Viersen Festliche Klänge in St. Remigius

Viersen · Kantor Thorsten Konigorski führt mit seinem Kirchenchor und der Kurrende Viersen, mit Orchester und Solisten die ersten drei Kantaten des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach auf.

 Thorsten Konigorski und seine Sänger bei der Probe: Noch feilt der Kantor mit den Choristen am Weihnachtsoratorium.

Thorsten Konigorski und seine Sänger bei der Probe: Noch feilt der Kantor mit den Choristen am Weihnachtsoratorium.

Foto: Busch

"Wir sind jetzt in einer Phase, die hoffen lässt, dass unser Konzert sehr, sehr schön werden könnte", bemerkte Thorsten Konigorski bei einer der letzten Proben zu Bachs Weihnachtsoratorium. "Aber ...", erscholl es vielstimmig aus dem Chor. Die Damen und Herren des Remigius-Chores wissen genau, dass ihr Kantor trotz eines solchen Lobes noch nicht zufrieden ist und die vokalen Leistungen weiter verbessern möchte. Mal feilt er an der Aussprache, mal betreffen seine Einwände die ihm nicht plastisch genug erscheinende Textausdeutung.

Die polyphonen Strukturen des Eingangschores bittet er durch eine lockere, belebte Interpretationsweise zu unterstreichen, musikalische oder textliche Zusammenhänge zu zeratmen, duldet er nicht. Das betrifft vor allem die Choräle – beispielsweise "Wie soll ich Dich empfangen" –, bei denen die Choristen nicht schleppen dürfen und zum Glück die Zeilenenden nicht mit zerdehnenden Fermaten künstlich verlängern müssen.

Immer wieder lässt Konigorski seine Vokalisten aufstehen, das beugt eventueller Müdigkeit vor, und im Stehen singt es sich allemal besser. Die Koloraturen und langen Phrasen im schwierigen Chorsatz "Ehre sei Gott" benötigen noch ein wenig mehr Glanz, aber die rund 15 versierten Sängerinnen und Sänger der "Kurrende Viersen", die das Werk gesondert einstudiert haben, werden von der Hauptprobe an unterstützend dabei sein. Tückisch ist der Übergang vom Rezitativ des Evangelisten zum Hirten-Chor "Lasset uns nun gehen gen Bethlehem". Nicht nur hier hilft Michael Decker am Flügel. Er wird beim Konzert Continuo spielen und ist an diesem Probeabend dazu gekommen, um den Chor mit der instrumentalen Begleitung vertraut zu machen. Fast erholsam für die Sänger sind der zum Schluss geprobte festliche Chor "Herrscher des Himmels", der im Konzert von Trompetenglanz überhöht werden wird, und der Choral "Brich an, Du schönes Morgenlicht", der dem immer aufmunternd agierenden Kantor ein "toll gemacht" entlockt.

Johann Sebastian Bach schrieb die ersten drei des insgesamt sechs Kantaten umfassenden Weihnachtsoratoriums für die – damals noch obligatorischen – drei Weihnachtsfeiertage des Jahres 1734. Dabei verwandte er im sogenannten Parodieverfahren sowohl für einige Chöre als auch für Arien Nummern aus früheren weltlichen Werken. Alleine drei Sätze der Geburtstagskantate BWV 214 (aus dem Jahre 1733) für die sächsische Kurfürstin finden sich in den Kantaten 1 und 3 des Weihnachtsoratoriums wieder: "Tönet ihr Pauken" heißt jetzt "Jauchzet, frohlocket"; "Kron' und Preis gekrönter Damen" ist zur beliebten Bass-Arie "Großer Herr und starker König" geworden. Der etwas blumig und gestelzt wirkende Chor "Blühet ihr Linden in Sachsen wie Zedern" erhielt eine textliche Aufwertung durch "Herrscher des Himmels, erhöre das Lallen".

Teil 1 des Oratoriums beginnt mit dem freudigen Chor "Jauchzet, frohlocket", eingerahmt von festlichem Trompeten- und Paukenklang. Adventlichen Charakter haben die bekannte, von der Oboe d'amore begleitete Alt-Arie "Bereite Dich, Zion".

Teil 2 wird von einer Holzbläser-dominierten "Sinfonia" eingeleitet, dem einzigen reinen Instrumentalsatz des Werkes. Der Hirtenthematik entsprechend, vermitteln in dieser Kantate Flöte, Hörner, Oboe d'amore und Oboe da caccia eher besinnliches Flair. Der dritte Teil ist eingerahmt vom Jubel der himmlischen Chöre, dem schon erwähnten "Herrscher des Himmels". Die biblischen Texte sind dem Lukas-und dem Matthäus-Evangelium entnommen, die betrachtenden und die biblischen Schilderungen kommentierenden Texte verfasste Friedrich Henrici Picander.

(oeh)
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