Kreis Viersen Fische, Arznei — alles im Fluss

Kreis Viersen · Die Niers ist heute wieder so sauber, dass fast 30 Fischarten darin schwimmen. Ein Grund: Der Niersverband hat 250 Millionen Euro in Klärwerke investiert. Reste von Arzneien und Körperpflegemitteln sind aber immer noch drin.

Aal, Barsch und Zander haben ihr Urteil über die Niers bereits abgegeben. Die Kiementrägern finden das Wasser der Flusses so sauber, dass sie sich nebst drei Dutzend anderer Fischarten wieder darin tummeln. Schließlich hat der für die Wasserqualität verantwortliche Niersverband seit Anfang der 90er Jahre 250 Millionen Euro in Klärwerke und sonstige Anlagen investiert, um den Fluss von chemischen Stoffen zu reinigen, die nicht hineingehören.

Kaum noch nachweisbar

Gleichwohl: Vom letzten störenden Molekül ist die Niers noch immer nicht befreit. Die Konzentration von Arzneimittelrückständen, hormonähnlichen Stoffen und Rückständen von Körperpflegemitteln im Flusswasser ist nach Angaben Professor Armin K. Melsa allerdings so gering, "dass sie messtechnisch kaum noch nachweisbar sind". Auch diese "Spurenstoffe" noch aus der Niers zu holen, würde sehr teuer, meinte der Chef des Niersverbands gestern. "Die Betriebskosten für die dazu nötigen Anlagen wären vor allem wegen der hohen Energiekosten viermal so hoch wie heute", sagte Melsa. Ob diese hohen Ausgaben nötig und gewollt seien, müsse die Politik entscheiden. Melsa selbst gab sich in dieser Frage eher skeptisch.

Erfreulich klingt nichtsdestotrotz die Öko-Bilanz der vergangenen zwei Jahrzehnte, die Dr. Wilfried Manheller präsentierte. Kurz hinter der Niersquelle sorgen das bevölkerungsreiche Mönchengladbach und die Stadt Viersen für eine hohe Zufuhr an — freilich in Klärwerken gereinigtem — Abwasser. Dennoch liegt der Sauerstoffgehalt des Flusses bei Goch heute nur wenig unterm dem Wert an der Quelle. Anfang der 90er Jahre waren diese Werte noch deutlich schlechter.

Das gilt auch für die Konzentration von Ammonium-Stickstoff, aus dem für Fische giftiges Ammoniak entstehen kann. Der Stickstoff-Wert ist ebenfalls seit Anfang der 90er gesunken und bewegt sich heute knapp über null. Dass schließlich auch der Gehalt an Diuron, ein Rückstand von Pflanzenschutzmitteln, vermindert wurde, sei nicht zuletzt der Kooperation mit der Landwirtschaft zu danken, meinte Manheller.

Zu diesen Reinheitsgraden tragen die Kläranlagen des Verbandes kräftig bei. Sie ziehen heute etwa 95,6 Prozent der unerwünschten chemischen Last und 99 Prozent der organischen Schmutzstoffe aus dem Abwasser. Wie wichtig das für die Niers ist, zeigen zwei Zahlen: Bei Oedt besteht sie zur Häfte aus gereinigtem Abwasser, bei Goch immer noch zu einem Drittel.

(RP)
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