Viersen Führung durch Viersens gute Stube

Viersen · Zum 100-jährigen Bestehen der Festhalle warfen zahlreiche Besucher einen Blick hinter die Kulissen.

 Technik hinter den Kulissen: Vom Seilboden aus konnten die Besucher die Bühne von oben sehen.

Technik hinter den Kulissen: Vom Seilboden aus konnten die Besucher die Bühne von oben sehen.

Foto: Franz-Heinrich Busch

"Ich denke, zu Beginn gibt es jetzt erst einmal einen Happy- Birthday-Applaus für die Festhalle, und danach können Sie Ihre gute Stube besser kennenlernen", sagt Moderator Frank Schiffers. Damit löst er einen Begeisterungssturm bei Hunderten von Besuchern aus, die sich in der Viersener Festhalle eingefunden haben.

 Blick auf die Festhallen-Bühne von oben. Auf den "Brettern, die die Welt bedeuten", begeisterte eine Kindertanzgruppe das Publikum.

Blick auf die Festhallen-Bühne von oben. Auf den "Brettern, die die Welt bedeuten", begeisterte eine Kindertanzgruppe das Publikum.

Foto: Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen)

Während die einen als Zuschauer danach das Bühnenprogramm genießen, das mit der Tanzschule Behneke und deren jüngsten Tänzern, den "Sandflöhen" beginnt, zieht es die erste Besuchergruppe hinüber zu Veranstaltungsmeister Frank Hülsmann. Gemeinsam mit ihm geht es auf die erste Besichtigungstour, um hinter die Kulissen des 100-jährigen Bauwerks zu schauen.

 Der Innenhof zwischen Festhalle und Musikschule ist jetzt mit einem wasserdichten Tuch überdacht. Bei starkem Wind fährt sich das Dach automatisch ein.

Der Innenhof zwischen Festhalle und Musikschule ist jetzt mit einem wasserdichten Tuch überdacht. Bei starkem Wind fährt sich das Dach automatisch ein.

Foto: Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen)

Was unspektakulär im Treppenhaus anfängt, bekommt schon nach den ersten Stufen einen besonderen Reiz: Denn die Besucher biegen nicht Richtung Balkone ab, sondern gehen die Stufen im Treppenhaus weiter hinauf. Hinter einer feuerfesten Tür setzt das Staunen ein: Die Besucher sind in der Beleuchtungswerkstatt gelandet. Farbfilter und Farbfolien, soweit das Auge reicht.

Um die Ecke steht Schweinwerfer an Schweinwerfer. Doch nicht sie faszinieren die Besucher, sondern die Tatsache, dass man auf einmal auf Geschichte pur schaut. "Hier sieht man das Originalbacksteinmauerwerk, wie es vor 100 Jahren war", erklärt Hülsmann, dem die Blicke auf das alte Mauerwerk nicht entgangen sind.

Ein paar Schritte weiter fasziniert der Schnürboden die Besucher. Seilzüge für die Kulissen sind dort zu sehen, und die wurde früher mit eriner Kurbel heruntergelassen, wie Hülsmann berichtet. Der Blick nach unten auf die Bühne, die etliche Meter tiefer liegt, ist nur für schwindelfreie Menschen geeignet.

Es geht weiter hoch. Alte ausgetretene Steinstufen winden sich entlang der Backsteinmauer nach oben. Hände greifen nach dem Eisengeländer, es wird merklich wärmer, und auf einmal stehen die Besucher direkt unter dem Dach der Festhalle.

Weitere Technik, dazu die gigantische Edelstahlanlage der Belüftung, ziehen die Augen der Besucher auf sich. Aufmerksamen Viersenern fällt der pechschwarze Balken im Dachgestühl auf. "Der stammt noch vom Brand und ist gelassen worden", verrät Nicola Nilles vom Kulturamt der Stadt.

Klappen, die zu weiteren Kriechgängen führen und die es so ermöglichen, Lampen von oben auszuwechseln, bleiben den Besuchern zwar verschlossen. Aber ein jeder kann sich vorstellen, wie es dort wohl aussehen mag.

Von außen in die Festhalle zu schauen ist ein Stückchen weiter möglich. Es geht über das Dach des Foyers weiter hinüber zur Lichtregie. Die riesigen "Verfolger", wie die Spot-Lichter genannt werden, sehen fast alle Besucher heute zum ersten Mal aus der Nähe. Lustig ist auch der Blick nach unten in die Halle, wo gerade das Bühnenprogramm weiter läuft.

Die Garderoben der Schauspieler, ein bisschen Kellerambiente mit weiterer Technik, dann geht es wieder in die Festhalle zurück. Viele wollen dabei noch mehr über Viersens gute Stube erfahren und greifen für 15 Euro zum Jubiläumsband "100 Jahre Festhalle". Auf den hat Kulturdezernent Paul Schrömbges schon alle Gäste neugierig gemacht. Als ein Festbuch mit vielen kleinen Anekdötchen bezeichnet er das neue Werk. "Und ich glaube, die wenigsten wissen, dass einst ein Krokodil in der Festhalle gelebt hat, denn hier gab es früher ein Aquarium", erzählt er — und macht noch mehr Lust aufs Lesen.

FRAGE DES TAGES

(tref)
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