Zwei Tage Musik an der Burg Extrabreit waren die stars bei Brüggen Klassik(er)

Rund 800 Menschen feierten beim zweitägigen Musikevent in Burg Brüggen. Extrabreit erwies sich als Magnet, Newcomer Tristan Brusch polarisierte.

 Extrabreit ließen nicht nur das Lebensgefühl der 1980er-Jahre lebendig werden. Sie spielten in Brüggen auch neue Songs.

Extrabreit ließen nicht nur das Lebensgefühl der 1980er-Jahre lebendig werden. Sie spielten in Brüggen auch neue Songs.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Freitagabend, die Burg als fantastische Kulisse, alles ist angerichtet: Gut 400 Besucher haben sich eingefunden. Brüggens Wirtschaftsförderer Guido Schmidt  begrüßte die Besucher und dankte  Sponsoren, Helfern und Verwaltungskollegen. „Ein paar mehr Besucher hätten es gern sein dürfen,“ so Schmidt. Dass zeitgleich Borussia Mönchengladbach gegen Leipzig spielte, war sicher für das Festival kein Vorteil.

Ein Magnet waren Extrabreit, provokante Rocker aus Hagen, die in den frühen 19080er-Jahren sangen „Hurra, hurra, die Schule brennt“ – und die Gesellschaft wieder mal das Ende des Abendlandes nahen sah. Damals fegten Punk und New Wave die ritualisierten Rockkonzepte weg und erneuerten den revolutionären Geist der Jugendkultur. In Deutschland waren plötzlich Bands in diesem Stil angesagt.

Beim Konzert in Brüggen zeigten sie aber mal ganz klar auf, dass sie nicht zum alten Eisen der Musikszene gezählt werden müssen. Ihre bekannten Songs spielten sie mit viel Drive und auch in neuen Arrangements, wie das bejubelte „Polizisten“. Die „Geisterbahn“ ging gut ab, viel Druck und Willen bei „Her mit den Abenteuern“ oder „Kleptomanie“. Ihre Hommagen an Hildegard Knef „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ und Harald Juhnkes „Nichts ist für immer“ kamen sehr gut an. Neue Stücke im Programm wie „Besatzungskind“ zeigten, dass Extrabreit sich nicht nur auf ihren Lorbeeren ausruhen. Für viele im Publikum war es eine Zeitreise in die eigene Jugend, die sie genossen.

Als Support war Tristan Brusch engagiert worden, ein junger Sänger und Songwriter aus einer Musikerfamilie, bekannt nach seinem Auftritt bei Ina Müller. Mal am Klavier, mal mit Akustik- und E-Gitarre, mal ohne jedes Instrument trug Brusch eine knappe Stunde seine Stücke vor. Seine Texte bleiben nicht an der Oberfläche, er geht, was die Worte und deren Interpretation betrifft, ganz hinein und reizt die Dynamik einer Stimme voll aus, vom Flüstern bis zum Schreien. Es sind Lieder über Beziehungen, über einen verlorenen Freund, über die U-Bahnpenner in Berlin, über den persönlichen Stress, immer genügen zu müssen.  Vielen Besuchern war das offensichtlich zu viel, oder sie wollten solche Themen gar nicht hören. „Ich will nicht unterhalten, ich will euch berühren“, so Tristan Brusch, der mit seinen Texten provozierte. Dass lebhaft über seinen Auftritt diskutiert wurde, zeigt, dass er sein Ziel durchaus erreicht hat.

 Chris Thompson, Ex-Manfred Mann’s Earth Band, spielte seine Hits.

Chris Thompson, Ex-Manfred Mann’s Earth Band, spielte seine Hits.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Die Gemeinde Brüggen als Veranstalter war mit den insgesamt rund 800 Besuchern an zwei Tagen zufrieden. „Tristan Brusch wurde kontrovers diskutiert, aber er brachte auch Menschen aus Berlin, Hamburg und Frankfurt mit“, sagte Guido Schmidt. Werbung für die Burggemeinde als Urlaubsziel zu machen, sei ein Ziel der „Brüggen Klassik(er)“. Viele würden nach den Konzerten sagen „Ich komme noch mal wieder“.

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