Reinhardt Lüger & Johannes Wahlenberg "Es musste ein Ruck durch die CDU gehen"

Viersen · Die Niederkrüchtener CDU will mehr Transparenz, mehr Angebote für Senioren und mehr Arbeitsplätze im Ort

 CDU-Fraktionschef Johannes Wahlenberg (l.) und der Parteivorsitzende Reinhardt Lüger.

CDU-Fraktionschef Johannes Wahlenberg (l.) und der Parteivorsitzende Reinhardt Lüger.

Foto: Busch

NIEDERKRÜCHTEN Die CDU Niederkrüchten hat eine neue Doppelspitze: Reinhardt Lüger hat den Parteivorsitz übernommen, und Johannes Wahlenberg führt die Fraktion. Ein Gespräch über ihre Ziele, die Zukunft der Gemeinde und die Pläne für das Flugplatzgelände.

Die CDU ist nach wie vor die stärkste politische Kraft in der Gemeinde, verlor aber 2015 schon zum zweiten Mal eine Bürgermeister-Wahl gegen einen unabhängigen Kandidaten. Wie gehen Sie damit um?

Reinhardt Lüger Die Niederlage hat wehgetan, aber die Zeit des Wundenleckens ist längst vorbei.

Welche Lehren haben Sie gezogen?

Lüger Um einen Alt-Bundespräsidenten zu zitieren: Es musste ein Ruck durch die CDU gehen. Wir haben bei unserer Mitgliederversammlung ein neues Konzept gewählt, in dem wir die Mitglieder stärker einbezogen, mit ihnen diskutiert haben. Das wollen wir auch auf anderen Ebenen tun. Wir haben drei Arbeitskreise ins Leben gerufen, die zu den Themen "Wohnen und Lebensqualität", "Sicherheit" sowie "Arbeit und Wohlstand" Vorschläge erarbeiten, die in die konkrete Ratsarbeit einfließen werden. Wir sind auf What's App und Facebook aktiv. Die Resonanz ist sehr gut. Viele wollen mitarbeiten. Wir haben eine Reihe von Neueintritten. JOHANNES WAHLENBERG Wir müssen die Sacharbeit transparenter machen und auch zwischen den Wahlen erkennbar sein. Neue Köpfe können da sicherlich einen positiven Effekt haben.

Wie beurteilen Sie die Arbeit von Bürgermeister Kalle Wassong?

Wahlenberg Die Führung einer Verwaltung ist eine Management-Aufgabe. Kalle Wassong ist ein großer Motivator. Er ist ausgleichend, kann sich aber auch durchsetzen. Ich traue es ihm zu. Er hat unsere volle Rückendeckung. Ich habe den Eindruck, dass ein neuer Geist ins Rathaus eingezogen ist. Der Bürgermeister packt viele Dinge an - auch solche, die wir schon seit längerem verfolgt haben, zum Beispiel das Bäderkonzept, die interkommunale Zusammenarbeit oder die Kooperation mit Brüggen und Schwalmtal in Schulfragen. Hier kommt einiges voran, auch wenn wir noch nicht allen Punkten Ergebnisse haben.

Wohin steuert die Gemeinde?

Lüger Wir brauchen ein Gesamtkonzept. Das erfordert einen ganzheitlichen Blick auf die Gemeindeentwicklung. Wo hat der Einzelhandel Perspektiven? Wo können wir Gewerbeflächen entwickeln? Wie sichern wir das Schulangebot? Wie organisieren wir die ärztliche Versorgung? Dafür brauchen wir Konzepte, und dabei dürfen wir uns nicht allein auf die Konversion des Flughafengeländes fokussieren.

Wie kann ein solcher ganzheitlicher Ansatz aussehen?

Wahlenberg Nehmen wir das Thema demografischer Wandel. Wir leisten uns einen neuen Jugendtreff in Elmpt, dessen Frequentierung dem Vernehmen nach eher gering ist. Warum sollten wir nicht über zusätzliche Nutzungen nachdenken? Zum Beispiel Angebote für Senioren? Der Jugendtreff könnte eine Art Mehrgenerationenhaus werden.

Warum läuft die Konversion des Flughafengeländes so schleppend?

Wahlenberg Hier gibt es viele Beteiligte und viele Interessen. Das macht es kompliziert. Klar ist aber: Da muss Dampf auf den Kessel. Gerade die Entwicklung der Gewerbeflächen für unseren eigenen Bedarf ist absolut vordringlich. Wir haben im Augenblick keinerlei Flächen mehr für Betriebe, die sich hier ansiedeln oder erweitern wollen. Unternehmer, die sich hier nicht weiterentwickeln können, werden es woanders tun. Wir haben aber noch nicht einmal mit der Bauleitplanung angefangen. Allein die wird zwei Jahre dauern, ehe wir Baurecht haben. Wir laufen den Dingen hinterher. Das ist ärgerlich. LÜGER Wir haben in der Gemeinde 6500 Haushalte. Davon sind 5200 Auspendler. Da stimmt die Balance nicht. Darum müssen wir vor Ort mehr Arbeitsplätze schaffen, auch um für Neu-Bürger attraktiv zu sein.

JOCHEN SMETS FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(jo-s)
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