Baudenkmal in Viersen Auf der Suche nach den Hohlziegeln

Viersen · Die Restaurierung und Reaktivierung des Baudenkmals Tho Lemmejans hat ein erstes Etappenziel erreicht. Die Hofanlage von 1548/49 hat wieder ein dichtes Dach. Rund 50 Prozent des alten Dachstuhls, der aus Eichenbalken besteht, konnte original erhalten bleiben.

 Die 1548/49 erbaute Hofanlage Tho Lemmejans in Viersen wird restauriert.

Die 1548/49 erbaute Hofanlage Tho Lemmejans in Viersen wird restauriert.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Wo sich die Baustelle an der Brasselstraße befindet, ist schon von Weitem erkennbar. Das liegt an dem spektakulären Gerüst-Dachschirm, der schützend über dem Baudenkmal Tho Lemmejans steht. Das wird sich in Kürze allerdings ändern. „Wir haben nun erneut ein dichtes Dach, das die Eichenkonstruktion aus dem 16. Jahrhundert mit ihren originalen Decken und Lehmwänden wieder zuverlässig schützt. Daher kann der Schutzschirm demnächst weg“, sagt der betreuende Architekt Martin Breidenbach. Im vergangenen Jahr hat die Familie Peter Overlack aus Liedberg die Restaurierung und Reaktivierung von Tho Lemmejans in Viersen gestartet und damit die Rettung eines wahren geschichtlichen Schätzchens ins Leben gerufen.

Der Tho Lemmejans hat eine hohe baugeschichtliche Bedeutung. Gemäß einer dendrochronologischen Untersuchung, die das LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland veranlasste, sind die Eichenbäume für die Errichtung des Gebäudes 1545 bis 1548 gefällt worden, so dass als Baujahr 1548 oder 1549 angenommen wird. Das Gebäude vereinigt in sich zwei bauhistorische Epochen, nämlich das Rauchhaus mit hoher Tenne und offen brennendem Feuer sowie das Doppelankerhaus, mit einem so genannten hohen Herd unter einer großen Kaminschürze. Zudem hat der 30-jährige Krieg Spuren am Gebäude hinterlassen, die sich baugeschichtlich interessant ausdrücken. Allesamt Dinge, die bei der Restaurierung berücksichtigt werden und erkennbar bleiben.

 Der Viersener Architekt Martin Breidenbach betreut das Projekt.

Der Viersener Architekt Martin Breidenbach betreut das Projekt.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Die erste Maßnahme der Arbeiten umfasste die Sicherung des Daches, um ein weiteres Hineinregnen in die denkmalgeschützte Hofanlage zu verhindern. Rund 50 Prozent des alten Dachstuhls, der aus Eichenbalken besteht, konnte original erhalten bleiben. Die anderen 50 Prozent wurden ergänzt, wobei wie im Original mit Rundholzstangen gearbeitet wurde. „Ursprünglich lagen die Sparren 1,50 Meter auseinander, was einen Hinweis auf ein Strohdach gibt. 150 Jahre später kamen Ziegel auf das Dach. Da diese einen schmäleren Sparrenabstand benötigen, wurden seinerzeit Fichtenrundholzstangen dazwischengesetzt. Der Zustand, in dem wir das Baudenkmal vorgefunden haben“, sagt Breidenbach. Über den ergänzten Dachstuhl wurde eine statisch wirksame Verschalung über das Dach gezogen. Diese Unterdachbahn hat nun die Verlattung erhalten, auf die die Ziegel kommen.

 Ein Drittel der alten Hohlziegel kann noch verwendet werden, noch suchen die Bauherren nach zusätzlichem Material.

Ein Drittel der alten Hohlziegel kann noch verwendet werden, noch suchen die Bauherren nach zusätzlichem Material.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Von den alten, grau gedämpften Hohlziegeln, die das Gebäude eindeckten, kann jedoch nur ein Drittel wiederverwendet werden. „Wir haben bereits bei einem Abbruch an der Eichenstraße alte Ziegel gesammelt, aber sie reichen nicht. Bislang können wir rund dreiviertel des Daches eindecken“, sagt Overlack. Das heißt, man ist weiterhin auf der Suche nach den alten rechtsüberdeckenden Ziegeln. Doch bevor die Ziegel aufs Dach gehen, muss noch der große Hauptschornstein aufgemauert und durch den First geführt werden. Im gleichen Bauabschnitt wurde das Ständerwerk des Gebäudes an sechs Stellen um 40 Zentimeter hochgedrückt und gerichtet. Es kam zur Entfernung von schadhaftem Holz- wie auch Mauerwerk, was teilweise den Eindruck erweckt, als würde der Hof freischwebend in der Luft hängen. Stützkonstruktionen sind im gesamten Gebäude verteilt und fangen ab. Alle alten Bauteile, die jetzt im Tho Lemmejans zu sehen sind, bleiben. Um sie herum wird weiter rekonstruiert.

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