Viersen Gegen die Tristesse: Graffiti an der alten Brücke

Viersen · Hinter den Absperrgittern vor der alten Brücke zwischen Bahnhofstraße und Güterstraße bleiben Neugierige stehen und verfolgen aufmerksam die Arbeit von vier jungen Männern. "Das sieht viel besser aus als vorher und mit irgendwelchen wilden Sprayereien ist das ja wohl nicht vergleichbar. Mir gefällt es sehr gut", sagt Udo Bölling. Er ist gerade mit dem Rad vorbeigefahren und hat angehalten, um sich anzuschauen, wie ein neues Graffito an der früheren Brücke entsteht.

Die Sprayer sind hier nicht wild unterwegs, sondern im Auftrag der Stadt. "Wir haben heute Morgen schon viel Zuspruch erfahren, auch von älteren Bürgern, was uns besonders freut", sagt Daniel Kruppa. Dabei blickt der Viersener Streetworker auf die Wand, wo einst der Brückendurchgang war. Dieser wurde bei der Umgestaltung des Bahnhofs und den Arbeiten am Inneren Erschließungsring (IER) mit einer Betonwand verschlossen. Auf dieser grauen Wand entsteht nun ein großes Graffiti-Werk. Dafür sorgen vier Sprayer der Gruppe El Gruppo Bombastico, kurz EGB Crew. Die Idee, die nackte Wand gestalten zu lassen, hatte Dietmar Schmitt, der in der Stadtverwaltung für den IER verantwortlich ist. "Ein aufwendiger Rückbau des Baudenkmals kam nicht in Frage. Also haben wir das Brückenportal mit nicht mehr benötigten Presswiderlegern gefüllt und die Baulücken mit Beton verfüllt", erklärt Schmitt. Die Idee eines Sprühportals trug er dann in den Arbeitskreis, der sich mit dem Bahnhof beschäftigt. Der schaute zuerst skeptisch, aber "wir haben schon an verschiedenen Stellen Sprayern Präsentationsflächen gegeben und haben damit gute Erfahrungen gemacht", sagt Bürgermeister Günter Thönnessen. Ob die Rampe am Rathaus in Süchteln, der Jugendsporttreff "Die Insel" oder die Brüder-Grimm-Schule, überall wurde fachlich gesprayt. Auch an der Grundschule war die EGB Crew im Einsatz. Den Kontakt zu den Sprayern hat Kruppa hergestellt.

Von den Zuschauern lassen sich die vier Männer zwischen 24 und 32 Jahren derweil nicht stören. Tom Hewelt arbeitet so gerade an dem übergroßen Kopf an der rechten Seite der zwölf mal vier Meter großen Fläche. Sein Blick geht von der Skizze in seiner linken Hand zur Wand, wo er entsprechend der Vorzeichnung sprüht. Sein Bruder Jens arbeitet indessen an der Figur an der linken Seite, während Siegfried Müller und Manuel Jensen auf einer Leiter oder einem Tritt stehend den Schriftzug sprühen, der die beiden Figuren miteinander verbindet. Das Ganze wird dabei von einem roten Vorhang eingerahmt. "Der ist allerdings nicht gesprüht, sondern gemalt", sagt Müller. Das Thema der Arbeit ist "Puppenspieler", deshalb gehört ein Bühnenvorhang zum Ensemble. "Die Stadt hat lediglich die Farben gestellt. Die Sprayer haben das Motiv ausgesucht und schenken uns ihre Arbeit", sagt der Erste Beigeordnete Paul Schrömbges, der wie der Bürgermeister und die städtischen Kollegen begeistert ist, was an der kahlen Wand entsteht.

Bürger, Vereine oder Organisationen, die Flächen zum Sprayen anbieten möchten, können sich an Streetworker Daniel Kruppa, Rufnummer 0173 7180153, wenden. Er vermittelt den Kontakt zu den Graffitisprayern. Die Farben muss der Auftraggeber zahlen. Die Sprayer freuen sich über eine kleine Aufwandsentschädigung.

(tref)
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