Kreis Viersen Gema ängstigt Clubs und Vereine

Kreis Viersen · Die Gema ändert ab 2013 ihre Tarifstruktur. Die Gebühren sollen dann mit zunehmender Raumgröße und Eintrittspreis steigen. Schützen und Clubbesitzer sind in Aufruhr – sie fürchten um das Kulturleben in der Region.

 Wenn die Gema die Gebühren erhöht, werden die Vereine Stars wie Jürgen Drews künftig nicht mehr bezahlen können.

Wenn die Gema die Gebühren erhöht, werden die Vereine Stars wie Jürgen Drews künftig nicht mehr bezahlen können.

Foto: Kaiser

Die Gema ändert ab 2013 ihre Tarifstruktur. Die Gebühren sollen dann mit zunehmender Raumgröße und Eintrittspreis steigen. Schützen und Clubbesitzer sind in Aufruhr — sie fürchten um das Kulturleben in der Region.

Sebastian Siebrecht vom "Halle Luja" in Tönisvorst denkt besorgt ans kommende Jahr: "Wenn die Gema die Gebühren erhöht, werde ich meinen Club leider schließen müssen. Das kann ich nicht bezahlen", erklärt er und ergänzt: "Ich arbeite ja jetzt schon für jeden außer mich selbst."

Bisher zahlt der Betreiber des Clubs für seine 200 Quadratmeter großen Räumlichkeiten pro Jahr 6000 Euro Gebühren an die Gema. Nächstes Jahr muss er wahrscheinlich 30 000 Euro auf das Konto der Gesellschaft überweisen. "Eine riesige Unverschämtheit", bemerkt Siebrecht und ergänzt: "Es wird einem als Clubbesitzer so schwer gemacht — man wird geknebelt. Erst mit dem Rauchverbot und jetzt noch diese Gebührenerhöhung."

Nur noch zwei Tarifgruppen

Am 1. Januar kommenden Jahres soll die neue Tarifstruktur der Gema (Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte) in Kraft treten. Die neue Regelung soll die Zahl der Tarifstaffelung von bisher elf Tarifgruppen auf zwei reduzieren. Dadurch, dass große Veranstaltungen mit hohen Eintrittsgeldern dann künftig mehr zahlen als kleinere Veranstaltungen, soll das System gerechter werden.

Doch Clubbesitzer und die Schützen in und um Kempen sind besorgt. "Diese Preisvorstellungen sind einfach utopisch", erklärt Sebastian Siebrecht vom "Halle Luja" in Tönisvorst. Er befürchtet, dass durch die neue Tarifstruktur das Kulturleben ärmer werde: So würden künftig weniger Live-Bands engagiert werden und einige Clubs um ihre Existenz bangen. Die Clubs müssten die Kosten im zweifelsfall an die Besucher weitergeben — und die blieben dann vielleicht auf Dauer weg. "Das Disko-Sterben ist programmiert", bedauert Siebrecht.

Auch Karl-Heinz Bäumges, Bezirksbundesmeister der Schützen des Bezirksverbandes Nettetal-Grefrath, betrachtet die aktuellen Überlegungen der Gema besorgt: "Das ist für uns als Schützenvereine verheerend. Es wird immer schwieriger unsere Feste durchzuführen — die Kosten steigen, die Einnahmen sinken immer mehr." Security, Live-Band, Festzelt, Gebühren — und nun noch die Tariferhöhung der Gema. "Eins ist sicher, das Brauchtum wird leiden — und wir werden einige Schützenfeste in der Region nicht mehr so feiern können wie bisher", bedauert Karl-Heinz Bäumges. Auch Willi Stennes, Präsident vom Allgemeinen Schützenverein (ASV) Willich, sieht durch die drohende Gebührenänderung das Brauchtum gefährdet: "Wir müssten unser Schützenfest sterben lassen, wenn das so kommt — das können wir nicht stemmen." Blickt der Schütze in die Bücher, bemerkt er sowieso einen Kostenanstieg im Laufe der vergangenen Jahre bezüglich der Musikgebühren — inzwischen zahlt der ASV Willich rund 5000 Euro an die Gema pro Jahr.

Die Verwertungsgesellschaft sieht die bisherige Tarifstruktur als nicht mehr zeitgemäß an. Kleine Veranstalter hätten im Verhältniszu den Großen zu viel gezahlt. 60 Prozent der Veranstalter würden durch die Gebührenreform entlastet werden. Bevor der neue Gema-Tarif jedoch in Kraft tritt, muss erst noch die Schiedsstelle des Deutschen Patent- und Markenamtes über die Rechtmäßigkeit der Reform entscheiden.

(RP/rl)
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