Drogenberatung Viersen Gedenken an neun Suchttote

Zusammen mit Hinterbliebenen, Klienten, deren Angehörigen und Mitarbeitern hat die Suchtberatung Kontakt-Rat-Hilfe Viersen der Menschen gedacht, die im Kreis Viersen an den Folgen ihrer Suchterkrankung verstorben sind.

 Die Jüngste starb mit 24 Jahren, der älteste mit 68: Freunde und Familienmitglieder gedachten bei einer Gedenkfeier in der Suchtberatungsstelle Dülken mit Pfarrer Axel Stein der neun Drogentoten im Kreis Viersen. 

Die Jüngste starb mit 24 Jahren, der älteste mit 68: Freunde und Familienmitglieder gedachten bei einer Gedenkfeier in der Suchtberatungsstelle Dülken mit Pfarrer Axel Stein der neun Drogentoten im Kreis Viersen. 

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Der Gedenkraum in der Geschäftsstelle des Vereins an der Kreuzherrenstraße war vollbesetzt, einige Gäste nahmen stehend teil. „Mit einem so großen Zuspruch hatten wir nicht gerechnet“, sagte Yella Lennartz, stellvertretende Leiterin der Suchtberatung. Sie begleitet seit Jahren die Feier, mit der die Beratungsstelle jährlich der verstorbenen Suchtkranken gedenkt, und ist jedes Mal wieder beeindruckt von dem Gemeinschaftsgefühl, das dabei entsteht. Die Veranstaltung ist darauf ausgelegt, Zeichen gegen das Vergessen zu setzen und Hoffnung für die Menschen zu vermitteln, denen ein Leben ohne Suchtmittel nicht oder noch nicht möglich ist.

Der Leiter der Einrichtung Reiner Lennertz nannte zu Beginn der Gedenkstunde Zahlen: 2018 sind deutschlandweit erneut 200.000 Menschen an den Folgen ihrer Sucht nach Alkohol, Nikotin und sogenannten „harten Drogen“ verstorben, im Kreis der eigenen Klienten hat es neun getroffen. Die Jüngste war 24 Jahre alt, als sie starb, der Älteste 68. Einige schafften es bis zuletzt nicht, von ihrer Sucht loszukommen. Andere hatten mit Unterstützung des Vereins einen neuen Weg eingeschlagen, kamen aber gegen die Folgen ihrer Erkrankung nicht mehr an.

 „Zahlen geben jedoch in keiner Weise den Wert eines Lebens oder eines individuellen Lebenswegs wieder“, betonte Reiner Lennertz. Daher erinnerten während der Gedenkfeier zwei Berater mit sehr persönlichen Worten an zwei der Verstorbenen, die sie seit langer Zeit kannten. Deren Namen wurden aus Datenschutzgründen verkürzt als „Wilfried B.“ und „Waltraut L.“ auf zwei Schilder graviert. Die kleinen Tafeln erinnern künftig zusammen mit 20 weiteren an der Gedenkwand im Innenhof der Suchtberatung an die Verstorbenen – stellvertretend für alle, die gegen eine Sucht gekämpft haben.

„Sterben ist Trennen von dem, was im Leben schön ist“, machte Pfarrer Axel Stein von der evangelischen Kirchengemeinde Süchteln bei seiner Andacht deutlich. „Sich vorzeitig, zum Beispiel durch eine Suchterkrankung, von etwas Schönem im Leben zu trennen, ist also wie ein Tod vor dem Tod“, fuhr er fort. 

 Besondere Bedeutung beim Einschlagen eines neuen Wegs haben die Angehörigen, weiß die Suchtberatung. Sie setzt daher bei ihrer Arbeit immer stärker auf die Unterstützung der Familienmitglieder und direkten Bezugspersonen der Suchtkranken. Die Gesellschaft öffne sich zunehmend weiter für das Thema, sagt Yella Lennartz. Schulen laden sie und ihre Kollegen regelmäßig zu Präventionsgesprächen ein, viele Betroffene melden sich bei der Online-Beratungsstelle, und auch das offene Café jeden Montag wird gut als Treffpunkt angenommen.

Die 29-Jährige hatte zuvor in Düsseldorf gearbeitet und dachte, dass sich die Situation im eher ländlichen Gebiet deutlich von der in der Großstadt unterscheide. Doch die Drogen sind die gleichen, Alkoholmissbrauch dominiert und die Medikamentenabhängigkeit nimmt weiter zu, auch bei den jungen Menschen, die unter Lebensgefahr an Amphetamine als Schlankmacher und Anabolika als Muskelproduzent glauben.

Kontakt und Informationen: Telefon 02162 95110

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