Frauenchor aus Viersen Voi’Sis – wenn Stimmen Instrumente werden

Dülken · Unter seiner neuen Chorleiterin Stella Antwerpen startet der Frauenchor Voi’Sis durch. Geprobt wird abwechselnd in Dülken und in Willich. Der Chor hat ein markantes Alleinstellungsmerkmal.

 Können Oper, aber auch Bond-Songs wie „Skyfall“ von Adele: Voi’Sis mit Chorleiterin Stelle Antwerpen am Klavier.

Können Oper, aber auch Bond-Songs wie „Skyfall“ von Adele: Voi’Sis mit Chorleiterin Stelle Antwerpen am Klavier.

Foto: Dieter Mai

Durch die Glastür im hinteren Winkel des Schankraums klingt es vielstimmig. Im Gegensatz zum markanten Thekenlatein-Bariton der anwesenden Stammgäste hier im Traditionslokal „Dülkener Hof“ sind diese Klänge aber deutlich feiner, mitunter glockenhell. Mehrfach lässt Chorleiterin Stella Antwerpen „ihre“ Damen eine mehrstimmige Sequenz wiederholen. Hier, so ist auf Anhieb klar, wird akribisch gearbeitet. Am Ende bleibt noch offen, ob das anspruchsvolle Stück in die Liedfolge für den großen Konzertabend mit aufgenommen wird. Immerhin: „Das klingt doch gar nicht mal so schrecklich”, bescheinigt die klassisch ausgebildete Mezzosopranistin Antwerpen ihren Elevinnen mit einem Augenzwinkern.

Die heute 14-köpfige Powerfrauen-Truppe – eigentlich sind es 16, aber irgendwer ist bekanntlich  immer krank – fiebert jetzt schon ihrem großen Abend entgegen. Kein Wunder, nach einer bewegten Chorgeschichte, die bereits 2003 ihren Anfang nahm, ist das Konzert, das am Sonntag in Meerbusch stattfinden wird, das erste Event seit langem, das der Chor als Hauptact mit Bandbegleitung und Bühnenshow bestreitet. Seit seiner Gründung war das Vokalensemble als „Chant du choeur changeant“ aufgetreten. Nachdem sich die Damen Ende 2017 von ihrem langjährigen Chorleiter getrennt hatten, schien die Zukunft zunächst ungewiss. Das änderte sich 2018 mit dem Aufeinandertreffen der 16 temperamentvollen Sängerinnen und der studierten Musikpädagogin Stella Antwerpen.

Wenn man den Chor und seine Leiterin heute im Zusammenspiel erlebt, scheint es, als habe es nie eine andere Konstellation gegeben. Da haben sich offenbar verwandte Seelen gefunden. Nach dem schwierigen Stück zuvor stimmen die Sängerinnen nun einen Popsong mit Gänsehaut-Potenzial an: Bei Adeles hymnischer Bond-Titelmelodie „Skyfall“ ziehen die Vokalistinnen alle Register. Von sirenenhaft zart bis voluminös, von still bis stimmgewaltig reichen die überaus differenzierten klanglichen Möglichkeiten des Ensembles – befeuert vom Elan der Chorleiterin, die mit dem ganzen Körper agiert: als Pianistin, Sängerin und Dirigentin in Personalunion.

Ein markantes Alleinstellungsmerkmal von Voi’Sis ist das äußerst weit gefasste Repertoire. Das umfasst eine bemerkenswerte stilistische Bandbreite: von Oper über Volkslieder in populären Chor-Arrangements bis hin zu Neoklassik und – last not least – immer wieder auch Ausflüge in popmusikalische Gefilde. So begeisterten Voi’Sis  mit ihren Interpretationen der Hits von Police bis Rammstein bei der letztjährigen Ausgabe der populären Acoustic-Pop-Reihe „Dülken Unplugged“ in der Pfarrkirche St. Cornelius mehr als 800 Besucher. Stella Antwerpen zeigt sich dankbar: „Die jahrelange solide Probenkultur spürt man in jedem Takt, in jeder Note. Mit Voi’Sis konnte ich einen gut ausgebildeten Chor übernehmen.“ Den die leidenschaftliche Musikerin immer noch weiter voranbringen will. Ihr Ziel beim Chorgesang formuliert die Ensemble-Leiterin, die neben Voi’Sis noch mehrere weitere Chöre betreut, so: „Wenn es gelingt, die Stimmen im Chor zu einem Instrument werden zu lassen, dann haben wir alles richtig gemacht.“ Bei allem Anspruch an das handwerkliche Niveau sind sie und die Chordamen sich einig: Die Freude am Singen und am Gemeinschaftserlebnis sind mindestens ebenso wichtig.

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