Viersen Gelungenes Beispiel für Integration

Viersen · Integration kann ganz einfach sein. Wie, zeigt die katholische Pfarrgemeinde St. Remigius. Sie hat zwei Flüchtlingsfamilien aufgenommen und feierte jetzt ein Fest der Begegnung.

Das Büfett im großen Saal von St. Marien in Viersen Hamm ist bunt bestückt. Salate, Brot, Dips, Käsehäppchen und Kuchen stehen dicht an dicht. "Jeder hat etwas mitgebracht und so ist das Ganze entstanden", verrät Ulrike Naus. Und genau dieses Prinzip des sich Einbringens, das für ein buntes Büfett gesorgt hat, von dem alle beim Willkommensfest profitieren, praktiziert die Viersener Gemeinde auch in einem anderen Bereich und zwar bei der Flüchtlingshilfe.

Knapp 30 Gemeindemitglieder sind in einer ehrenamtlichen Betreuung von zwei Flüchtlingsfamilien aktiv, die seit Ende des vergangenen Monats im ehemaligen Pfarrhaus von St. Marien wohnen. Mit einem Fest der Begegnung begrüßte die Gemeinde die Familien jetzt ganz offiziell.

Alles fing dabei im Oktober vergangenen Jahres an. "Der GdG Rat hatte die Idee, der Stadt Viersen Wohnraum für Flüchtlinge anzubieten, um dazu beizutragen, die Situation der Flüchtlinge zu verbessern", berichtet Pfarrer Roland Klugmann. Platz war in St. Marien durch die nicht mehr genutzte Wohnung des Pfarrers gegeben. Das Pfarrheim verfügte zwar im Erdgeschoss über eine noch genutzte Kontaktstelle, stand aber ansonsten seit 16 Jahren leer.

Gleichzeitig beschloss der GdG Rat einen Aufruf zu starten, um Ehrenamtliche für die Begleitung und Betreuung der Familien zu gewinnen, soweit sie dieses wünschen. Zum Advent erfolgte ein erster Aufruf, bei dem die Gemeindemitglieder angeschrieben wurden. 45 Bürger fanden sich ein und bekundeten ihr Interesse mitzumachen.

Es gründete sich ein Arbeitskreis mit Koordinierungsstelle und die Vorbereitungen starteten nach einem weiteren Treffen zu Anfang des neuen Jahres. "Kirche lebt Integration, trotzdem war für einige diese Form von Kirche etwas anderes und sprach viele an mitzumachen. Es meldeten sich auch etliche Leute, die ich nicht aus dem pfarrlichen Kontext kannte", freut sich Klugmann über die gute Annahme des Projekts..

Während die Wohnung fachgerecht renoviert wurde, gab es eine Bitte um Spenden von Möbeln, Haushaltsgegenständen und Co. Für Ulli Ilbertz und Rainer Knippertz startete damit ihre Arbeit. Die beiden hatten sich nämlich zum Team gesellt, das für den Möbelsektor zuständig war. "Wir sind zu den Spendern gefahren, haben uns die Möbel angeguckt und wenn alles in Ordnung war, demontiert, transportiert und wieder montiert", berichtet Knippertz, der die Ansicht vertritt, dass man sich nur eine Meinung zum Flüchtlingsthema bilden kann, wenn man die Menschen kennenlernt, die ihre Heimat verlassen, um in einem fremden Land zu leben. "Mir persönlich hat der Kontakt viel gebracht. Ich bin schon zum Essen eingeladen worden und auf Englisch klappt auch die Verständigung ganz gut", sagt Knippertz.

Genau wie Ilbertz arbeitet er als ehrenamtlicher Hausmeister für die Flüchtlinge weiter und hält so den Kontakt. Dass man über Sprachbarrieren hinweg problemlos Kontakte knüpfen kann, stellte auch Brigitte Müller fest, die sich genauso einbringt und nach dem Fertigstellen der Wohnung, wo sie ebenfalls half, das Alltagsleben der Flüchtlinge bei Bedarf unterstützen will.

Andere wollen sich in Sachen Freizeitgestaltung einbringen, wieder andere möchten Deutschunterricht erteilen, was bei den Flüchtlingen auf großes Interesse stößt. Bei den beiden Flüchtlingsfamilien sind indes glückliche Gesichter zu sehen. Die Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit, die sie erfahren, lässt sie strahlen. "Was hier klappt, motiviert vielleicht auch andere, privaten Wohnraum zur Verfügung zu stellen und sich ehrenamtlich zu engagieren", hofft Ulrike Naus vom GdG Rat. Der technische Beigeordnete der Stadt, Dr. Paul Schrömbges, kann das bisherige Engagement nur loben. "Hier wird genau das praktiziert, was wir uns als Stadt wünschen. Es ist das Miteinander", hebt er hervor.

(tref)
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