Prozess in Mönchengladbach „Ich dachte, ich sei ein Tier beim Schlachter“

Viersen · Der Viersener, der von zwei Männern stundenlang in einer Wohnung misshandelt worden sein soll, sagte jetzt vor Gericht aus. Einer der beiden Angeklagten gab die Tatvorwürfe weitestgehend zu.

 Der Prozess am Landgericht Mönchengladbach wird am 16. Oktober fortgesetzt.

Der Prozess am Landgericht Mönchengladbach wird am 16. Oktober fortgesetzt.

Foto: Bauch, Jana (jaba)

Im Prozess um Beteiligung an einem Mordversuch, erpresserischen Menschenraub und gefährliche Körperverletzung sagte am Mittwoch das Opfer aus. Der Viersener (30) gab an, einen der beiden Männer, die ihn laut Anklage über Stunden in einer Wohnung in Viersen misshandelt haben sollen, aus einer Asylunterkunft in Viersen zu kennen.

Gemeinsam habe man einen weiteren Bekannten zu Hause besucht, habe dort zunächst Jägermeister getrunken, berichtete der 30-Jährige. Die Stimmung sei jedoch „komisch“ gewesen. Irgendwann sei es wegen Geld zu einer Prügelei zwischen ihm und dem 34-jährigen Angeklagten gekommen. Dieser habe plötzlich eine Waffe auf ihn gerichtet und ihn mit einer Kette an die Heizung gefesselt. Anschließend hätten beide Männer seine Hände und Füße mit Klebeband gefesselt und ihn auf einem Stuhl festgebunden. Dann habe der zweite Mann etwa 20 Messer geholt und erklärt: „Jetzt wollen wir Geld.“ Er sei in Panik geraten, habe Angst um sein Leben gehabt, so der Geschädigte.

Er sollte dann telefonisch bei seiner Familie um Geld bitten, bei jedem vergeblichen Versuch, jemanden zu erreichen, sei er geschnitten worden. „Ich dachte, ich sei kein Mensch mehr, sondern ein Tier beim Schlachter.“ Man habe ihm Hose und T-Shirt ausgezogen, um ihm bessere Schnitte beizubringen, zudem Flüssigkeiten aus einem Kanister in eine Spritze gezogen und ihm in die Wunden gespritzt. Als er Durst bekam, habe man ihm Salzwasser zu trinken gegeben. Er sei mit einer Antenne, einem Bambusstock und einer Flasche geschlagen, zudem mehrfach mit einer Gaspistole beschossen worden. Ihm sei klar gewesen, dass die Männer ihn töten wollten: „Sie haben sich darüber unterhalten, wie sie meine Leiche entsorgen.“

Beide Täter hätten während der Misshandlungen etwas geraucht, das Opfer glaubt, es habe sich dabei um Heroin gehandelt. Als sie davon müde wurden, habe er seine Chance erkannt und angefangen, das Klebeband an den Händen zu lockern. Schließlich habe er sich befreien können und sei aus dem Fenster im ersten Stock gesprungen.

Ein Verteidiger las am Mittwoch eine Einlassung seines Mandanten vor: Der 34-Jährige gibt darin die Tatvorwürfe zu dem Überfall auf den Geschädigten weitestgehend zu. Auslöser für die Geldforderung sei seine Angst vor Entzugserscheinungen gewesen. Er konsumiere Kokain, Heroin und Cannabis, erhalte zudem Methadon. Wie es zu dem „Folterwahn“ gekommen sei und warum sich beide Männer gegenseitig aufgestachelt hätten, könne er sich nicht erklären. Der Prozess wird am 16. Oktober fortgesetzt.

(eva)
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