Viersen Die Exkursion zur Demonstration

Viersen · Im Kreis Viersen nahm die Johannes-Kepler-Schule mit einer zehnten Klasse im Rahmen einer Exkursion an der „Fridays for future“-Demonstration in Düsseldorf teil. Lehrer, Schüler und die Junge Union äußern ihre Meinung.

 Schüler der Johannes-Kepler-Schule demonstrierten am Freitag im Rahmen der Aktion „Fridays for future“ vor dem Rathaus in Düsseldorf für den Klimaschutz.

Schüler der Johannes-Kepler-Schule demonstrierten am Freitag im Rahmen der Aktion „Fridays for future“ vor dem Rathaus in Düsseldorf für den Klimaschutz.

Foto: Johannes-Kepler-Schule

Die Düsseldorfer Ortsgruppe von „Fridays for future“ regte in einem Rundbrief an, dass Schulen im Rahmen eines Projekttages an den Demonstrationen rund um den Klimaschutz teilnehmen könnten. Das brachte Anja Köckert, Lehrerin für Erdkunde und Politik an der Johannes-Kepler-Realschule in Viersen, auf die Idee, eine Exkursion zu planen. Schließlich nehmen die Schüler in ihrem Unterricht seit einigen Wochen das Thema Globalisierung durch. Am Freitag fuhr Köckert also mit ihrer Klasse zur „Fridays for future“-Demo in die Landeshauptstadt. Neben der Johannes-Kepler-Schule haben sich kaum andere Schulen im Westkreis beteiligt.

Köckerts Schülerin Lena (15) sagt: „Es ist wichtig, dass sich Jugendliche für ihre Zukunft einsetzen.“ Ihre Lehrerin sieht das genauso: „In der Schule fordert man die Schüler immer auf: Sagt, was ihr denkt, zeigt eure Meinung. Bei den Demos haben die Schüler dann tatsächlich mal die Möglichkeit, ihrer Meinung Ausdruck zu verleihen.“ Schulleiter Thomas Küpper spricht von einem Spagat zwischen der Verantwortung für die Zukunft und der Verantwortung für die Gegenwart. „An sich sind die Demonstrationen aber eine gute Sache“, sagt er. Küpper schließt weitere Exkursionen nicht aus, wenn diesbezüglich Konsens in den Lerngruppen herrsche.

Die Junge Union Viersen (JU) sieht die Demonstrationen rund um den Klimaschutz jedoch gespalten. In einer Mitteilung merkt sie an, das Demonstrieren sei jederzeit in der Freizeit möglich, da müsse kein Schulschwänzen toleriert werden. Die Viersener JU-Vorsitzende Sarah Feldmann äußert sich kritisch: „Es ist wichtig, dass sich viele junge Menschen in politische Debatten einbringen. Wem wirklich etwas an dem Thema liegt, kann außerhalb des Unterrichts demonstrieren und sich politisch engagieren, das ist auf lange Sicht sicher wirkungsvoller.“ Ähnlich sieht das JU-Vorstandsmitglied Felix Curvers, Schüler eines Viersener Gymnasiums: „Ich habe den Eindruck, dass viele nur hingehen, um dem Unterricht fernbleiben zu können.“

Köckert hingegen berichtet, dass ihre Schulklasse im Vorfeld viel Engagement gezeigt und auch am Freitag viel Freizeit für die Demonstrationen investiert habe. Die Schüler mussten schließlich nach dem offiziellen Ende der Demonstration um 15 Uhr noch von Düsseldorf mit dem Zug nach Hause fahren.

Auch, wenn sich nicht viele Schüler aus Schulen im Westkreis beteiligen, sind sich die meisten Schulleiter einig: Für den Fall, dass Schüler freitags wegen der Proteste doch einmal unentschuldigt fehlen sollten, würden keine Bußgelder  verhängt werden. „Natürlich sind das dann unentschuldigte Fehlstunden, darüber hinaus gibt es aber keine Sanktionen“, sagt Leo Gielkens, Leiter der Gesamtschule Nettetal, der bisher von einer Handvoll Schüler weiß, die sich an den Demos beteiligt haben. Er äußert großes Verständnis für die Proteste, sei aber mit der Form nicht ganz einverstanden.

Der didaktische Leiter der Anne-Frank-Gesamtschule in Viersen, Matthias Schneider, sieht die Sache ein wenig anders: „Wenn Verdi streikt, machen die das auch nicht außerhalb der Arbeitszeiten.“ Freilich: Angestellte haben laut Gesetz ein Recht auf Streik, Schüler laut Gesetz Schulpflicht. Die Demonstrationen seien auf jeden Fall ein Fortschritt, sagt Schneider, ein Stück weit gehe es schließlich auch um die eigene Zukunft: „Ob wir uns von der Jugend wachrütteln lassen, bleibt abzuwarten.“ Demo-Teilnehmerin Yaren (16) von der Johannes-Kepler-Schule zumindest will dazu beitragen: „Wir junge Menschen müssen Eigeninitiative zeigen, um Zeichen zu setzen.“

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