Viersen Feuerwehr braucht mehr Ehrenamtler

Viersen · Vor allem tagsüber fehlen in der Stadt freiwillige Einsatzkräfte. Doch das ist nicht die einzige Baustelle der Löschzüge

 Die Feuerwache in Süchteln hat zu wenig Fahrzeug-Stellplätze. Es fehlen Büro- und Lagerräume.

Die Feuerwache in Süchteln hat zu wenig Fahrzeug-Stellplätze. Es fehlen Büro- und Lagerräume.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Die Feuerwachen in Süchteln und Dülken müssen dringend saniert werden. "Die bauliche Situation wird der Bedeutung der Standorte nicht gerecht", mahnte Sicherheitsberater Sven Ohrem jetzt in einer Sondersitzung des Ordnungs- und Straßenverkehrsausschusses. Ohrem stellte den Mitgliedern die zweite Fortschreibung des Brandschutzbedarfsplans der Stadt Viersen vor. Seine Empfehlung: Viersen sollte nicht nur in die Standorte Dülken und Süchteln investieren, sondern zum Beispiel auch in neue Schutzkleidung für die Feuerwehrleute, moderneren Atemschutz und den Ausbau des Digitalfunks. Darüber hinaus müsse das Personal aufgestockt werden.

Kommunen sind gesetzlich dazu verpflichtet, Brandschutzbedarfspläne aufzustellen. Daran wirken die örtlichen Feuerwehren mit. Der Brandschutzbedarfsplan bildet unter anderem die Personalstruktur und -stärke, Fahrzeug- und Technikausstattung sowie Daten zu Feuerwehreinsätzen ab. Darüber hinaus werden Ziele formuliert, die innerhalb der nächsten fünf Jahre erreicht werden sollen. Der Viersener Stadtrat hat 2003 erstmals einen Brandschutzbedarfsplan verabschiedet und 2011 die erste Fortschreibung beschlossen. Im Februar 2017 beauftragte die Stadtverwaltung die Sicherheitsberatung Luelf und Rinke, für die Gutachter Ohrem arbeitet, mit der zweiten Fortschreibung.

Die Mitglieder des Ordnungs- und Straßenverkehrsausschusses haben sich in der Sondersitzung einstimmig dafür ausgesprochen, den neuen Brandschutzbedarfsplan umzusetzen. Endgültig entscheidet darüber jedoch im Juni der Stadtrat. Kämmerer Norbert Dahmen rechnet damit, dass es rund 520.000 Euro kostet, die Schutzausrüstung für die Feuerwehrleute zu modernisieren. Für neue Atemschutztechnik müsste die Stadt rund 400.000 Euro, für Digitalfunk rund 145.000 Euro und für Trinkwasserschutz 45.000 Euro in den kommenden Haushalten bereitstellen. Aber: "100 Prozent können wir nicht umsetzen", sagte Dahmen. Norbert Dohmen (Grüne) hingegen betonte: "Ob Atemschutz oder Schutz des Trinkwassers - da gibt es nichts zu diskutieren, das müssen wir machen, das ist eine Pflichtaufgabe."

 Auch die Feuerwache in Dülken soll saniert werden. Der Fußboden ist schon erneuert, es fehlt unter anderem eine Abgasabsauganlage.

Auch die Feuerwache in Dülken soll saniert werden. Der Fußboden ist schon erneuert, es fehlt unter anderem eine Abgasabsauganlage.

Foto: Stadt Viersen

Dahmen sicherte in der Sondersitzung zu, dass 300.000 Euro für die Sanierung der Süchtelner Feuerwache bereitgestellt werden. "Wir möchten, dass die Planung für Süchteln möglichst schnell umgesetzt wird", sagte er. Deshalb solle der Bauausschuss in seiner nächsten Sitzung am 3. Mai über die Vergabe der Planungsleistung entscheiden. Sicherheitsberater Ohrem erläuterte, dass in Süchteln nicht nur Stellplätze in der Fahrzeughalle fehlen. Die Werkstatt sei zu klein, es gebe nicht genug Büro- und Lagerräume. "Ähnlich wie in Dülken werden die Räumlichkeiten dem relevanten Beitrag des Löschzuges zur Erreichung der Schutzziele der Stadt Viersen nicht gerecht", heißt es dazu im Brandschutzbedarfsplan.

Kommunen legen ihre Schutzziele selbst fest - so soll etwa in städtischen Bereichen Viersens die Feuerwehr im Brandfall innerhalb von acht Minuten nach Alarmierung am Einsatzort eintreffen. Derzeit könnten nahezu alle besiedelten Bereiche der Stadt planerisch innerhalb von acht Minuten erreicht werden, sagte Ohrem. Denn: "Die grundsätzliche Standort-Wahl der Wachen ist gut und bedarfsgerecht." Es gebe also auch kein Einsparpotenzial, ergänzte er. Und: Die Feuerwehr sei weiterhin auf ein gutes Zusammenspiel zwischen haupt- und ehrenamtlichen Kräften angewiesen, um Schutzziele zu erreichen. Deshalb sei es wichtig, neue Mitglieder anzuwerben. Außerdem empfehlen die Sicherheitsberater im neuen Brandschutzbedarfsplan, zwei zusätzliche hauptamtliche Kräfte im Tagesdienst einzusetzen. Denn tagsüber sei es schwierig, auf ehrenamtliche Feuerwehrleute zurückzugreifen - vor allem, weil viele von ihnen außerhalb der Stadt arbeiten und deshalb nicht zur Verfügung stehen. "Damit ist Viersen nicht alleine", sagte Ohrem, viele Kommunen hätten dieses Problem. "Aber hier ist es schon recht deutlich."

Ralf Robertz (CDU) regte an, dass die Stadtverwaltung vorrangig Stellen mit Bewerbern besetzt, die Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr sind. "Das halten wir für sinnvoll", sagte Jörg Dickmanns (SPD). Wichtig sei, dass der Brandschutzbedarfsplan schnell umgesetzt wird - da waren sich alle Fraktionen einig.

(RP)
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