mit dem Gemüse schnibbeln starten, wollen wir erst einmal den Reis aufsetzen“, sagt Passon und gibt direkt den Tipp, den Reis mit einer Tasse abzumessen: Eine normale Tasse, mit Reis gefüllt, reicht in der Regel für zwei Personen.

Was Passon in der Küche des Jugendzentrums vorführt, machen die jungen Frauen daheim in ihren Küchen nach. „Normalerweise würden wir hier zusammen mit unserer Gruppe ,Junge Mütter’ vor Ort sein. Einige würden kochen, andere nähen, basteln oder mit den Kindern spielen. Da dies aufgrund von Corona derzeit noch nicht geht, kochen wir online zusammen“, sagt Nicole Henneböhl von der Fachstelle Frühe Hilfen des Fachbereiches Kinder, Jugend und Familie der Stadt Viersen. Im Rahmen des stätischen Bausteins „Konkret“ leitet Henneböhl zusammen mit Passon die Gruppe.

Jeden Montag von 15 bis 18 Uhr ist das Alo der Treffpunkt für derzeit zwölf junge Mütter und ihre Kinder. Als aufgrund der Corona Schutzverordnungen auch das Alo seine Türen schließen musste, setzten Passon und ihr Team auf eine virtuelle Variante. Für die jüngeren Besucher stellte Passon jeden Tag einen Basteltipp online, für die Jugendlichen ab zwölf Jahren ging es dank Discord weiter, ein Onlinedienst für Chat, Sprach- und Videokonferenzen.

Auch etliche Teilnehmerinnen aus der Gruppe der „Jungen Mütter“ kamen dank Discord jeden Montagabend zusammen. Man traf sich um 20 Uhr im Alo-Chat. „Wir haben oft bis 23 Uhr gequatscht. Es waren tolle, intensive Gespräche“, sagt Passon. Sie fand es allerdings schade, dass sie damit nicht alle jungen Mütter erreichte. So kamen Henneböhl und Passon auf die Idee, wieder zu kochen – allerdings online. Zusammen mit den jungen Müttern wurde das erste Rezept ausgewählt. Passon ging für alle einkaufen und füllte den Einkauf in Kochtüten.

Henneböhl bringt die vollen Kochtüten zu den Müttern und nimmt die leeren wieder mit zurück. „Dank der Volksbank Viersen, die Corona-Projekte unterstützt, haben wir nicht nur die Kochbeutel erhalten, sondern auch 1000 Euro, die komplett in das Kochprojekt fließen. So können wir die Lebensmittel kostenfrei abgeben“, sagen Passon und Henneböhl. Von der Online-Kochaktion sind nicht nur die Organisatorinnen begeistert. „Ich finde es genial und bin richtig froh, dass das Kochen wieder läuft. Es macht einen solchen Spaß, zusammen mit den anderen zu kochen, auch über den Laptop“, sagt Sarah, die zusammen mit Tochter Romy im Alo mitkochen darf, weil es daheim kein WLan gibt. Und für drei ist die lange Theke im Alo ausreichend: Es kann mit Abstand gekocht werden.

In der Alo-Küche und den anderen Küchen wird erzählt und gelacht. „Nachher essen wir alle zusammen am Bildschirm. Da darf der Laptop mal ausnahmsweise beim Essen auf dem Tisch stehen, was ja ansonsten ein No-Go wäre“, sagt Henneböhl schmunzelnd.

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