Viersen Finanzierung bereitet weiterhin Schwierigkeiten

Einen Gewinn von 28 000 Euro hat das Kinderhaus Viersen im vergangenen Jahr erwirtschaftet - den ersten seit der Eröffnung. Die Summe gilt als "schwarze Null", sagt Kim-Holger Kreft: "Gewinne sind nicht unsere Absicht."

Kreft ist Geschäftsführer des Allgemeinen Krankenhauses Viersen (AKH), zu dem das Kinderhaus gehört. Er erklärt, dass die schwarze Null nicht auf Kosten der Qualität gehen dürfe. Damit das Kinderhaus dauerhaft bestehen bleiben könne, sei es aber wichtig, dass es keine großen Verluste erwirtschafte. Das ist laut Kreft und der pflegerischen Leitung des Hauses, Ingrid Koenen, ausgesprochen schwierig. "Es gibt keine verbindlichen Richtlinien dazu, wie Pflegeheime für Kinder finanziert werden", sagt Koenen. Das Kinderhaus ist schließlich eine Seltenheit: Es gibt in Deutschland weniger als ein Dutzend Einrichtungen, in denen beatmete Kinder für lange Zeiträume leben können. Die meisten sind kleiner als das Kinderhaus. Jede wird anders finanziert.

In Viersen erhalten die 14 kleinen Bewohner Geld von Pflege- und Krankenversicherungen. Außerdem hat sich der Landschaftsverband Rheinland bereit erklärt, eine Pauschale zu zahlen. Zusätzlich beteiligen sich die Eltern abhängig von ihrem Einkommen mit einem Beitrag von bis zu 450 Euro im Monat. All das reicht allerdings nur, um die Pflegekosten und die Kosten für das Gebäude zu decken. Alles, was darüber hinaus geht, wird aus Spenden finanziert, zum Beispiel die Einrichtung des Hauses: jedes Bett, jeder Stuhl, jedes Therapiegerät. Auch die Förderung der Kinder wird aus Spenden bezahlt. Eingesammelt werden sie von einem Förderverein, mit dem Koenen auch alle Investitionen abstimmt.

Im Ergebnis führt das dazu, dass einige Mitarbeiter nur befristet beschäftigt werden können. So finanziert der Förderverein zum Beispiel eine halbe Stelle für pädagogische Betreuungen. Da der Förderverein aber nicht auf Dauer davon ausgehen kann, genug Spenden zu erhalten, wird die Fachkraft immer nur für einige Monate eingestellt.

Zudem bietet das Kinderhaus keine Plätze in der Kurzzeitpflege an, bei der Kinder bis zu vier Wochen bleiben würden. Diese wird anders bezahlt, so dass dem Kinderhaus bis zu 100 Euro pro Tag fehlten. "Ich kann Kinder nicht aufnehmen, wenn die Finanzierung nicht gesichert ist", sagt Koenen.

Die pflegerische Leiterin wünscht sich, dass die Finanzierung geändert wird. "Pflege ist in Deutschland auf alte Leute ausgelegt", sagt sie. Besonderheiten, die bei der Versorgung von Kindern auftreten, seien vom System nicht abgedeckt. So müsse sie um jede Investition kämpfen und habe weniger Zeit für die übrige Arbeit.

Positiv sei es für die Einrichtung, dass sie ans AKH angegliedert ist. Zum einen unterstützen die Ärzte aus der angegliederten Kinderklinik St. Nikolaus das Kinderhaus. Außerdem kann die Klinik über finanzielle Engpässe hinweghelfen. "Ohne das AKH hätten wir schon mehrmals Insolvenz anmelden müssen", sagt Koenen.

(con)
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