Schwalmtal Förderschüler fit für den Job

Schwalmtal · In Kooperation mit dem Kolpingbildungswerk bereitet die Schule an der Schwalm in dieser Woche Achtklässler auf die Lehrstellensuche vor. Erstes Ziel: herausfinden, welche Fähigkeiten in jedem stecken.

Elif möchte Krankenschwester werden. „Das war immer schon mein Traumberuf, das habe ich nicht erst jetzt bemerkt“, sagt die fröhliche 15-Jährige. „Ich unterhalte mich gern, habe gern mit Menschen zu tun. Auch meine Familie findet meinen Berufswunsch richtig gut.“

Doch nicht alle Schüler der Schule an der Schwalm werden ihre Berufswünsche wohl umsetzen können. Manche seien schlichtweg unrealistisch, stellt Guido Fuchs fest, der als Sozialpädagoge vom Kolpingbildungswerk das Projekt mit der Schule in Amern durchführt. „Viele möchten zum Beispiel Kfz-Mechatroniker werden, aber dafür braucht man mathematische und technische Fähigkeiten“, sagt Fuchs. Das Projekt, das durch die Landesstiftung „Partner für Schule“ mit 5000 Euro gefördert wird, hat deshalb vor allem ein Ziel: Es soll den Schülern Möglichkeiten aufzeigen, wie sie ihre Fähigkeiten entdecken und realistisch einschätzen können. Damit sie Berufswünsche entwickeln, die zu ihnen passen – und einen Job finden, der sie glücklich macht. Das Projekt setzt in der achten Jahrgangsstufe an, um die Schüler auf das erste Praktikum im Frühjahr 2009 vorzubereiten.

Wie wichtig ein Job ist, der zufrieden macht, haben die Schüler in den vergangenen Tagen schon festgestellt. Auf Wandzetteln haben sie zusammengetragen, was es bedeutet, keine Arbeit zu haben: Unsicherheit, Langeweile, kein Geld. Was es bedeutet, einen Job zu haben: sich ein Auto leisten, eine Familie versorgen zu können. Das haben die Achtklässler auf die Wandzettel geschrieben. Andere Spiele setzen auf die so genannten social skills, die zwischenmenschlichen Fähigkeiten, die auch im Job zählen: „Wir haben Teams gebildet und mussten Tischtennisbälle so auf Stelzen transportieren, dass sie nicht runterfallen“, erklärt Schüler Deniz. „Die Teams bestanden nicht aus unseren besten Freunden, sondern aus Leuten, mit denen wir sonst kaum was zu tun haben.“ Wie im Job, sagt der 14-Jährige: „Da muss man auch mit Leuten zusammenarbeiten, die man kaum kennt.“

Einige der Schüler hätten durch die Übungen Fähigkeiten an sich entdeckt, von denen sie noch gar nicht wussten, sagt Sozialpädagoge Fuchs. „Sie spüren jetzt: Ich kann was, und traue mir was zu. Das ist sehr wichtig, denn die Schüler tragen immer noch das Stigma Förderschule mit sich herum und glauben oft nicht recht an sich selbst.“

Viele sind allerdings überzeugt, dass sie in einigen Jahren auch eine Lehrstelle in ihrem Traumberuf finden werden: Antony (15) etwa möchte Schreiner werden, Pascal (15) Autos reparieren. Und Elif hofft, dass sie als Krankenschwester arbeiten darf: „Dafür gebe ich mein Bestes.“

(RP)
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