Corona im Kreis Viersen Neun Bürgermeister fordern Impfangebot für Schüler ab zwölf Jahren

Kreis Viersen · Die Bürgermeister aus dem Kreis Viersen fordern mobile Impfteams für alle Schüler ab zwölf Jahren. In einem Brief an Gesundheitsminister und Schulministerin schreiben sie: „Die Strategie ,wait and see’ halten wir für unzureichend.“

 Im Rahmen einer Studie wurden im Juni schon 30.000 Jugendliche und junge Studierende geimpft.

Im Rahmen einer Studie wurden im Juni schon 30.000 Jugendliche und junge Studierende geimpft.

Foto: dpa/Fabian Sommer

In einem gemeinsamen Schreiben an die NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) und NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) fordern die Bürgermeister aus dem Kreis Viersen ein Impfangebot für alle Schüler der weiterführenden Schulen nach den Sommerferien. „Eine vierte Infektionswelle mit der Delta-Variante ohne Perspektive auf eine Impfung wäre fatal“, heißt es in dem Brief. „Lediglich Maskenpflicht, Testen und Lüften in Aussicht zu stellen, wäre die Missachtung einer ganzen Generation.“ Die Strategie „wait and see“ (abwarten und dann weitersehen) sei unzureichend, so die neun Bürgermeister.

Der Brief enthält deshalb Sprengstoff, weil die Ständige Impfkommission bislang keine generelle Impfempfehlung für Unter-18-Jährige ausgesprochen hat. Noch sei unklar, ob in dieser Altersgruppe die Vorteile einer Impfung tatsächlich höher seien als die Nachteile. Lediglich bei Kindern mit Vorerkrankung rät die Impfkommission zu einer Schutzimpfung.

In dem Schreiben argumentieren die Bürgermeister aus dem Kreis Viersen mit einer „nicht ausreichenden Perspektive“: „Die Schülerinnen und Schüler der Grund- und weiterführenden Schulen sowie der Berufskollegs stehen im Impfplan weit hinten an bzw. bekommen noch nicht einmal eine Impfempfehlung. Dabei warnen Teile der Wissenschaft eben auch bei dieser Personengruppe bei einer Erkrankung insbesondere vor den drohenden Langzeitfolgen einer Infektion.“

Daneben weisen die Bürgermeister aus dem Kreis Viersen, der direkt an die Niederlande grenzt, in denen gerade das Delta-Virus grassiert, auf einen gewünschten „Nebeneffekt“ hin: Die Impfung der Schüler sei auch „ein wesentlicher Faktor zur Erreichung der gewünschten Herdenimmunität“, heißt es in dem Brief an den Gesundheitsminister.

„Vor diesem Hintergrund schlagen wir lhnen vor und fordern, den Schülerinnen und Schülern der weiterführenden Schulen nach den Sommerferien ein explizites lmpfangebot vor Ort zu machen und dazu mobile lmpfteams einzusetzen“, heißt es in dem Brief der Bürgermeister. „Die Schülerinnen und Schüler ab zwölf  Jahren könnten sich dann mit dem Einverständnis ihrer Eltern zügig impfen lassen und so zum Schutz der Gesamtbevölkerung beitragen.“ Niederkrüchtens Bürgermeister Kalle Wassong (parteilos) ist Sprecher der neun Bürgermeister im Kreis Viersen. Er sagt: „Es geht uns bei dem Schreiben darum, nicht immer erst zu reagieren, sondern ,vor die Lage’ zu kommen.“ Gerade im Bereich der Schulen hätten die Kommunen in der Vergangenheit sehr häufig sehr kurzfristig plötzliche Entscheidungen umsetzen müssen. „Uns geht es darum, dass wir jetzt schon vorbereiten können, wie die mobilen Impfteams eingesetzt werden – verwaltungstechnisch, rechtlich, praktisch. „Damit es dann schnell gehen kann“, so Wassong. Er betonte, es gehe den Bürgermeistern nicht darum, der ständigen Impfkommission in die Parade zu fahren. „Wir wollen nur bereit sein, wenn sie eine Empfehlung auch schon für Zwölfjährige ausspricht.“ Die Vakzine haben von der Europäischen Arzneimittelbehörde eine Zulassung für Menschen ab zwölf Jahren. Die Ständige Impfkommission wartet vor einer Stellungnahme zum Thema Kinderimpfungen nach Angaben ihres Vorsitzenden Thomas Mertens noch auf Daten aus den USA.

„Das Ansinnen, eine möglichst hohe Durchimpfung zu erreichen, unterstütze ich sehr“, sagt Landrat Andreas Coenen (CDU). „Allerdings hoffe ich, dass wir bereits vor dem Ende der Sommerferien durch die verschiedenen Angebote möglichst viele, vor allem junge Bürgerinnen und Bürger, erreichen.“

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