Viersen Feuerwehr kämpft um Nachwuchs

Viersen · Mit 1600 Leuten ist die Freiwillige Feuerwehr im Kreis Viersen gut besetzt – noch. Denn es fällt immer schwerer, neue Kräfte zu finden. Die Viersener Wehr kooperiert nun mit einem Kindergarten, um Mitglieder zu halten.

Mit 1600 Leuten ist die Freiwillige Feuerwehr im Kreis Viersen gut besetzt — noch. Denn es fällt immer schwerer, neue Kräfte zu finden. Die Viersener Wehr kooperiert nun mit einem Kindergarten, um Mitglieder zu halten.

Möglicherweise hilft der Kindergarten den Löschzügen im Viersener Süden, ihre Mitglieder zu behalten und neue zu gewinnen. Er liegt etwa 100 Meter vom Feuerwehrgerätehaus an der Berliner Höhe entfernt. Geht der Piepser von Eltern, die sich in der Feuerwehr engagieren, können sie ihre Kinder im Familienzentrum St. Elisabeth betreuen lassen. "Es gibt Leute, die gerne in der Freiwilligen Feuerwehr mitmachen möchten. Sie tun es aber nicht, wenn sie nicht wissen, wo sie ihre Kinder bei einem Einsatz hinbringen können", sagt Löschzugführer Rainer Höckels. Er hofft, dass der Kindergarten Abhilfe schafft.

Noch geht es der Freiwilligen Feuerwehr im Kreis Viersen gut. In allen neun Kommunen hat sie genug Leute, die Jugendfeuerwehren funktionieren. Dennoch bereitet die Zukunft der ehrenamtlichen Blauröcke Kreisbrandmeister Klaus-Thomas Riedel Kopfzerbrechen. Der Altersdurchschnitt in der Bevölkerung steigt, mehr Menschen brauchen Hilfe. Zugleich gibt es weniger junge Leute, die sich engagieren. Kinder haben Nachmittagsunterricht und Schulstress, ihr Freizeitverhalten hat sich geändert. "Langfristig betrachtet werden wir Nachwuchsprobleme bekommen", sagt Riedel.

Er sieht die Freiwillige Feuerwehr insgesamt in Gefahr. Sollten nicht mehr genügend freiwillige Kräfte da sein, wäre das nicht nur traurig, sondern auch teuer für die Kommunen. Sie sind verpflichtet, den Brandschutz zu gewährleisten, und müssten eine Berufsfeuerwehr unterhalten oder sie ausweiten. Das kostet viel Geld. Kommunen müssten unter Umständen andere Ausgaben streichen, um die Feuerwehrleute zu bezahlen.

Überall in NRW hat man den Nachwuchssorgen den Kampf angesagt. Kampagnen, die Frauen für die traditionelle Männerdomäne werben, gibt es längst. Kinderfeuerwehren sind im Gespräch. "Die Idee ist noch nicht ausgereift", sagt Riedel. "Dazu braucht es ein ausgefeiltes Angebot und Leute, die es umsetzen." Öffentlichkeitsarbeit ist für die Freiwilligen Wehren zum wichtigen Thema geworden. "Wir erneuern gerade unseren Internet-Auftritt. Und bei uns wird einiges getan, um die Jugendlichen bei der Stange zu halten", sagt Peter Brüster-Schmitz, Geschäftsführer der Freiwilligen Feuerwehr von Nettetal.

Die Viersener Feuerwehr versucht mit Hilfe des Kindergartens, Vätern und Müttern das Engagement in der Freiwilligen Feuerwehr zu ermöglichen. So könnte beispielsweise Dominik Schneider seinen sieben Jahre alten Sohn Fynn und die fünfjährige Tochter Lea dorthin bringen. Seine Frau arbeitet in Teilzeit, er ist Schreiner im Schichtdienst. Wenn seine Frau vormittags Termine hat, passt er auf die Kinder auf: Gerade Fynn kommt oft früh aus der Schule — im letzten Schuljahr an vier Tagen in der Woche vor 12 Uhr. Ohne den Kindergarten könnte Schneider in dieser Zeit nicht zu Einsätzen fahren. Er kann und möchte seine Kinder nicht alleine zu Hause lassen.

Alle paar Wochen bringen die Schneiders ihre Kinder zum Familienzentrum, damit sie sich dort auskennen und wohlfühlen. Schließlich ist ein Einsatz stressig. "Dann sollen die Kinder sich nicht noch an eine neue Umgebung gewöhnen müssen", sagt Leiterin Claudia Käufer. Die Idee zur Kooperation entstand in der Straßengemeinschaft auf der Berliner Höhe, wo Feuerwehrleute und Mitarbeiter des Kindergartens sich gut kennen. Seit einem halben Jahr können Kinder in der städtischen Einrichtung betreut werden. Fünf Familien der Löschgruppen Hoser und Helenabrunn haben derzeit Kinder im entsprechenden Alter — etwa ein Zehntel der Mitglieder in den Löschgruppen. Gebraucht wurde das Angebot bisher nicht, da kein Einsatz in der fraglichen Zeit stattgefunden hat.

Die Nachwuchssorgen der Freiwilligen Feuerwehren wird die Idee nicht lösen. Löschzugführer Höckels hofft aber, dass sie der Wehr im Süden hilft und anderswo Nachahmer findet. FRAGE DES TAGES

(RP)
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