Weißes Viersen Früher war mehr Schnee
Viersen · Draußen ist es für Mitte Januar erstaunlich mild, regnerisch und gräulich. Wo bleibt der Winter, wenn man ihn braucht? Erinnerungen an bessere Zeiten.
Endlich mal wieder weiße Weihnacht? Damit war’s auch 2022 Essig. Schöne Bescherung. Eine klirrend kalte Silvesternacht, in der der Sekt verheißungsvoll perlt? Pustekuchen. Es war einer der wärmsten Jahreswechsel seit Beginn der Wetteraufzeichnung. Und in diesem Jahr heißt das Motto von Väterchen Frost: grau, grauer, Grauen. Mal ehrlich, Winter. Was ist los mit Dir? Jeder Regentropfen verhagelt einem die gute Winterlaune. Ach nee, hageln kannst Du ja auch nicht mehr. Vor lauter nassem Niederschlag sind wir schon ganz niedergeschlagen.
Früher war natürlich nicht alles besser, aber es war wenigstens mehr Winter. Mehr Schnee. Da wirbelten Flocken frohlockend durch die Lüfte, tanzten heiter wie der Kolibri um die Lichtnelke. Da platschten nicht adipöse Regentropfen auf den Boden, mit der Eleganz eines ausgewachsenen Elefanten. Dick türmten sich am Gereonsplatz in den 1950er-Jahren die Schneeschichten auf den Käferdächern. Knirschte der Schnee unter den Schuhen. Schluckte das Weiß den Alltagsschall. Und noch vor wenigen Jahren fotografierte Pfarrer Jan Nienkerke die weiße Winterpracht rund um die Pfarrkirche St. Cornelius.
Du hinterließt am frühen Morgen Eisblumen an den Fensterscheiben, wie ein schüchterner Verehrer. Mobilisiertest die Feuerwehr, die 2021 beim Start des Viersener Impfzentrums Eiszapfen entfernen musste. Machtest die Mitarbeiter des Winterdienstes zu Helden. Gönntest Kindern Rodelvergnügen und Schneeballschlachten.
Ach Winter, auch wenn Du verschnupft bist: Komm bitte zurück!